Mordspuren - Neue spektakulaere Kriminalfaelle - erzaehlt vom bekanntesten Kriminalbiologen der Welt
denn sie hatten wenigstensein Abendessen, das sie mit großen Schlucken Wasser hinunterspülten.
Wer noch nie Mutters Küche verlassen hat, fragt sich nun vielleicht, wie die Piraten das harte, trockene Leder essbar und verdaulich machen konnten. Nun, jeder, der an so starkem Hunger leidet, wird dafür eine Lösung finden, und das gilt auch für Piraten.
Zunächst schnitten sie das Leder in schmale Streifen. Diese klopften sie mit Steinen weich, indem sie es oft in Wasser tauchten und mit den Steinen bearbeiteten. So wurde das Leder geschmeidig. Die Haare und Borsten, die noch im Leder steckten, wurden weggekratzt. Danach grillten die Piraten das Leder, schnitten es in kleine Häppchen und spülten diese mit – wie gesagt – viel Wasser hinunter, das sie zum Glück in genügender Menge bei sich führten.«
Die Piraten überlebten den Hunger übrigens – am fünften Tag fanden sie zwei Sack Mehl, die Morgan verteilen ließ. Das genügte aber nicht, und einige der harten Jungen mussten den weiteren Weg im Kanu bewältigen, da sie nicht mehr stehen konnten. Am sechsten Tag fanden sie erneut keinerlei Nahrung, sodass sie nun Blätter und Gras verspeisten. Erst abends fanden sie in der Nähe von Santa Cruz eine Scheune, in der Mais lagerte, den sie roh in sich hineinstopften.
Die Laune war nun am Nullpunkt angekommen, und vorsichtige Beschwerden an der Führung wurden geäußert. Nachts konnte kaum einer der immer noch hungrigen und zudem geblähten Piraten schlafen, doch am siebten Tag erreichten sie endlich Santa Cruz. Dort konnten sie sich die ersehnten Nahrungsmittel beschaffen und kamen so mit ihrem Piratendasein wieder in Einklang.
Der mordende Hirte (1771)
Ende September 1771 hütete Johann Goldschmidt in der Nähe von Eichelborn in Thüringen seine Herde. Mit einem Mal drehten die Schafe durch. Ein vorbeiwandernder Handwerksbursche, den weder Goldschmidt noch die Tiere kannten, soll die Ursache gewesen sein. Der Hirte soll sich so darüber aufgeregt haben, dass er dem Vorbeikommenden mit einem Knüppel derart auf den Kopf schlug, dass dieser daran starb.
Die Leiche des Burschen zog Goldschmidt ins Gebüsch und lagerte sie dort bis zum nächsten Tag. Dann entkleidete und zerstückelte er sie und nahm einige Teile mit nach Hause. Er kochte sie dort und aß sie auf – bis auf einige Stücke, die er seinem Hund verfütterte. Die Kleidung des Toten versteckte er, wohl um die Identifizierung zu erschweren. Die Tat blieb allerdings zunächst unentdeckt, sodass keine Ermittlungen erfolgten.
Ein halbes Jahr später lud Goldschmidt allerdings ein elfjähriges Mädchen zu sich ein. Das wurde ihm (und dem Mädchen) zum Verhängnis. Angeblich wollte Goldschmidt dem Kind seine Wohnzimmeruhr vorführen. Während das Mädchen die Uhr betrachtete, packte er das Kind und schnitt ihm mit dem Messer die Kehle durch. Dann schlug er ihm mit einem Beil auf den Kopf und ins Genick. So konnte er sicher sein, dass sein Opfer wirklich tot war.
»Das Blut«, so heißt es in dem Bericht, »wischte er weg, zerhackte die Leiche in kleine Stücke, zog die Kopfhaut mit den Haaren herunter, versteckte sie, zerhaute den Kopf, die Finger und Zehen und verbrannte alles. Von dem übrigen zerhackten Fleisch kochte er ein halbes Pfund und aß etwas. Am Tag darauf warf er das übrige Fleisch in einem Sack in den Keller des Nachbarn.« Teile der Finger und Zehen warf er hingegen einfach auf den Misthaufen vor seiner Tür.
Da das Mädchen als vermisst gemeldet wurde, stellte man rasch eine Verbindung zu Goldschmidt her. Denn erstens warder Sack mit dem weggeworfenen Menschenfleisch gefunden worden. Zweitens klaubte man aus dem Misthaufen die nicht verbrannten Zehen heraus, und drittens fand die Polizei bei der Durchsuchung von Goldschmidts Haus auch die blutige Kleidung der Vermissten.
Damit war der Fall im Grunde geklärt. Unter dem Eindruck der raschen Ermittlungsergebnisse gestand der Hirte nun auch noch den bislang unentdeckten Mord am Handwerksburschen, der angeblich die Tiere so gestört hatte.
Die Verteidigung Goldschmidts ist trotz des schnell gelösten Falles interessant: Während er den vorbeikommenden Jungen »in der Hitze und aus Zorn« erschlagen haben wollte, quälten ihn nach eigener Aussage fortan unaufhörlich weitere Mordgedanken.
Ob das stimmt, ist allerdings schwer zu sagen. Goldschmidt widersprach damit nämlich einer früheren Aussage. Ursprünglich hatte er angegeben, das Mädchen nur zur Beschaffung von sonst
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