Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mordspuren - Neue spektakulaere Kriminalfaelle - erzaehlt vom bekanntesten Kriminalbiologen der Welt

Mordspuren - Neue spektakulaere Kriminalfaelle - erzaehlt vom bekanntesten Kriminalbiologen der Welt

Titel: Mordspuren - Neue spektakulaere Kriminalfaelle - erzaehlt vom bekanntesten Kriminalbiologen der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Benecke
Vom Netzwerk:
eine Nacht verlassen musste.
    Franz Bratuscha wird als äußerst intelligenter Mensch geschildert und ist nach dem Gutachten der Gerichtsärzte geistig vollkommen normal…
    Was insbesondere das Verzehren des Fleisches des eigenen Kindes anlangt, so hat sich die Bestätigung dafür, dass er durch das Lesen von Beschreibungen der Sitten wilder Völker darauf geführt worden sei, gefunden. Die Hausdurchsuchung hat das Buch
Australien und seine Inseln
zutage gefördert, in welchem Franz Bratuscha gerade jene Ausführungen, welche die Behandlung der Kinder der Wilden seitens ihrer Eltern besprechen, dadurch hervorhob, dass er an den Rand des bezüglichen Blattes mit eigener Hand schrieb: ›Verschollene Johanna Bratuscha‹.
    Der Wortlaut der bezüglichen Stelle ist folgender:
    ›Von schönem Eheleben wissen uns die Missionare nur wenig zu erzählen. Auch das Leben der australischen Kinder ist voll von Leiden und Martern; hässlich handeln die Australier dennoch nicht mit ihnen. Reisende machen hierüber ganz rührende Mitteilungen. Dem Neugeborenen zur Ehre, besonderswenn es der Sohn irgendeines hervorragenden Mannes ist, tanzen sie feierliche Tänze und bemalen ihn mit roter Farbe. Die Kinder armer und gewöhnlicher Eltern schmieren sie wenigstens mit Asche und Kohle an, wenn sie sich die teure rote Farbe nicht verschaffen können.
    In manchen Gegenden tragen die Mütter ihre verstorbenen Kinder oft mehrere Wochen mit sich herum, bis nur noch die Knochen übrig bleiben, die sie dann verbrennen und begraben. Dieselben können sich nach Schilderung der Reisenden nicht trösten, wenn ihnen ein Kind stirbt. Für die Aufziehung ihrer Kinder sorgen die Australierinnen so liebevoll, dass sie mancher unserer Mütter als Beispiel dienen könnten. Wenn sie weinen, wandern sie von Hand zu Hand; solange dieselben nicht gehen können, tragen sie die Mütter in warmen und weichen Häuten am Rücken mit sich herum, oft sogar bis zum dritten Lebensjahre. Seinen Sohn nimmt der Vater, sobald jener gehen kann, schon mit sich auf die Jagd und unterrichtet ihn in allen notwendigen Geschicklichkeiten und erzählt ihm Geschichten. Später unterrichtet er ihn im Klettern, Speerwerfen und Schleudern des Bumerangs, er lehrt ihn Hunger und Durst ertragen und unterrichtet ihn im Fischen, Jagen und in allem zum Leben Nötigen.
    Es ist daher bei dieser Sorgfalt für die Kinder und bei der großen Liebe zu denselben fast nicht glaubwürdig, gewiss aber ganz unverständlich, dass die Australier die grausame Gewohnheit haben, ihre Kinder zu töten. Besonders verbreitet soll diese Gewohnheit vor der Ankunft der Europäer gewesen sein. Wahrhaft merkwürdig ist ein solcher Menschenstamm: auf der einen Seite so viel Liebe und Sorgfalt für die Kinder, auf der anderen aber so viel Grausamkeit! Armut und Not sind dafür gewiss nicht die einzigen Erklärungsgründe, denn es ermorden auch solche Stämme ihre Kinder, welche in den fruchtbarsten Gegenden leben, wo sie alles im Überfluss haben – wahrscheinlich ist irgendwelcher Aberglaube die Ursache davon.‹
    In einem Kapitel mit der Überschrift ›Glaube und Aberglaube‹ findet sich der Passus: ›Wenn alles hergerichtet ist, bereiten sie sich für die Beerdigung vor, wenn sie nicht schon früher den Leichnam aufgezehrt haben.‹
    Bei der Besprechung der Nahrung der Melanesier heißt es zum Schluss:
    ›Aber lieber als alle diese Genussmittel ist den Melanesiern noch heute Menschenfleisch; nicht eine einzige Insel kann man in dieser Beziehung ausnehmen. Auf den Salomoninseln gilt die Vorschrift, jeden Fremdling, sobald er ans Land tritt, so schnell als möglich niederzuschlagen und zu verspeisen. Obwohl die Neukaledonischen Inseln schon mehrere Jahre unter französischer Herrschaft sind, ist es den Franzosen bisher noch nicht geglückt, ihren Untergebenen diese grausame Sitte abzugewöhnen.‹
    Entschieden stellte Franz Bratuscha in Abrede, dass irgendwelcher Aberglaube auf ihn eingewirkt hätte. Auch Zellengenossen gegenüber, die ihn in dieser Richtung harmlos ausholten, vertrat er diesen Standpunkt. Aus seinen Aufzeichnungen, aus welchen zu entnehmen ist, dass er sehr frommer Natur ist, lässt sich hierfür ein direkter Beweis auch nicht erbringen.
    Dass er aber abergläubischen Anwandlungen nicht ganz ferne stand, scheint Folgendes zu erhärten.
    Franz Bratuscha war als Infanterist in Bosnien stationiert. Auf einem von ihm in deutscher Sprache verfassten Wachablösungsrapport vom 30. Juli 1886

Weitere Kostenlose Bücher