Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mordspuren - Neue spektakulaere Kriminalfaelle - erzaehlt vom bekanntesten Kriminalbiologen der Welt

Mordspuren - Neue spektakulaere Kriminalfaelle - erzaehlt vom bekanntesten Kriminalbiologen der Welt

Titel: Mordspuren - Neue spektakulaere Kriminalfaelle - erzaehlt vom bekanntesten Kriminalbiologen der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Benecke
Vom Netzwerk:
Sowjetunion. (Repro: M. Benecke)
    Im Dorf liegen alle entkräftet da und sind nicht in der Lage zu arbeiten. Im ganzen Dorf sind noch etwa zehn Pferde für achthundert Höfe übrig. Früher gab es an die zweitausendfünfhundert Pferde. Das war im Frühjahr letzten Jahres.
    An den Geschmack des Fleisches können wir uns nicht erinnern, da wir das Menschenfleisch in geistig schwachem Zustand aßen. Bei uns gab es nie einen Fall, dass jemand umgebracht wurde, um Menschenfleisch zu bekommen. Bei uns gibt es Leichen genug, und wir haben nie auch nur daran gedacht, jemanden umzubringen.
    Sonst kann ich nichts mehr aussagen, meine Aussage wurde mir vorgelesen und wurde nach meinen Worten richtig aufgeschrieben.«
Kannibalismus nach Flugzeugabsturz (1972)
    Ausgerechnet am Freitag, dem 13. Oktober 1972, startete eine Fairchild F-227 in Montevideo (Uruguay). Die Maschine hatte zweiundfünfzig Sitze. Da die Rugby-Mannschaft »Old Christians« sowieso das ganze Flugzeug vom uruguayischen Militär gemietet hatte, packte man gratis fünfundzwanzig Verwandte und Freunde dazu. Insgesamt gingen fünfundvierzig Menschen an Bord.
    Das Wetter war schlecht, aber die jungen Sportler drängten die beiden Piloten, nach einem erzwungenen Zwischenstopp in Mendoza (Argentinien) möglichst schnell weiterzufliegen. Die Piloten ließen sich entweder breitschlagen oder glaubten selbst, den Flug bewältigen zu können. Starten musste man auf jeden Fall, da die Militärmaschine nicht länger auf argentinischem Boden bleiben durfte. Die Frage war nur, ob es zurück nach Hause ging – in die Sonne – oder Richtung Freundschaftsspiel über die Anden nach Santiago de Chile – ins Unwetter. Man entschied sich gegen drei Uhr nachmittags für die zweite Möglichkeit.
    Das erwies sich als unvernünftig. Nicht nur war die Sicht nahe der Berge sehr schlecht, sondern die nachmittags vom Boden aufsteigende, von der Sonne erhitzte Luft traf entlang der Felsen auf eine eisige Umgebung. Die entstehenden Luftvermischungen bedeuteten für die kleine Fairchild gewaltige Turbulenzen. In etwa dreitausendfünfhundert Meter Höhe prallte die Maschine gegen einen Berg.
    Durch eine Reihe von Zufällen überlebten zweiunddreißig Menschen: Die Maschine war zwar in mehrere Teile gebrochen, doch die Passagierkabine traf auf eine Fläche auf, die genau dasselbe Gefälle hatte wie das aufprallende, zerstörte Flugzeugteil. Zudem federte der hohe Schnee – in den Anden kann die Schneedecke Dutzende Meter messen – den Aufprall ab, der mit über dreihundert Stundenkilometern erfolgte. Nach gewaltigem Geschlitter blieb die Passagierkabine samt zerdrücktem Pilotenraum daher relativ heil liegen.
    Da der Höhenmesser im Cockpit nach dem Absturz nicht mehr funktionierte, gaukelte er eine Höhe von nur zwei statt über drei Kilometern vor. Doch selbst die richtige Information hätte dem Team kaum geholfen. Sie lebten daheim im warmen Flachland, niemand von ihnen kannte sich in den Bergen aus. Aus einem für kurze Zeit in Gang gesetzten Radio erfuhren die Unglücklichen nach zehn Tagen, dass die in der Weite der Anden tatsächlich hoffnungslose Suche abgeblasen worden war. Aus der Sicht der Suchtrupps durchaus nachvollziehbar: Die Maschine war so klein, dass sie aus der Luft kaum zu sehen war, und nach zehn Tagen in der Eiseskälte ohne Nahrung, Schutz und passende Kleidung bestand in der Tat keine Hoffnung mehr. Zuletzt war die Maschine sogar von einer Lawine überrollt worden, sodass sie spätestens zu diesem Zeitpunkt wirklich kaum noch zu erkennen gewesen wäre. In der ersten Woche des eisigen Lagers starben fünf zunächst Überlebende an ihren Verletzungen. Damit lagen nun insgesamt achtzehn Leichen mehr oder weniger weit vom Flugzeug entfernt.
    Zunächst sah es für die halbwegs unverletzten Überlebenden gar nicht so schlecht aus. Zwar steigt der Wasserverbrauch des Körpers mit zunehmender Höhe stark an, doch in Aluminiumpfannen, die sich die Überlebenden aus den Trümmern des Flugzeugs zurechtbogen, ließ sich durch Sonnenstrahlung genügend Schnee schmelzen, sodass niemand verdurstete. Gegen die Kälte konnten sie sich halbwegs schützen, indem sie sich in den Trümmern einigelten. Um ein wenig zusätzliche Wärme zu erzeugen, verbrannte die Gruppe zudem ihr gesamtes Papiergeld, etwa siebentausendfünfhundert Dollar. Doch zu essen gab es praktisch nichts – abgesehen von einigen Schokoriegeln, Päckchen mit Nüssen und ein paar Flaschen Alkohol, die den Absturz

Weitere Kostenlose Bücher