Mordspuren - Neue spektakulaere Kriminalfaelle - erzaehlt vom bekanntesten Kriminalbiologen der Welt
Taten, warum man manchmal meinen könnte, dass Vampire nicht nur als untote Filmfantasie, sondern auch als Menschen aus lebendem Fleisch und Blut unter uns weilen.
Besonders bekannt geworden ist in Deutschland dabei der Fall von Daniel und Manuela Ruda, die einen Freund unter angeblich »satanistischen« Begleitumständen töteten. Die Täter wurden allerdings in die Psychiatrie und nicht ins Gefängnis geschickt, nachdem die Nervenärzte den beiden »überwertige Ideen« bescheinigt hatten. Auch die Journalisten waren nicht sonderlich geschockt, sondern sahen sich im Gerichtssaalbloß »zynisch-geschmacklosen Fantasien wie von einem drittklassigen Hollywood-Autor« ausgesetzt. So viel zum teuflischen Einfluss auf die Menschheit.
Untergegangen ist hierzulande ein deutlich interessanterer Vorläuferfall. Dieser Mord hätte eigentlich alles gehabt, um ihn in die Berichterstattung zu hieven: Blut, Tränen, Sex und vier scheinbare Vampirinnen. Aber anders als bei den Rudas wurde sehr deutlich, welchen »Knacks« die Täterinnen wirklich hatten. Damit entwich aber gleichzeitig der gefürchtete Einfluss des Satans, und übrig blieben nur die Scherben von vier verpfuschten Leben. Weil dieser Fall einen tieferen Einblick hinter das angebliche Anlitz des Bösen erlaubt, möchte ich den Fall von Tracey Wigginton und ihren Freundinnen als ersten »Vampir«-Fall bringen.
Tracey Wigginton: vier Freundinnen im Vollmond (1989)
Das australische Brisbane war in den 1980er-Jahren zwar eine ausgewachsene Stadt, doch lag sie letztlich am Ende der Welt, ganz im Osten Australiens. Das Internet war kaum entwickelt, Aids erst ein fernes Donnergrollen, und die nächsten großen Städte Sydney und Mackay waren mindestens fünf Stunden mit dem Auto entfernt. Sollte etwas Spannendes passieren, musste man sich also selbst etwas einfallen lassen.
An einem Oktoberabend im Jahr 1989 traf sich Tracey Wigginton zum ersten Mal mit drei Mädels, und der Ort deutete schon darauf hin, dass es sich nicht um ein ganz normales Kaffeekränzchen handelte: Der Lewmors Club, in dem sie sich verabredet hatten, war eine Homosexuellen-Bar.
Dort fanden sich damals Menschen aller Couleur zusammen. Weder Tracey – mit vierundzwanzig Jahren und einem Meter achtzig Größe wog die Stahlarbeiterin deutlich über hundert Kilogramm – noch ihre Freundinnen stachen aus deraufgeschlossenen Menge hervor. Eines der vier Mädels hieß Kim und kleidete sich ganz in Schwarz, während ein weiteres schweigsam war und den anderen meist nur zuhörte. Die vierte Frau war Lisa Ptaschinski, ebenfalls vierundzwanzig Jahre alt und örtliche Rekordhalterin bei Selbstmordversuchen. Allein in den vergangenen fünf Jahren musste sie zweiundachtzigmal ins Krankenhaus, weil sie sich mit Heroin, verschluckten Rasierklingen und weiteren eigentlich todsicheren Methoden umbringen wollte oder zumindest so tat. Sie wurde jedes Mal gerettet.
Die depressive Lisa und Tracey fanden sich auf Anhieb sympathisch und stellten fest, dass es wohl kein Zufall sein könnte, dass der Vollmond gerade heute über ihre soeben erblühende Zuneigung schien. (Wir haben es nachgerechnet, tatsächlich fehlten noch zwei Nächte bis zum »echten« Vollmond; M. B.) Die beiden zogen also ab nach Hause und verbrachten eine romantische Nacht miteinander.
Im Liebesgewühl gestand Tracey ihrer neuen Freundin, dass sie gerne ihr Blut trinken wollte. Das war kein Problem, denn Lisa wusste als Heroinsüchtige, wie man sich die Adern am Arm abbindet. Sie berichtete der Polizei später, dass Tracey ihr nach dem Abbinden ins Handgelenk geschnitten und das Blut getrunken hätte. Sollte das stimmen, dürfte es auch bei abgebundenem Arm ein ziemliches Blutbad gegeben haben, sofern eine große Ader angeschnitten war. Doch egal, wie viel Blut in dieser Nacht floss – das Grauen wurde wenige Tage später deutlich gesteigert.
Der Teufel macht ein Angebot
Nur vier Tage später saßen die Freundinnen wieder zusammen, dieses Mal allerdings in der Wohnung des Gothic Girls Kim. Tracey erklärte dort den Wochenplan: Der Teufel habe sie als »Zerstörerin« auserkoren. Um seinem Ruf zu folgen, müssesie so zügig wie möglich einen Menschen töten und sein Blut trinken.
Das leuchtete den anderen Mädchen ein. Lisa, die Depressive, und ihre schweigsame Freundin wollten sich als Helferinnen betätigen. Verkleidet als heterosexuelle Prostituierte würden sie irgendjemanden ins Auto locken. Das teuflische Gespann wollte das Opfer dann
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