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Mordspuren - Neue spektakulaere Kriminalfaelle - erzaehlt vom bekanntesten Kriminalbiologen der Welt

Mordspuren - Neue spektakulaere Kriminalfaelle - erzaehlt vom bekanntesten Kriminalbiologen der Welt

Titel: Mordspuren - Neue spektakulaere Kriminalfaelle - erzaehlt vom bekanntesten Kriminalbiologen der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Benecke
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verneinten, es stibitzt zu haben. Ehrlich gesagt glaube ich bis heute, dass die Kinder der zweiten Frau unseres Vaters es einkassiert hatten. Da führte unser Vater uns in die Garage, stellte uns nebeneinander und schlug jedem von uns mit einem Gürtel über die Oberschenkel. Vor jedem Schlag fragte er uns, wer das Stückchen Osterei gestohlen hätte. Nach sechs Runden mit Schlägen meldete ich mich einfach, obwohl ich es nicht gewesen war.«
    Die Prügelorgie in der Garage zeichnete nun in der Tat ein düsteres Bild des angeblich fantastischen Vaters. Als Rachel vom Richter auf den Widerspruch hingewiesen wurde, erklärte sie allerdings, dass der gesamte Vorfall sich nie ereignet hätte. Die Polizei habe ihr die Story in den Mund gelegt, während sie – vom Leichenfund traumatisiert – mit Hunderten von Fragen überschüttet worden sei. »All das Gute, das ich den Polizisten über meinen Vater berichtete«, sagte Rachel, »wurde gar nicht zur Kenntnis genommen. Sie wollten nur das Schlechte hören.«
    Fasst man die bisherigen Aussagen zusammen, ergibt sich folgendes Bild des Geschehens. Nach dem Leichenfund musste der Haftrichter Gordon Park laufen lassen, da dieser zwar angeblich seinen Zellengenossen die Tat gebeichtet beziehungsweise angedeutet hatte, sie begangen zu haben, die beiden Figuren aber recht unglaubwürdige Zeugen abgaben. Abgesehen davon hatte Park die Tat entweder verdrängt oder tatsächlichnicht begangen. Die Nachbarn hielten den Schwager von Park, der die Schwester von Carol erwiesenermaßen getötet hatte, für den Schuldigen. Auch Parks Kinder konnten sich nicht vorstellen, dass ihr liebevoller Vater diesen Druck all die Jahre hätte aushalten können.
    Die Polizei, die mehr auf die Sachbeweise und ihr kriminalistisches Gespür als auf Zeugenaussagen von Unbeteiligten schaute, hatte allerdings eine andere Strategie. Sie hielt den Ball flach, ermittelte aber im Hintergrund weiter. Dabei hatten sie einige gute Ideen, wie der nächste Abschnitt zeigt.
Der Richter fasst für die Geschworenen zusammen, was über das Boot von Park, die Steine und die Knoten bekannt war
    Während der Geschworenenbelehrung berichtete Richter McCombe eine merkwürdige Einzelheit:
    »Herr Park«, sagte er, »hat uns genau über sein Hobby, das Segeln, und über die Boote, die er besaß oder zur Verfügung hatte, berichtet. Er gab an, dass er ab Mai oder Juni 1976 kein Boot mehr besaß. Wie man in seinem Logbuch sieht, verkaufte er seine Rennjolle aber erst im
Juli
1976.«
    Dieses Detail war alles andere als unwichtig. Da Frau Park, wie mittlerweile jeder wusste, am 17. Juli 1976 verschwunden war, war die Vordatierung des Bootsverkaufs sehr verdächtig. Wozu hatte Park die dumme Lüge riskiert, dass er just dann kein Boot besaß, als seine Frau verschwand? Er wusste, dass ihn diese Lüge, wenn sie aufflog, in sehr schlechtem Licht dastehen lassen würde. Denn er war ja sowieso schon dadurch belastet, dass die Leiche ausgerechnet in »seinem« See gefunden worden war.
    Währenddessen hatte die Untersuchung eines Steins, der in der Nähe der Leiche gefunden worden war, gezeigt, dass dieseridentisch mit Steinen aus der Wand des damaligen Hauses der Familie Park war.
    Zwar konnte sich niemand erinnern, den betreffenden Stein in der Nähe der Leiche unter Wasser eingesammelt zu haben. Der Polizeitaucher, der den Fund im See mit seiner Unterschrift abgezeichnet hatte, sagte sogar, dass er sich nicht nur in diesem Fall, sondern auch grundsätzlich kaum vorstellen könnte, Steine an Land zu bringen. Dennoch war der steinerne Gegenstand mit der Nummer PDB 5/19 versehen, befand sich im Raum mit den Beweisstücken aus dem See und war daher den Steinspezialisten Dr. Pirrie und Prof. Pye übergeben worden.
    Pirrie fuhr im Jahr 2004 persönlich zum ehemaligen Anwesen der Parks und auch zum Coniston Water. An einer Reparaturstelle am Haus und am Ufer des Sees sammelte er jeweils Steine ein, um sie mit dem Beweisstein zu vergleichen.
    Äußerlich ähnelte der Stein aus dem See besonders den Steinen vom Haus der Parks: Alle waren sogenannte Schluffsteine. Auch im Inneren dieser Steine fanden sich bei starker Vergrößerung Übereinstimmungen, und zwar in Form von Synchysit, das in den Steinen aus dem Haus ebenso eingelagert war wie im Stein aus dem See.
    Auf die spätere Frage der Verteidigung, warum trotz dieser großen Ähnlichkeit der Steine keine Farbe und kein Mörtel – wie eben bei Steinen aus der Wand des Hauses – am

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