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Mordspuren - Neue spektakulaere Kriminalfaelle - erzaehlt vom bekanntesten Kriminalbiologen der Welt

Mordspuren - Neue spektakulaere Kriminalfaelle - erzaehlt vom bekanntesten Kriminalbiologen der Welt

Titel: Mordspuren - Neue spektakulaere Kriminalfaelle - erzaehlt vom bekanntesten Kriminalbiologen der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Benecke
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haben konnte, um die Leiche seiner Frau zu beschweren.
    Konnte man beweisen, dass die Eindellungen im Bleirohr von einem der sichergestellten Hämmer stammten? Auf den ersten Blick sahen die Vertiefungen von etwa 2,9 Zentimeter Durchmesser wenig aussagekräftig aus. Der Rand einiger Dellen war aber so scharf, dass der Sachverständige für Werkzeugspuren zumindest sagen konnte, dass ein recht neuer beziehungsweise wenig verschlissener Hammer benutzt worden war.
    Der Durchmesser der Dellen passte auch ungefähr zu einem der Hämmer von Park. Es war ein hierzulande kaum, im angloamerikanischen Raum aber viel benutzter Zimmermannshammer (Krallenhammer-Modell), der eine kreisrund gewölbte Schlagseite hat, die an den Rändern abgekantet ist. Die andere Seite der Krallenhämmer taugt nur zum Nägelziehen.
    Leider ergab sich, dass der Krallenhammer von Park zumindest bei der Hausdurchsuchung schon viel stärker abgenutzt war, als es die Ränder der Dellen vermuten ließen. Es war natürlich möglich, dass der Hammer erst im Lauf der Jahre abgenutzt worden war. Denn wenn er derjenige war, mit dem das Bleirohr platt geschlagen worden war, dann wäre er danach ja noch einundzwanzig Jahre in Benutzung gewesen.
    Was aber dagegen sprach, dass Park diesen Hammer benutzt hatte, war, dass die Rundung der Hammer-Schlagseite mit keiner der Dellen voll übereinstimmte. Das könne, so der Sachverständige, daran liegen, dass die Vertiefungen eben nicht genügend ausgeprägt waren. Es könne aber auch sein, dass der verwendete Hammer gar nicht abgerundet, sondern flachgewesen sei. Das bedeutete aber, dass Parks einziger Hammer, der wegen des Durchmessers der Dellen auch nur ansatzweise als Schlagwerkzeug zur Diskussion stand, ebenso infrage kam wie Zehntausende andere Hämmer in England. Es verhielt sich wie mit dem Schluffstein: Die Dellen im Rohr ließen überhaupt keine Aussage zu. Sie schlossen Park (beziehungsweise seinen Hammer) als Täter nicht ein, und sie schlossen ihn auch nicht aus.
    Abb. 26: Ein Krallenhammer, wie er vor allem im angloamerikanischen Raum häufig verwendet wird: auf der einen Seite rund, auf der anderen Seite mit einer Kralle zum Ziehen von Nägeln. Ein solcher Hammer soll zum Flachschlagen eines Bleirohrs als Gewicht für die Leiche verwendet worden sein. (Foto: M. Benecke)
    Der Werkzeugexperte hatte vor Gericht noch eine weitere Überraschung parat. Zwar war bei der Hausdurchsuchung ein weiteres Bleirohr sichergestellt worden. Doch das hatte einen anderen Durchmesser als das Rohr im Leichensack, und zudem war es lackiert. Das Rohr an der Leiche war aber nicht lackiert. Die einzig mögliche Anschlussstelle für das aus dem See geborgene Rohr war eine Toilettenschüssel in Parks Haus. Allerdings war auch die Toilette, samt dortigem Rohr, lackiert. Obwohl ohnehin nicht vorstellbar war, dass Park, nachdem er seine Frau getötet hatte, in Anwesenheit der drei Kinder die Toilette zersägt hatte, schied nun auch anhand des fehlenden Lackes diese Theorie aus.
    Dass das an der Leiche gefundene Rohr an
irgendeinen
Anschluss im Haus passte, war eh nicht überraschend, da die Weiten solcher Rohre genormt sind. Das Rohr aus dem See passte also an Hunderttausende Anschlüsse, so wie auch die Dellen von sehr vielen Hämmern – unter anderem auch von Zimmermannshämmern mit Nagelkralle – stammen konnten. Wenn man es ganz genau nahm, hatte die Schlagseite von Parks Hammer sogar einen kleineren Durchmesser als die Dellen im Rohr und war damit als Werkzeug ausgeschlossen. Doch das wollten die entnervten Kriminaltechniker nicht mehr hören. Die Ermittler blieben von der Schuld Parks fest überzeugt und suchten daher, um vor Gericht auf der sicheren Seite zu bleiben, weiter nach einem Sachbeweis, der deutlichere Aussagen liefern sollte als die Steine und das Bleirohr.
Noch mehr Knoten
    Schon bald nach dem Leichenfund im August 1997 waren die Seile untersucht worden, mit denen das Bündel aus dem See geschnürt worden war. Neben ganz normalen Knoten, die jeder Mensch vom Schuhezubinden kennt, fanden sich dabei auch einige etwas komplizierter ausgeführte, die man eher bei den Pfadfindern, beim Klettern oder zum Segeln lernt. Da in den 1970er-Jahren und gerade in der Gegend, in der das Verbrechen geschah, diese drei Freizeitbeschäftigungen weit verbreitet waren, engte das die Wahl der Verdächtigen erneut nicht sonderlich ein.
    Allerdings fand sich am Leichenbündel ein etwas kniffeligerer Knoten, der das Durchrutschen des

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