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Mordspuren - Neue spektakulaere Kriminalfaelle - erzaehlt vom bekanntesten Kriminalbiologen der Welt

Mordspuren - Neue spektakulaere Kriminalfaelle - erzaehlt vom bekanntesten Kriminalbiologen der Welt

Titel: Mordspuren - Neue spektakulaere Kriminalfaelle - erzaehlt vom bekanntesten Kriminalbiologen der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Benecke
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Stein aus dem See zu finden sei, wusste Steinkundler Pirrie allerdings keine Antwort. Er sagte aber ganz richtig, dass er als Sachverständiger für Steine nur deren chemische und mineralische Zusammensetzung bestimmen, sie aber nicht kriminalistisch zuordnen sollte.
    Der Verteidiger wollte das aber nicht akzeptieren. Er war überzeugt, dass der Stein im Wasser, wenn er denn vom Haus stammte und als Gewicht für die Leiche benutzt worden war, auf jeden Fall Mörtel oder Farbe vom Haus an sich tragen müsste. Außerdem bezweifelte er, dass Pirrie genügend Steinevom Ufer des Sees eingesammelt hatte. Konnte es nicht sein, dass Pirrie einfach die falschen Steine vom Ufer aufgelesen hatte und deshalb keiner von ihnen dem Stein aus dem See glich? Und müsste man nicht sowieso Hunderte von Steinen untersuchen und miteinander vergleichen? Nein, sagte Pirrie. Er habe am Ufer gezielt nach Steinen gesucht, die dem im Wasser gefundenen am meisten ähnelten. Auf diese Weise habe er sozusagen schon zugunsten der Verteidigung gearbeitet. Er habe also bewusst versucht, einen Hinweis darauf zu finden, dass der Stein im See vom Ufer stammen könnte.
    Dennoch – Pirries Aussage belastete Gordon Park sehr stark. Denn wenn der Stein aus dem See, in dem seine tote Frau gefunden wurde, ursprünglich aus seinem Haus stammte, dann war damit erstmals eine Zuordnung von Leichenfundort und Tatort (oder Verpackungsort der Leiche) hergestellt.
    Da es in angloamerikanischen Ländern aber üblich ist, Sachverständige gegeneinander antreten zu lassen, geschah etwas Überraschendes. Gegen-Geologe Pye, der nicht wie Pirrie seinen ersten Einsatz vor Gericht hatte, sondern bereits seit fünfundzwanzig Jahren mit Steinen in Kriminalfällen zu tun hatte, vertrat eine andere Meinung zu den steinernen Beweisen. Er legte dar, dass Stein PDB 5/19 aus dem See zwar in der Tat große Ähnlichkeit mit zwei Steinen aus der Hauswand der Parks hatte, wie es auch Pirrie gesagt hatte. Allerdings ähnelte der Stein aus dem See auch drei Steinen vom Ufer! Das sei auch kein Wunder, erklärte Pye, denn all diese Steine seien in der Eiszeit durch kilometerdicke Schichten gefrorenen Wassers genau in der Gegend verschoben worden, in der das Haus der Parks und der See liegt.
    Nach Pyes Auffassung waren die Steine vom Seeufer nicht von den Steinen aus der Hauswand zu unterscheiden. Sie stammten vom selben eiszeitlichen Geschehen. Damit war gezeigt, dass der Stein im See ebenso gut vom Seeufer wie aus der Hauswand der Parks stammen konnte.
Ein Taucher mit weichen Knien
    Die Aussagen der beiden Steinkundler waren für den Richter ein Albtraum. Während er als Einzelrichter in Ruhe eine Extrabesprechung mit den Forschern im Hinterzimmer hätte anberaumen können, musste er nun stattdessen die Geschworenen davon abhalten, den sich widersprechenden Fachleuten den Vogel zu zeigen. Der Richter tat daher sein Bestes, um die Geschworenen aufzumuntern:
    »Steine, meine werten Geschworenen, Steine also«, erklärte er der zu Recht verwirrten Jury. »Die Wissenschaft, die der Untersuchung unserer Steine zugrunde lag, war wirklich außerordentlich anspruchsvoll, nicht wahr? Sie war von einer Ehrfurcht gebietenden Güte, die wohl niemand von uns bisher je so genossen hat.
    Es handelt sich nun einmal um Expertenwissen, aber ich glaube, es ist den Experten gelungen, ihre Aussagen auf ein verständliches Maß herunterzuschrauben. Zumindest die entscheidenden Punkte sind uns klar geworden, wir haben verstanden, worin sich die Aussagen der beiden Forscher unterscheiden.«
    Das war natürlich purer Unsinn. Weder die Geschworenen noch sonst jemand hatte verstanden, warum die Aussagen der beiden Experten genau gegensätzlich, aber trotzdem richtig sein sollten.
    Nun hätte man die Steine als Sachbeweis einfach abhaken und vergessen können. Es kommt ohnehin öfter vor, dass Spuren
nichts
aussagen, beispielsweise ein Flugzettel, der durch Zufall an den Tatort geweht ist, oder ein Handschuh, den irgendjemand ausgerechnet dort im Zug vergessen hat, wo Stunden später ein Mord geschah. Das Problem war im Verfahren gegen Gordon Park allerdings, dass ohne die Steine kaum noch eine Zuordnung des Leichenpakets zu seinem alten Haus möglich war. Ein wichtiges Glied in der Kette der Indizien wäre dann weggebrochen.
    Da fiel der Verteidigung noch etwas auf. War der Taucher, der den Stein nach dem Leichenfund aufgesammelt hatte, nicht vor Gericht in genau dem Moment ohnmächtig geworden, als man ihm den

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