Mordspuren - Neue spektakulaere Kriminalfaelle - erzaehlt vom bekanntesten Kriminalbiologen der Welt
schuldig bin – einfach nur durch Übertreibungen, die sind ja Teil seines Berufes. Wie soll man bitte beweisen, dass man etwas
nicht
getan hat?
Viele Menschen denken vielleicht, dass ich allen Grund hatte, Carol umzubringen, weil sie mich so behandelt hat. Ich bin aber nicht gewalttätig und würde niemals jemanden schlagen, egal, wie sehr er mich provoziert. Erst recht keine Frau.
Wahrscheinlich glauben manche Menschen trotzdem, dass ich schuldig bin – bis endlich der wahre Täter festgenommen wird. Die Polizei sagt, dass sie weiter ermittelt. Bitte schön. Ich habe auch ein Interesse daran, dass mein Name von der Liste gestrichen wird.
Am Coniston Water war ich seit dem Leichenfund nicht mehr, und ich will auch nicht mehr hin. Für mich trägt die Gegend nur gute Erinnerungen, weil ich dort immer gesegelt bin, nachdem Carol verschwunden war. Wenn ich daran denke, dass ich dabei wohl Dutzende Male mit dem Boot über ihren Körper geglitten bin, wird mir ganz anders. Ich kann mir nicht vorstellen, den See jemals wieder schön zu finden.«Kriminalistisch ist die ansonsten sehr schöne Aussage von Park wertlos. Sie zeigt höchstens, dass Park entweder nicht der Täter ist und sich deswegen zu Recht über die harte Behandlung durch die Polizei wundert – oder dass er ebender abgebrühte Lügner ist, zu dem der
Daily Express
ihn machen möchte.
Was Park zum Zeitpunkt der hier wiedergegebenen Aussage nicht wusste, war, dass die spurentechnische Untersuchung gerade erst richtig ins Rollen kam. Dabei stellte sich heraus, dass Park bei seiner Aussage doch ein wenig geschummelt hatte. Es stimmte beispielsweise nicht, dass er seine Jolle vor dem Leichenfund beziehungsweise vor dem Verschwinden seiner Frau verkauft hatte. Park hatte bloß einen Zahlungsbeleg gefälscht, der ebendies beweisen sollte. Es war auch kein Zufall, dass die Polizei alle Hämmer einkassiert hatte. Zwar war Frau Park nach Aussage der Rechtsmediziner am ehesten mit einem Eispickel erschlagen worden, es gab aber in den Bleigewichten im Leichensack Dellen, die von einem Hammer stammen konnten. Außerdem gab es da einen Stein, der nahe der Leiche gefunden worden war. Doch all diese Spuren waren noch lange nicht ausgewertet. Zunächst sprach man mit den Menschen, die Carol und Gordon Park kannten.
Was die Nachbarn meinen
Ein Nachbar der Parks berichtete im Januar 1998, wohl stellvertretend für die Meinung der Leute aus der beschaulichen Region, Folgendes:
»Meine Mutter kannte Carol Park, die ›Frau aus dem See‹. Zumindest dachte sie das immer. Sie war zusammen mit meiner Mutter Lehrerin an der Sonderschule in Barrow-in-Furness, wo man Frau Park als sehr stille Person kannte. Sie soll aber sehr gut ausgesehen haben – besser, als die Zeitungsbilder es wiedergeben. Das sagt zumindest meine Mutter.
Ihr gutes Aussehen erklärt vielleicht, warum meine Mutter und die anderen Lehrerinnen sich mit Frau Park nicht so gut verstanden. Von deren verwickeltem Liebesleben ahnte aber niemand etwas. Wir wussten nur, dass sie 1976 verschwunden, eine liebende Ehefrau und Mutter dreier Kinder gewesen war.
Als Gordon Park nach dem Leichenfund wegen Mordes angeklagt wurde, waren viele Menschen erstaunt. Er war als Mann mit gutem Charakter bekannt, bei seinen Schülern beliebt und wurde dafür geschätzt, dass er seine eigenen drei Kinder allein durchbrachte.
Barrow-in-Furness liegt ziemlich abgelegen am Ende einer Halbinsel und ist ein Brutplatz für Gerüchte. Es tratschte aber niemand über Herrn Park, der ja später wieder heiratete und keinen Kilometer von meinen Eltern entfernt in ein neues Heim zog.
Ich erinnere mich gut an die Zeit, als Carol Park verschwand. Damals war ich sechzehn Jahre alt und konnte nicht begreifen, dass sie einfach so weggegangen sein sollte. Am 17. Juli 1976 hatte Gordon Park die Kinder zu einem Ausflug mitgenommen, und seine Frau war zu Hause geblieben, es hieß, weil sie sich nicht so gut fühlte. Als die Familie zurückkam, war Frau Park verschwunden. Das wurde allerdings erst fast zwei Monate später, im September, bekannt. Ich war, wie gesagt, völlig verwirrt, weil ich nicht begreifen konnte, warum sie einfach so weggegangen sein sollte.
Etwas entfernt vom damaligen Haus der Parks verläuft die A 590. Obwohl das die einzige Straße in der Gegend ist, hatte niemand Frau Park an dieser Strecke gesehen. Manche vermuteten, dass sie vielleicht spazieren gegangen sei und dabei in einen der verlassenen Eisenerz-Stollen
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