Mordspuren - Neue spektakulaere Kriminalfaelle - erzaehlt vom bekanntesten Kriminalbiologen der Welt
gefallen sein könnte, die es hier gibt.
Im Rückblick findet man natürlich Hinweise darauf, dass die Ehe der Parks nicht einwandfrei lief. Warum wurde ihr Verschwinden nicht früher gemeldet? Der Grund dafür war, dass Frau Park ihren Mann schon mindestens zweimal verlassenhatte. Heute wissen wir das. Einmal zog sie zu einem Geliebten, der auf einer Werft in der Nähe arbeitete, und dann zu einem Mann, den sie bei einem Sommerkurs an der Universität kennengelernt hatte.
Damals wusste aber niemand von diesen Unregelmäßigkeiten. Herr Park und seine Kinder hatten ja auch gehofft, dass sich Frau Park noch melden würde, aber als nichts passierte, riefen sie endlich die Polizei. Die kümmerte sich allerdings nicht ernsthaft um das Verschwinden. Es gab keinen öffentlichen Suchaufruf, keine dramatischen Pressekonferenzen, nichts. Stattdessen herrschten nur Schweigen und das ungelöste Rätsel. Heute ist mir klar, dass man wohl dachte, Frau Park sei wieder zu einem ihrer Liebhaber gezogen. Wir ahnten derweil nichts von der bewegten Beziehung, die sie mit ihrem Ehemann führte. Erst einundzwanzig Jahre später war von diesen Dingen die Rede, nämlich als man die Anklage gegen Park fallen ließ.
Bei uns in der Gegend hat in der letzten Woche ein eigentümliches Spiel begonnen. Einerseits stellen die Befürworter von Herrn Park immer heraus, wie glücklich die Familie war. Andererseits liest man in den Zeitungen von Frau Parks Untreue, und dabei tauchen dann auch Namen und Motive von möglichen Verdächtigen für den Mord auf.
Man tuschelt beispielsweise, dass Frau Park mit Absicht so umgebracht wurde, dass ihr Gatte verdächtigt werden müsste. Sie hatte ja dieses Baby-Doll-Nachthemd an, was wohl einen Hinweis darauf geben sollte, dass sie zu Hause getötet wurde. Außerdem lag sie nur zwanzig Minuten vom Haus der Familie entfernt im See – und genau dort hatte ihr Mann ein Boot liegen.
Aber würde Herr Park die Leiche wirklich in einem See versenkt haben, auf dem er häufig segelte? Wie ich gehört habe, soll die Leiche an einer besonders tiefen Stelle des Sees gefunden worden sein, und die zu erkennen soll angeblich Spezialkenntnisse erfordern. Das sehe ich aber nicht so.
Andererseits: Wenn Herr Park seine Frau nicht umgebracht hat – wer war es dann? Ein Name wird immer wieder genannt, und die Polizei sagt, dass sie weiter ermittelt. Man bittet um Informationen von Zeugen, aber der matte Unterton dabei bedeutet wohl, dass man sich schon damit abgefunden hat, dass der Fall nie gelöst werden wird.
Derzeit klagt Herr Park ja gegen die Polizei wegen der Schäden, die ihm entstanden sind. Sein Anwalt sagt, dass Park weiter hier in der Gegend leben will. Weil hier sonst nicht viel passiert, worüber man tratschen könnte, dürfte das allerdings für ihn anstrengend werden.«
Parks Töchter über ihren Vater
Die Kinder der Parks gaben ihrem Vater von der ersten Minute an ein gutes Zeugnis. Sohn Jeremy berichtete allerdings beiläufig, dass Park die Kinder manchmal – entgegen der Aussage, er wende niemals Gewalt an – sehr wohl mit der flachen Hand geschlagen habe.
Das brachte die Polizei auf den Plan. War Park in Wirklichkeit vielleicht ein verkappter Schläger? Sofort wurden seine Töchter befragt, die recht vielschichtige Aussagen machten.
Die adoptierte älteste Tochter berichtete, dass Vater Park die Kinder hin und wieder der Reihe nach aufgestellt und geschlagen habe, wenn sie beispielsweise ihre Aufgaben im Haushalt nicht erledigt hätten oder wenn keines der Kinder zugeben wollte, dass es etwas kaputt gemacht hatte. Park habe zum Schlagen hin und wieder auch einen Rohrstock benutzt. Das sei aber nur zwei- oder dreimal im gesamten Leben der Kinder geschehen. Ansonsten sei er ein liebevoller, wenngleich manchmal eben strenger Vater gewesen.
Rachel, die jüngste Tochter, bestätigte diese Aussage vor Gericht dahingehend, dass Park ein »fürsorglicher, die Kinder stets unterstützender, fantastischer« Vater gewesen sei. Siehabe ihm immer alles erzählen können. In der Regel habe es bei Problemen eine Standpauke gegeben und nur ganz selten Schläge. Davon, dass ihr Vater einen Stock benutzt habe, wusste sie nichts.
Der Richter hatte in der polizeilichen Akte allerdings eine ganz andere Aussage von Rachel gefunden und zog diese während der Verhandlung hervor.
»Ich erinnere mich«, hatte Rachel darin zur Polizei gesagt, »dass einmal zu Ostern ein Stück von einem Osterei fehlte. Wir alle
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