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Mordsschock (German Edition)

Mordsschock (German Edition)

Titel: Mordsschock (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gaby Hoffmann
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Abstellkammer endeten meine Träume!
    Es war die Handymelodie, die ich in Herbeck gehört hatte, als ich im Eiskeller schmorte und draußen mein Verfolger die Steine aufschichtete. ‚Für Elise‘! Die Erkenntnis traf mich wie ein scharfes Schwert, das mein Gehirn akkurat in zwei Hälften zerteilte. Mein unbekannter Feind hatte einen Namen, ein Gesicht, einen Körper und eine Seele: Matthias Ehrhardt!
    Die eine Hälfte meines Gehirns kramte in der Vergangenheit, holte unsere früheren Begegnungen aus der Versenkung, spiegelte mir den gekreuzigten Oscar wider, ließ mich den Steinwurf von der Brücke erneut erleben und Ehrhardts geheuchelte Besorgnis, als er mich nach dem Altersheimbesuch unbedingt zu einer Spazierfahrt überreden wollte.
    Meine andere Gehirnhälfte war auf Notwehr programmiert und versetzte alle Körperteile in erhöhte Alarmbereitschaft für den Überlebenskampf. Denn darauf lief es hinaus. Es war kein harmloser Spaß, sondern tödlicher Ernst. Ehrhardt plante, mich ein für allemal zu beseitigen!
    ‚Für Elise‘ fiepte das Handy. Es kam mir vor wie eine Ewigkeit. In Wirklichkeit war kaum eine Sekunde verstrichen. Ehrhardt stieß vor der Tür einen leisen Fluch aus. Mozart sei Dank entfernten seine Schritte sich wieder.
    Ich wischte mir den Angstschweiß von der Stirn. Ich brauchte einen kühlen Kopf. Ehrhardts Vorhaben war nur aufgeschoben, nicht aufgehoben. Er würde wieder kommen.
    Ich musste verschwinden! Hoffnungsvoll rüttelte ich an der Tür, aber er hatte wieder abgeschlossen. Panisch ließ ich meinen Blick durch den kleinen Raum schweifen, betastete die feuchten Wände, entdeckte aber keine Öffnung. Tränen der Ratlosigkeit schossen mir in die Augen. „Ken komm, und hilf mir!“, murmelte ich wie ein verstörtes Kleinkind vor mich hin.
    Aber würde Ken das tun? Als stellvertretender Fraktionsvorsitzender hielt er die Fäden dieser kriminellen Bande in der Hand. Ich traute der Bagage alles zu. Sie waren nicht nur korrupt, sondern schreckten auch vor Mord nicht zurück. Menschen, die drohten, ihre Pläne zu durchkreuzen, schickten sie ins Jenseits. Sebastian, Peter, Christine und Prange – Zufälle? Ha! Ich spuckte aus.
     
    Die eingeschlafene Kakerlake an der Wand bewegte im Traum eines ihrer hässlichen Beine. Ich hockte in der Falle, wie sie. Ich stutzte. Wenn dieses Ungeziefer reingekommen war, gab es einen Weg. Unsinn, versuchte ich, mir selbst keine neuen Hoffnungen zu machen, dieses Getier kreuchte überall herum, krabbelte durch irgendwelche Ritzen, in die ich nicht einmal meinen kleinen Finger stecken konnte. Trotzdem spähte ich in dem dämmerigen Licht in jeden Winkel des Raumes.
    Der wurmstichige Schrank. Die letzte Möglichkeit! Ich rückte und zerrte das Ungetüm ein Stück von der Wand ab. Mein Pulli klebte schweißnass am Körper. Die Todesangst verlieh mir Bärenkräfte. Ich wuchtete das schwere Teil ein Stück beiseite. Hinter dem Schrank war die Tapete ganz und gar abgerissen. Nur an den Seiten hing ein einzelner Fetzen.
    Wieder tastete ich die poröse Wand ab. Ich erkannte wenig, das Licht war zu dämmerig. Bis in diesen Winkel reichte es nicht. Ich machte mich schmal und zwängte mich in die Ecke. Meine Hände fühlten ein löchriges Gitter, das in die Wand eingelassen war. Es besaß eine beachtliche Größe. Mein Herz tat einen Hüpfer. Ein Lüftungsschacht!
    Ich schöpfte neue Hoffnungen. Aber mit den bloßen Händen konnte ich das Gitter nicht herauszerren. Ich durchwühlte die Kisten mit dem alten Geschirr und fand ganz unten zwischen den Bestecken ein großes, scharfes Messer, wie man es zum Brotschneiden verwendet. Von dessen Existenz ahnte Ehrhardt gewiss nichts.
    Noch einmal mobilisierte ich alle meine Kräfte und rückte den Schrank weiter, um mehr Platz für meine Befreiungsaktion zu gewinnen. Endlich reichte es. Ich massierte meine wunden Finger. Pausieren durfte ich nicht. Mir blieb ja nicht einmal genügend Zeit, um zu atmen. Er konnte jeden Moment wieder auftauchen.
    Ich sägte an den Rändern des Gitters. Glücklicherweise war es morsch und leistete dem Messer nicht viel Widerstand. Mit zusammengebissenen Zähnen riss ich die Überreste nach einer Weile aus der Wand. Die entstandene Öffnung war groß genug, damit ich mich hineinzwängen konnte.
    Für meinen Widersacher Ehrhardt würde die Sache anders aussehen. Er war größer und brachte einige Kilos mehr auf die Waage. Nahm er meine Verfolgung auf, würde er stecken bleiben.
    Mein langer, enger

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