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Mordsschock (German Edition)

Mordsschock (German Edition)

Titel: Mordsschock (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gaby Hoffmann
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ausbrachen.
    Meine Gedanken rotierten. Das hatte Christine Riecken damals gemeint, als sie mich davor warnte, in der Kieskuhlengeschichte weiter zu recherchieren. Sicher hatten diese grünen Bengels sie vor der Party gründlich in die Mangel genommen. Kein Wunder, dass sie so abseits stand! Arge Zweifel an ihren Fraktionskollegen waren ihr durch den Kopf gegangen. Ich glaubte einen Moment lang, wieder ihre Stimme zu hören: „Lassen Sie die Finger davon!“
    Also irrten ihre Eltern nicht: Ihre Parteikollegen hatten Christine gemobbt! Steckten diese Typen auch hinter ihrem grausigen Tod? Hatten sie sie so lange gequält, bis sie Antidepressiva schluckte und irgendwann keinen anderen Ausweg mehr fand, als sich das Leben zu nehmen?
    Ich spitzte wieder die Ohren, weil erneut der Name ‚Christine‘ fiel. „Die war sowieso ein bisschen ballaballa. Dauernd hatte sie was zu meckern.“ Der Pummelige suchte anscheinend eine Entschuldigung für sein Verhalten Christine Riecken gegenüber, um sein Gewissen zu beruhigen.
    „Schluss jetzt mit den alten Geschichten, Mans!“, fuhr Ehrhardt grob dazwischen.
    Plötzlich öffnete sich die Tür.
    Ich flüchtete nicht schnell genug in die Nische zurück und sah mich Auge in Auge Glatzkopf gegenüber. Vor Schreck setzte mein Herzschlag einen Moment aus.
    Nur einen winzigen Augenblick lang verzerrte sich sein Gesicht in ungläubigem Staunen. Sein kahler Schädel glänzte im Lichtstrahl, der aus dem Zimmer in den dunklen Flur einfiel.
    Ich hätte weglaufen sollen, aber meine Füße klebten fest.
    Glatzkopf gewann seine Körperbeherrschung schneller wieder. Er packte mich am Schlafittchen.
    Alles Strampeln und Treten half mir nichts. Erst jetzt registrierte ich die gewaltige Muskelmasse des Kahlköpfigen.
    Er schleifte mich ein Stück weiter in den Flur und keifte: „Was spionieren Sie uns hinterher?“
    Ich kam gar nicht zu Wort. Er drehte und quetschte meine Arme wie ein Schraubstock, riss mir an den Haaren, dass ich vor Schmerz aufheulte.
    Rums! Krachend knallte mein Handy, das am Gürtel meines Rocks befestigt gewesen war, auf den Boden und zersprang in zwei Hälften.
    Glatzkopf schoss sie mit der Schuhspitze weg und verstärkte seinen Griff. Anscheinend wollte er mich wie Christine Riecken durch die Mangel drehen.
    Ich kreischte auf. Endlich beruhigten sich meine durcheinander gewirbelten Stimmbänder, sodass ich komplette Wörter artikulieren konnte. „Hilfe! Lassen Sie mich los! Hilfeee!“
    Hinter Glatzkopf tauchte Ehrhardt mit den anderen im Schlepptau auf. „Was soll das? Lass sie los!“, befahl er.
    Ich atmete erleichtert auf.
    Glatzkopf gehorchte und entließ mich aus seinen Klauen.
    Respektvoll betrachtete ich seine derben Pranken. Nicht auszudenken, was dieser Jungbulle mit mir gemacht hätte! Heilfroh vergrößerte ich den Abstand zwischen uns. Ich rieb mir die schmerzenden Arme. Dankbar guckte ich Ehrhardt an, der seine Leute wie eine Herde Schäfchen ins Büro trieb.
    „Geht ihr wieder rein! Ich regle das!“
    Murrend verzogen sich die jungen Männer.
    „Vielen Dank! Sie sind mein Retter“, versuchte ich krampfhaft zu scherzen. Als Reaktion erwartete ich Ehrhardts übliches charmantes Lächeln. Gleich würde er sich, peinlich berührt, mit einer dezenten Verbeugung wortreich für die mir angetane Gewalt entschuldigen.
    In seinem Gesicht aber regte sich nichts. Er schwieg.
    „Tut mir leid, die Störung! Ich kam gerade vorbei, um Herrn Winter abzuholen. Dachte, der wäre hier. Da stieß ich mit Ihrem Kollegen vor der Tür zusammen“, stammelte ich. „Ich gehe jetzt. Schönen Abend.“ Ich bewegte mich in Richtung Ausgang.
    Ehrhardt versperrte mir den Weg. „Aber nein, so lasse ich Sie nicht gehen! Sie trinken jetzt erst mal einen Kaffee mit mir!“ Mit diesen Worten schob er mich wieder den Flur entlang in die Gegenrichtung.
    „Nein danke! Ich habe einen Termin“, wollte ich mich rausreden.
    Aber Ehrhardt hatte offensichtlich genug von höflicher Konversation. Brutal drängte er mich ans Ende des Flurs, eine Treppe nach oben, öffnete eine Tür und stieß mich in den Raum.
    Ich fiel über eine Kiste mit Blankopapier und Stiften. Anscheinend eine Art Abstellkammer. Eine jämmerliche Funzel an der Decke warf einen schwachen Lichtschein auf zahlreiche Kisten und Kartons voller Gerümpel. Altes Geschirr, Lappen, Biergläser, Zeitungen moderten neben einem durchgesessenen braunen Cordsofa, aus dem die Federung hervorquoll, vor sich hin. An der einen Seite der

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