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Mordsschock (German Edition)

Mordsschock (German Edition)

Titel: Mordsschock (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gaby Hoffmann
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Wand lehnte ein wurmstichiges Schrankungetüm. Ein widerlicher Geruch nach abgestandener Luft und Schimmelpilz hing in dem dämmerigen, fensterlosen Loch.
    Ich versuchte, an Ehrhardt vorbei zu kommen.
    Er verfügte jedoch über unheimliche Kräfte, die ich diesem weichlich wirkenden Körper nie zugetraut hatte. Er umklammerte meine Handgelenke und stieß mich zurück, woraufhin ich auf das scheußliche Sofa plumpste.
    Angeekelt hopste ich sofort wieder hoch. Wer weiß, welche Flöhe hier wohnten! „Wenn Sie mich jetzt nicht sofort durchlassen, brülle ich das gesamte Haus zusammen“, erklärte ich mit betont fester Stimme, die nur ein ganz kleines bisschen zitterte. Ich würde mir von diesem Weichling keine Angst einjagen lassen!
    Ehrhardts Lippen umspielte ein gehässiges Lächeln, als wäre ich eine arme Irre. „Schreien, brüllen und zetern Sie, so viel Sie Lust haben! Niemand wird Sie hören!“ Er pochte demonstrativ gegen die feuchten Wände, an denen eine gelbliche Tapete voller Stockflecken gammelte und moderigen Geruch verbreitete. „Die Wände sind dick! Außerdem gibt’s bloß Büros und Läden, in denen sich um diese Zeit niemand mehr aufhält. So geht’s einem, wenn man zu neugierig ist!“ Er klopfte sich Staub und Spinnenweben, die von den Wänden heruntergerieselt waren, vom Anzug und öffnete die Tür.
    Ich hörte, wie er sie von draußen zwei Mal abschloss.
    Automatisch langte ich nach meinem Handy am Gürtel. Verdammt, das lag ja draußen entzwei im Flur!
    Verzweifelt sank ich auf eine Kiste, die mitten im Raum stand. Ich hielt sie für hygienischer als das braune Cordsofa. Ich betrachtete meine zerkratzten Hände und Arme, die von der groben Behandlung dieser konservativen Herrschaften Striemen trugen. Gewiss glaubte der feine Herr Ehrhardt, ich würde ein winselndes Nervenbündel sein, wenn er mich nach einer Stunde wieder freiließ. Ich war fest davon überzeugt, dass er mich nur etwas schmoren lassen wollte, um mir seine Überlegenheit zu beweisen und gleichzeitig die Lektion zu erteilen, nicht in den heiligen Fraktionsangelegenheiten herumzuschnüffeln.
    Nur nicht ins Boxhorn jagen lassen und durchdrehen! Krampfhaft verdrängte ich jeden Gedanken an meine Gefangenschaft im Eiskeller. Ich saß nicht im Wald, sondern mitten in der Stadt
    Außerdem konnte Ehrhardt mich nicht ewig festhalten. Spätestens morgen früh würden meine Hilferufe gehört werden.
    Solange Ehrhardt in der Nähe war, würde ich nicht schreien. Den Triumph gönnte ich dieser lächerlichen Witzfigur nicht. Meine Wut schwoll wie ein Kropf von Minute zu Minute an. Sobald ich frei war, würde ich eine Geschichte über die nächtlichen Autorennen in der Kiesgrube schreiben und dieses ganze konservative Pack in die Pfanne hauen! Glatzkopfs Muckis, Hansens fieses Pickelgesicht, das schwabbelige Fett des Pummeligen und dazu Ehrhardts aalglatte Hinterfotzigkeit. Daraus ließ sich ein prima Zombiecocktail mixen. Nur den Milchbubi schickte man am besten heim zu Mami. ‚Konservatives Gruselkabinett!‘ Ich las die imaginäre Headline meines Artikels bereits in fetten Lettern auf der Eins.
    Ich rüttelte an der Tür und warf mich mit aller Kraft dagegen, aber sie gab nicht nach. Ich lief ziellos im Raum auf und ab, dabei umrundete ich ständig die gleichen Kisten und Kartons. Einen Moment lang spielte ich mit dem Gedanken, das alte Geschirr gegen die Wand zu pfeffern, um so meine Aggressionen rauszulassen.
    Aber dann lenkte mich eine fette Kellerassel ab. Schwarz und riesig. Widerlich! Ein eiskalter Schauer rann mir den Rücken hinunter. Sie marschierte die Wand neben dem Schrankmonster hoch und stoppte an einer Stelle, wo die alte Tapete eingerissen war und die Fetzen lose herunterbaumelten.
    Plötzlich hörte ich Schritte, die sich der Tür näherten. Der Schlüssel klickte im Schloss. Dieser Typ sollte sich bloß nichts einbilden!
    Was glauben Sie eigentlich, wer Sie sind! Sie Flachwichser! Eine Unverschämtheit ... , wollte ich Ehrhardt entgegenschleudern, aber die Worte blieben mir im Hals stecken.
    Vor der Tür ertönte eine mir gut bekannte Melodie. ‚Für Elise‘ von Mozart!
    Entsetzt wich ich, so weit es überhaupt ging, in den Raum zurück hinter die Kisten und Kartons. Ich war nicht mehr fähig, etwas zu sagen. Außer einem heiseren Röcheln kam kein Laut über meine Lippen. Gleichzeitig hämmerte mein Herz wie ein Pressluftkolben. Krampfhaft japste ich nach Luft. Ich hechelte um mein Leben! In dieser miesen

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