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Mordsschock (German Edition)

Mordsschock (German Edition)

Titel: Mordsschock (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gaby Hoffmann
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bleibt!
     
    „Hallo, vielbeschäftigte Ehefrau! Ich wollte dir nachträglich zur Hochzeit gratulieren.“ Voller ist am Telefon.
    Ich freue mich, seine Stimme zu hören. „Danke! Was meinst du mit vielbeschäftigt ?“
    „Jedes Mal, wenn ich anrufe, erklärt dein Mann mir, du seiest nicht da.“
    Merkwürdig! In letzter Zeit klebe ich im Haus. Höchstens tagsüber habe ich diverse Inneneinrichter besucht. Quält meinen Mann Eifersucht? Na klar! Ich lache eitel in mich hinein.
    „Vor einiger Zeit, ist wohl so drei Monate her, bin ich spät noch bei dir vorbeigekommen. Dachte, ich schau mal rein. Aber du hattest eine heftige Grippe.“
    „Wieso?“
    „Dein Mann … Damals wart ihr ja nicht verheiratet, kam mir vor dem Haus entgegen. Wollte für dich in die Notapotheke fahren. Er sagte, du seiest zu krank, um Besuch zu empfangen. Bin gleich umgekehrt. Du weißt ja, wie schnell ich mich infiziere.“
    „Wann war das denn?“, rutscht es mir automatisch vor lauter Verblüffung heraus.
    Voller nimmt meine Frage wörtlich. Er überlegt. „Warte mal, muss ein Freitag gewesen sein. Ich war zu Hause zum Essen, und meine Mutter macht freitags immer Fisch.“
    „Muss ja phänomenal gewesen sein, dass du dich daran erinnerst.“
    „Nein, grässlich! Grüne Heringe musste ich essen, weil sonst beleidigt! Deswegen weiß ich es so genau.“
    Wir unterhalten uns über Vollers Studium und verabreden ein Treffen.
    Nach dem Gespräch denke ich über den von Voller erwähnten Freitag nach. An einem Freitag vor drei Monaten war ich ins Fraktionsbüro gefahren und dort mit Ehrhardt zusammengeprallt. Seitdem hatte sich mein Leben kolossal geändert. Vielleicht exakt der Abend, an dem Voller mich besuchen wollte? Wahrscheinlich lag ich zu der Zeit bereits mit Nervenzusammenbruch im Bett, und Ken hatte Voller auf dem Parkplatz abgewimmelt, um mich zu schützen. Weitere Mitwisser konnten wir damals wie heute nicht gebrauchen.
    Ich bin gerührt. Ken sorgt sich um mich, und er ist eifersüchtig auf andere Männer!
     
    Am Abend desselben Tages haben Ken und ich unseren ersten großen Krach. Vic wohnt in einem der Gästezimmer, das sie sofort nach ihrem Geschmack mit vielen Postern und allem möglichen Krimskrams in eine Räuberhöhle verwandelt hat. Zu Kens Ärger, der hofft, dass es sich nur um ein Provisorium handelt. Ich bin fest entschlossen, das Sorgerecht für meine kleine Schwester zu übernehmen und sie an der Schule anzumelden. Auf Letzteres legt Vic keinen Wert. Ich denke, die beiden werden sich aneinander gewöhnen!
    Ich verstehe, dass Vics Schlampigkeit, gepaart mit meiner Unordnung, eine Zumutung ist. Trotzdem muss man nicht gleich eine teure Designervase quer durchs Wohnzimmer schmeißen, wo sie klirrend auf dem Parkett landet und es mit ihren Scherben zerkratzt.
    „Das ist ein Irrenhaus!“, brüllt Ken und trampelt auf den CDs herum, die überall auf dem Boden verstreut liegen. Macht ihn Vics Musik, die zugegebenermaßen über Zimmerlautstärke in seinem CD-Player rumst und bumst, aggressiv? „Was ist das hier, he?“ Er wühlt in den CDs herum und wirft sie in die Luft.
    Klatschend wie Hagel prallen sie aufs Parkett und beschleunigen seine Wut.
    Er schüttelt den leeren CD-Ständer, in dem bis gestern seine Klassik-CDs wie Heiligtümer exakt in Reih und Glied sortiert standen. „Wooo sind sie?“
    „Vic?“
    Meine kleine Schwester biegt mit unschuldigem Gesicht und großer Kaugummiblase um die Ecke. Sie bohrt ihre schmutzigen Fingernägel in den handgewebten, schneeweißen Läufer, auf dem eine CD gelandet ist. Vic legt sie zu den anderen. „Ihr solltet mir dankbar sein! Ich bringe den Laden auf den neuesten Stand. Guckt mal, die Letzte von Hooper und hier die Tigers! Habe ich alle für den alten Scheiß, der im Regal moderte, bekommen. War ’n geiler Tausch! Das Angesagteste aus der Szene gegen den ollen Sperrmüll!“
    „Beethovens Fünfte – oller Sperrmüll!“ Ken fletscht gefährlich die Zähne. Er sieht so aus, als ob er Vic verprügeln will.
    Ich schicke meine Schwester raus auf ihr Zimmer, wo ich sie nachher pädagogisch zur Rede stellen werde. Leider hat sie die Begabung, Kontakte zu dubiosen Kreisen zu knüpfen. Egal, wo sie sich aufhält, sie stöbert jugendliche Geschäftsleute auf, die vor Hehlerware nicht zurückschrecken.
    Ken sitzt erschöpft in dem CD-Haufen. „Sie muss weg! Morgen schickst du sie zu deiner Schwester zurück!“
    „Das geht nicht! Sophie ist verreist“, lüge

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