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Mordsschock (German Edition)

Mordsschock (German Edition)

Titel: Mordsschock (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gaby Hoffmann
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soll!“, schimpfte die Füllige. 
    Die Dürre pflichtete ihr bei: „Lassen Sie uns in Ruhe! Man darf nicht auf dem Unglück anderer Leute herumhacken.“ Demonstrativ zeigten mir die Damen ihre kalten Schultern und widmeten sich intensiv den vor ihnen stehenden Sahnetorten.
    Trotzdem waren sie schuld daran, dass ich beschloss, das Thema aufzugreifen. Gelang es mir, die Selbstmordtheorie der Polizei zu widerlegen und irgendwelche Gegenbeweise zu finden, würde ich meine Stellung innerhalb der Redaktion festigen. Ich brauchte dringend eine gute Story, um mein angekratztes Image beim Chef aufzupolieren. Dann könnte ich auch wegen einer Gehaltserhöhung anklopfen. Tja, und wenn sie saftig genug ausfiel, würde ich Vic zu mir holen, träumte ich weiter. Sicherheitshalber warf ich einen Blick in das zerknüllte Rosenhagener Tageblatt , das ich in meiner Tasche mit mir herumschleppte. Ich schlug die Horoskop-Seite auf: Intelligenz-Planet Merkur liefert berufliche Visionen und blendend neue Ideen. Es fehlen nur die richtigen Handgriffe. Na, bitte, und die richtigen Handgriffe würde ich anwenden, um meinem Schicksal auf die Sprünge zu helfen! 
    Anstatt zurück in die Redaktion zu fahren, schaute ich mir die Kieskuhle an. Sie lag außerhalb der Stadt. Von der Hauptstraße, die ein kleines Dorf in zwei Hälften zerpflückte, musste man links auf einen Asphaltweg abbiegen, der in längeren Bögen direkt auf die sandigen Wege der Kieskuhle zuführte. Hier gab es sogar einen kleinen Parkplatz. Auf dieser Seite hatte sich ungehindert wilde Vegetation ausgebreitet. Es duftete nach Kräutern. Grasbüschel, Sauerampfer und Kamille identifizierte ich mit meinen eingeschränkten botanischen Kenntnissen. Dazwischen versperrten niedrige Bäume und Buschwerk die direkte Sicht auf den kleinen See in der Mitte. Ich kämmte mit den Händen einen pieksenden Ginsterbusch und kletterte zum Wasser runter. Trübe schimmerte es im fahlen Abendlicht. Es roch nach Schwermetallen. Im Sommer wurde der See zum Baden genutzt, hatte ich mir sagen lassen. Ich kniete mich hin und versuchte vergeblich, auf den Grund zu schauen. Undurchdringliche Tiefe. 
    Gebaggert wurde am anderen Ufer. Zwischen hohen Sandbergen parkten orangefarbene Bagger. Verrostete Rohre und Schutt lagen dort herum. Auf der Seite mündete der See in eine Pumpanlage. Wenn Rennen veranstaltet wurden, dann auf den engen, kurvigen Sandwegen, die sich durch das ganze Gebiet schlängelten. Manche fielen steil zum Wasser ab. Riskant, dort mit dem Auto zu fahren. Freiwillig würde ich die holprigen Wege nicht längs düsen. Aber wenn man sich umbringen wollte ... 
    An irgendeiner Stelle war Peter Heimann von der Fahrbahn abgekommen. Das gleiche Schicksal hatte einige Monate vorher hier seinen Fraktionskollegen ereilt. Freiwillig oder unfreiwillig? Wie einsam es war! In der Ferne nur weite Wiesen, die sich bis zum Horizont erstreckten. Von Menschen keine Spur. Dumpfes Muhen der Kühe ertönte als einziges Geräusch. Ich meinte, die Stille zu hören, ja, sie sogar körperlich zu spüren. Aber sie war nicht friedlich, sondern unruhig. Wie eine gallertartige Masse waberte sie unsichtbar um mich herum. Als drohte sie mir, mich mit ihren Fangarmen zu ersticken, weil ich in ihre Welt eingedrungen war. Ein seltsamer Ort! 
    Ich war so in Gedanken versunken, dass ich nicht bemerkte, wie die Dunkelheit langsam, Stück für Stück, Bäume, Büsche, Sandberge und den See einhüllte. 
    Raschen Schrittes marschierte ich zurück zum Auto. Dort stellte ich fest, dass der Autoschlüssel verschwunden war. In meiner Jackentasche klaffte ein Loch, durch das ich bequem Daumen und Zeigefinger gemeinsam stecken konnte. Verflixt! Ich verfluchte meine Schlampigkeit. 
    Ohne Licht war ich hier aufgeschmissen. Mir kam es an diesem Ort extrem finster vor. An einigen Stellen robbte ich auf allen vieren über den Sand, tastete Grasbüschel und Steine ab, fuhr entsetzt zurück, weil ich eine schleimige Nacktschnecke berührt hatte, und zog mir mindestens einen Dorn und zwei Schrammen zu. Wie gut, dass niemand meine idiotischen Verrenkungen beobachtete! 
    Endlich entdeckte ich meinen Autoschlüssel neben einem großen Stein auf dem Fleck, wo ich mich vorhin hingekniet hatte, um ins Wasser zu starren. Erleichtert steckte ich ihn ein. 
    Da sah ich plötzlich schräg gegenüber in der Ferne ein Licht aufblitzen. Ein Scheinwerfer. Mein Herz schlug schneller. Ich verkroch mich hinter dem Stein. Wurde ich live Zeugin

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