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Mordsschock (German Edition)

Mordsschock (German Edition)

Titel: Mordsschock (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gaby Hoffmann
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Reporter und Kameraleute von zwei verschiedenen Privatsendern rückten in unserer Redaktion an.
    Vor laufender Kamera berichtete Voller von seinen Recherchen. Anschließend fuhren die Fernsehteams in der Gegend umher, um Lokalkolorit einzufangen.
    „Pass auf, dass dir keiner mit einer Nadel zu nahe kommt!“, stichelte ich zu Voller.
    „Warum?“
    „Na, dann platzt du, Alter“, haute ich ihm auf die Schulter. Ich fand es genauso aufregend wie er, dass unsere gottvergessene kleine Redaktion plötzlich im Mittelpunkt des allgemeinen Interesses stand.
    Wagner ging wie auf Wolken. Er hatte bereits einen belobigenden Anruf aus Flamstadt erhalten.
    „Na, ich glaube, für Sie springt was heraus“, tätschelte er selbstvergessen Vollers Kopf.
    Und der glühte vor Freude. Erfüllte sich sein Traum, eine feste Stelle?
    Aber keine Freude wird grenzenlos von neidischen Kollegen mitgetragen. Nachdem die Kamerateams ihre Kabel zusammengerollt hatten, rückte die unumgängliche Tatsache in unser aller Bewusstsein: Wenn Voller Redakteur wurde, musste ein anderer weichen! Eine zusätzliche Planstelle war vermessen. Während Voller und Wagner schwebten, sank die Stimmung von uns anderen auf den Boden.

Kapitel 16
     
    Frau Krüger wimmelte mich am Telefon ab. Ja, sie bekämen nun ein Grundstück, alles wäre in Ordnung, teilte sie mir kurz angebunden mit. Ansonsten hätte sie gerade überhaupt keine Zeit. Ihre überschwängliche Freundlichkeit, mit der sie mich bei meinem letzten Besuch überschüttet hatte, war verschwunden.
    Sie brauchte mich nicht mehr. Die Journalistin, die für ihre Zwecke öffentlichen Druck hätte erzeugen können, hatte ausgedient. So funktionierte das System.
    Ärgerlich schleuderte ich das Telefon auf einen Papierstapel.
    Jelzick hielt mir einen Zettel unter die Nase, auf den er mit seiner Sauklaue irgendwelche Zahlen gekritzelt hatte.
    „Was ist das?“, grummelte ich mürrisch.
    „Du interessierst dich für diese tote Politikerin, stimmst? Ich weiß zwar nicht, wieso du noch hinter der Sache her bist, aber dies ist die Telefonnummer von ihren Eltern.“
    „Woher hast du die? Bei der Auskunft fanden sie keine Nummer.“
    „Is ’ne Geheimnummer. Meine Frau hat mit der Kindergärtnerin von unserem Kleinen über Frau Riecken gesprochen. Die Kindergärtnerin ist mit den Rieckens befreundet und erzählte, wie unglücklich die über den Tod ihrer Tochter sind. Na ja, und so‘n Zeug halt, dass sie nicht an Selbstmord glauben und so. Also habe ich meine Frau gebeten, sich von der Kindergärtnerin die neue Telefonnummer der Rieckens geben zu lassen. Die wollen anscheinend über den Fall reden. Das ist doch dein Ding, oder?“ Jelzick grinste wie ein fettiges Spanferkel und streckte seine Pranken gierig nach meinen Zigaretten aus.
    Meine schlechte Laune stieg auf die mittlere Skala. Ich wählte die Nummer und stellte mich Frau Riecken als befreundete Journalistin ihrer Tochter vor. Zwar etwas übertrieben, wir hatten uns vor ihrem Tod ja nur ein Mal gesehen, aber wirksam. Sie lud mich für den Nachmittag zu sich nach Hause ein, um mit mir über ihre Tochter zu reden.
     
    Ich saß neben einer riesigen Yuccapalme in einem Korbsessel im Wintergarten der Rieckens. Vor mir auf dem weißen Rattantisch dampfte grüner ayurvedischer Tee aus einer handgetöpferten Tasse. Eine breite Glasfront gab die Aussicht auf üppig von Lavendelstauden umwucherte Rosenbeete frei. Im Sonnenschein bestimmt malerisch, nun aber drückten schwere Regentropfen die zarten Blüten und Knospen nach unten. Manche bogen sich ungesund unter der nassen Last gen Erdboden und drohten abzubrechen. Gegen diese Naturgewalten nützten ihnen ihre pieksenden Dornen nichts. Nur ein energischer Stängel voller Lebenskraft trotzte dem Verfall.
    Die Tür vom Wintergarten zum Wohnzimmer stand offen und gewährte den Blick auf die bis unter die Decke vollgestopften Bücherregale, die sich eng an die gelb gewischten Wände drängelten. Eine Polstergruppe vor einem kleinen Kamin lud dazu ein, an einem ungemütlichen Tag wie heute dort nach Herzenslust zu schmökern.
    Im Vorbeigehen hatte ich Familienfotos auf dem Kamin betrachtet. Das übliche Babyfoto im Goldrahmen, auf dem Babys über ein Eisbärfell krabbeln und dabei verwundert aus riesigen Kulleraugen ihre Umgebung bestaunen. Das Bild daneben zeigte ein kleines Mädchen mit dunklen Locken, das stolz eine bunte Schultüte in der Hand balancierte und seine Zahnlücken zur Schau stellte. Auf einem

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