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Mordsschock (German Edition)

Mordsschock (German Edition)

Titel: Mordsschock (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gaby Hoffmann
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mich fragen, lief astreines Mobbing gegen Christine ab. Leider ist mir das erst jetzt, wo es zu spät ist, richtig klar geworden. Sonst hätte ich dazwischen geschlagen.“ Herr Riecken ballte eine Faust. Zornesröte verfärbte sein Gesicht.
    „Gab es niemanden in der Partei, der zu Christine hielt?“
    „Diese Brüder sind doch alle ein Klüngel. Wer den Mund ein bisschen weiter aufsperrt und seine Meinung äußert, so wie Christine, wird zum Außenseiter degradiert. Den Anschein habe ich zumindest, beweisen kann ich nichts“, schob er müde hinterher. „Verstehen Sie mich nicht falsch, ich gehöre nicht zu den Leuten, die sich am Stammtisch zusammenrotten und über unsere Politiker schimpfen. Ich finde es gut, wenn Leute sich ehrenamtlich engagieren, um etwas zu bewegen. Deswegen habe ich auch Christines Ansinnen, in die Partei einzutreten, unterstützt.“
    „Warum ausgerechnet die Konservativen?“
    „Die politische Richtung spielte eine geringere Rolle. Christine wollte politisch aktiv werden. Vor etwa anderthalb Jahren suchten die Konservativen Frauen für die Ausschussarbeit.“
    „Hat sie mit Ihnen über den Gottesanger gesprochen?“
    „Das Thema ist in aller Munde. Klar, dass wir uns beim Essen mal darüber unterhalten haben. Christine war der Auffassung, man sollte dort ein Naturschutzgebiet ausweisen. Ein idealistischer Standpunkt, der Unmut erzeugte. Ich habe ihr versucht, klar zu machen, dass die Stadt dringend Geld braucht, welches sie durch den Verkauf von Grundstücken einnehmen könnte. Aber meine Tochter war jung und auch ein bisschen stur. Hat sie von mir.“ Herr Riecken lachte kurz. Es klang nicht fröhlich.
    „Was sagt der Kommissar zu Ihrem Mobbingverdacht?“
    „Meinen Sie, das interessiert den! Der gehört selbst zu diesem Verein und lässt nichts auf die kommen. Hat zwar so getan, als würde er uns ernst nehmen, aber in Wirklichkeit wollte er die Sache schnell abschließen.“
    „Hatte Christine Feinde, spezielle Parteikollegen, mit denen sie aneinandergeraten ist?“
    Das Ehepaar guckte mich ratlos an. „Wenn wir das wüssten, würde ich mir denjenigen vorknöpfen. Das können Sie mir glauben!“ Herr Riecken bleckte kämpferisch die Zähne und drückte die rechte Hand seiner Frau. „Wir werden alles tun, um den Tod unserer Tochter in das richtige Licht zu rücken. Sie soll nicht als falsche Selbstmörderin in der öffentlichen Meinung dastehen. Auch wenn es das Einzige ist, was wir noch für sie tun können.“

Kapitel 17
     
    Ken lud mich abends ins La Fayette ein. Das Nobelrestaurant mit Sternchen lag eine Autostunde entfernt in einem exklusiven Badeort.
    Verzetteln Sie sich nicht bei Forschungsarbeiten an Ihrer Seele! , riet mir mein Horoskop heute. Ich beschloss, dem Rat zu folgen und abzuschalten.
    Der Mercedes brauste über die Autobahn. Je weiter wir uns von Rosenhagen entfernten, umso unschärfer wurden meine Gedanken an das Gespräch mit Rieckens. Ich wusste, wenn wir unser Ziel erreicht hatten, wären sie verschwunden. Wir würden in eine neue Welt eintauchen, die nur uns beiden gehörte. Eine Welt, in der es keinen Platz für Grundstücksaffären und tote Politiker gab. Ken würde sie wegzaubern.
    Wir sausten mit 180 Kilometer pro Stunde konsequent ganz links. Noch wollte ich der Magie des Zauberers nicht erliegen, der mich in diesen Geschwindigkeitsrausch versetzte und einen ganz duselig vor Glück machte.
    „Mach dich vom Acker mit deiner überdachten Zündkerze!“ Der Zauberer schimpfte. Er klebte an der Stoßstange eines klapperigen Fiats, der die Frechheit besaß, die Überholspur zu blockieren. Ken hupte und drängelte. Angespannt umklammerte er das Lenkrad, als könne er auf diese Weise den anderen zwingen, die Spur zu wechseln. Kleine Schweißperlen tropften von seiner Stirn. Endlich zog der Fiat nach rechts rüber. Ken verabschiedete ihn mit wütenden Gesten, erst dann besann er sich wieder auf meine Gegenwart und lächelte mich entschuldigend an.
    „Dir möchte ich nicht auf der Autobahn begegnen.“
    „Schlechte Autofahrer kann ich nicht ab, da raste ich regelmäßig aus. Verzeihst du mir?“
    „Typisch Mann!“
    Er grinste schelmisch und fasste meinen Kommentar als Kompliment auf. Er streckte die Wirbelsäule zur Autodecke und wuchs im Sitz.
    „Apropos Mann, wie sehen die Beziehungen zwischen Männern und Frauen in eurer Partei aus?“
    „Bist du eifersüchtig?“
    Ich lachte. „Haben Frauen, ich meine, kluge Frauen wie Christine Riecken, es

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