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Mordstheater

Mordstheater

Titel: Mordstheater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Imogen Parker
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ausgezogenen Schuhen und meine
Füßen unter den Po geschlagen.
    »Ich möchte etwas Hagebuttentee, Sophie. Und
Greg?« fragte sie, die Hierarchie wieder herstellend.
    »Oh, bloß keinen Aufwand. Warum gehen wir nicht
einfach auf ein Glas in den Pub?«
    Sie schaute ihn mit einem amüsierten Ausdruck an
und versuchte zuerst, streng zu sein, kapitulierte aber sehr bald angesichts
seines augenzwinkernden Charmes.
    »Oh, ihr verfluchten Iren!« sagte sie und ging
zurück in ihr Büro, um ihren Mantel zu holen. Er half ihr äußerst beflissen
hinein und geleitete sie mit der Hand auf ihrem Rücken zum Büroeingang.
    Sie war so angeregt und er so aufmerksam, daß
sie beide vergaßen, sich zu verabschieden. Ich sog ziemlich nachdrücklich die
Luft ein und machte einen starken Hauch von Diorissimo aus.

  Ich glaubte schon fast, ich hätte überhaupt kein Material mehr für
meine Vorstellungen, als ich Stephanie über den Weg lief.
    Die erste Woche meines neuen Jobs war
erschöpfender gewesen, als ich mir hätte träumen lassen. Ich hatte, im
Rückblick törichterweise, meinen Stolz heruntergeschluckt und Frieden
geschlossen mit Mr. White, oder Anthony — er bestand jetzt darauf, daß ich ihn
so nennen sollte — , nach unseren kleinen Widerwärtigkeiten bezüglich der
Mittagspause. Da Janets Erkältung sich anscheinend zur Grippe entwickelt hatte,
hatte sie sich für den Rest der Woche krank gemeldet, und ich dachte, es würde
eine diplomatische Geste sein, ihrem Vorgesetzten auszuhelfen. Es ergab sich,
daß ich ein paar Abende hintereinander bis spät arbeitete. Ärgerlicherweise
schien er unfähig, das Büro vor mir zu verlassen, und am Donnerstag abend
schaute er mir eine gute halbe Stunde lang über die Schulter und trat dabei von
einem Fuß auf den anderen, während ich tippte, bevor er mich einlud, mit ihm
etwas trinken zu gehen, als sei das eine Art Belohnung. Ich lehnte ab und
schützte eine Mieterversammlung zu Hause vor, woraufhin er darauf bestand, mich
mit dem Auto mitzunehmen. Er sagte, er wohne in Hertfordshire, und es läge auf
seinem Weg zur A 1.
    Er hatte sein Auto in einem Parkhaus an der St.
Martin’s Lane, und wir mußten mehrere Minuten warten, während die Bediensteten
es in einem Fahrstuhl nach unten brachten. Da ich selbst nie ein Auto besessen
habe, war ich verblüfft über diese Prozedur und bemerkte, daß man so etwas in
New York erwarten würde, aber nicht in London. Er lächelte, als sei er
befriedigt über eine so beeindruckbare Begleiterin. Als das Auto endlich ankam,
war es genauso, wie ich es vorausgesagt hätte, wenn wir dieses
Gesellschaftsspiel gespielt hätten: »Wenn er ein Auto/ein Essen/eine Farbe
wäre, was für eine(s) würde er sein?« Ein metallic-grauer Zweisitzer, ein
japanischer Sportwagen, der furchtbar viel Krach machte, auch wenn wir zwischen
dem West End und Camden nie auf eine wirklich hohe Geschwindigkeit kamen. Mir
schien, daß Anthony genau diese Sorte Mann war, die gerne einen Ferrari
besessen hätte, sich aber nie so ganz einen leisten konnte.
    Wir unterhielten uns beklommen. Er erzählte mir,
daß er geschieden war und einen zwölfjährigen Sohn hatte, den er so oft wie
möglich zu sehen versuchte, weswegen er immer noch in der Nähe seiner Frau
wohnte. Ich bemerkte, daß es eine weite Fahrt sei jeden Tag, was ihm das
Stichwort gab, zu sagen, während er das Lenkrad tätschelte: »Mit dem hier kommt
es einem nicht wirklich weit vor!«
    Ich machte die entsprechenden anerkennenden
Nebengeräusche, aber ich fand, es war ein unwürdiges Auto für einen Mann in den
Fünfzigern, und als er den Primrose Hill hoch davonröhrte, ging mir flüchtig
der Gedanke »Hammel macht auf Lamm« durch den Kopf, und ich mußte lächeln.
    Natürlich war keine Mieterversammlung, aber ich
stieß vor meiner Tür tatsächlich auf Costas, und wir gingen in die örtliche
Taverne, die einem seiner Cousins gehörte, und tranken viel zu viel Retsina,
während wir unsere gemeinsame Verantwortung für die Glühbirnen im Treppenhaus
besprachen.
    Was noch ein Grund dafür war, daß ich ein
bißchen benommen war, als ich am Freitag abend durch den Cam-dener Sainsbury’s
lief und zu entscheiden versuchte, was ich für das Wochenende zum Essen kaufen
sollte.
    Stephanie begrüßte mich in der
Fertiggerichteabteilung und legte mir die Wonnen von frischen Tagliatelle mit
Tomaten-Mascarpone-Soße nahe, und ich fühlte mich verpflichtet, sie dazu
einzuladen. Ihr Beitrag bestand aus einer Tüte Salat und

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