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Mordstheater

Mordstheater

Titel: Mordstheater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Imogen Parker
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einer gesponserten Meditation am folgenden Wochenende
anzuschließen, obwohl ich schon anbot, 50 Pence pro Stunde beizusteuern.
    »Es ist nicht zeitlich festgelegt, Sophie. Es
ist nicht so eine Art Ausdauertest.«
    Ich fragte mich gerade, was es dann wohl war,
und war nicht schnell genug, die Einladung zum Abendessen in der nächsten Woche
zu umgehen.
     
    Ich versuchte, meine Nummer für den Pub
vorzubereiten, stellte aber fest, daß ich an nichts anderes als Greg denken
konnte. Wir wollten nach meinem Auftritt am folgenden Abend zusammen
essengehen.
    »Sollen wir versuchen, mal etwas anderes als
Pizza zusammen zu essen?« hatte er gesagt.
    »Meinst du, diese Beziehung ist stark genug,
einen Besuch beim Inder zu überstehen?« erwiderte ich.
    »Ich gehe gern Risiken ein.«
    Also schlug ich ein Restaurant im Westbourne
Grove vor, wo er noch nie gewesen war.
    Aber das war noch vierundzwanzig Stunden hin.
    Wenn meine Mutter nicht angerufen hätte, um mir
zu erzählen, daß sie und Reg ein Sonderangebot im Fenster eines Reisebüros
gesehen und spontan beschlossen hätten, eine Woche Winterurlaub in Madeira zu
machen, wäre es ein sehr öder Abend gewesen.
    Sie fuhren am nächsten Tag, und sie wollte
meinen Rat, was sie zum Anziehen mitnehmen sollte. Da ich fast immer
abgeschnittene Levi’s und ein T-Shirt mit in den Urlaub nehme, war ich keine
große Hilfe, obwohl ich zustimmte, daß »etwas für den Abend« in einem
Viersternehotel ratsam sein würde, wohl wissend, daß meine Mutter nie verreist
ohne mindestens drei Garnituren pro Tag in ihren beiden gewaltigen Koffern. Sie
war in sehr redseliger Stimmung und erzählte mir in allen Einzelheiten von Regs
Fortschritten bei den Weightwatchers. Es klang, als müsse sie sich nicht
sonderlich schämen, wenn ersieh an dem lagunenförmigen Swimmingpool bis auf die
Badehose auszog. Nach einer halben Stunde etwa muß sie bemerkt haben, daß ich
nicht viel sagte, den sie unterbrach sich mitten im Reiseprospekt selbst und
sagte: »Wie kommst du denn so zurecht?«
    Ich hatte überlegt, ob ich ihr von Greg erzählen
sollte oder nicht. Es schien ein bißchen früh. Ich bin ziemlich abergläubisch
in diesen Dingen, und so sagte ich nur, daß ich jemanden kennengelernt hatte.
    »Ist er nett?«
    »Natürlich ist er nett«, sagte ich ungeduldig. »Er
ist ein Prachtstück.«
    »Das Aussehen ist nicht alles, weißt du,
Sophie.«
    Für jemanden, der mindestens eine Stunde am Tag
damit zubringt, sich mit einer ganzen Kollektion von Schönheitsmitteln,
Lotionen und Tinkturen einzukremen, war das eine Offenbarung.
    »Nun, auch du solltest auf deine Haut achten«,
sagte sie zu ihrer Verteidigung.
    Ich wechselte das Thema zur Arbeit und erzählte
ihr, daß die Dinge ein bißchen hart gewesen waren, seit meine Chefin krank war.
Dann erinnerte ich mich an die Unterhaltung, die Agatha und ich am
Mittwochnachmittag gehabt hatten.
    »Mama, meine Chefin sagt übrigens, daß sie dich
mal vor Ewigkeiten gekannt hat.«
    »Oh, wirklich? Wie heißt sie denn?« Meine Mutter
hat es nach meiner Plemplem-Entscheidung (ihr Wort), die Bank zu verlassen,
aufgegeben, irgendwelches Interesse für meine Arbeit zu hegen.
    »Agatha Brown. Sie sagt, sie kannte meinen
Vater, und daß sie dich traf...«
    Ich bemerkte, daß ich am anderen Ende der
Leitung auf ein höchst eisiges Schweigen stieß.
    »Ja, das hat sie wohl, nicht?«
    »Was heißen soll?«
    »Was bedeutet, daß wenn du meine Meinung hören
willst, sie eine widerliche Schlampe ist, und ich nicht viel mit ihr zu tun
haben wollte, wenn ich du wäre.«
    Ich konnte mir das Lachen nicht verkneifen. Es
war sehr selten, daß meine Mutter irgend etwas Schlechtes über irgend jemanden
zu sagen hatte. Das Wort >Schlampe< tauchte in ihrem Vokabular ungefähr
so oft auf wie >Kartesianer<. Ich war verblüfft.
    »Nein, ich werde es nicht erklären, wenn es dir
nichts ausmacht«, fuhr sie fort. »Nur sag’ nicht, daß ich dich nicht gewarnt
habe.«
    Ich merkte, daß jetzt nicht die Zeit war, sie zu
bedrängen, also wechselte ich das Thema zurück zu Sonnenschutzfaktoren,
erinnerte sie daran, etwas gegen Insekten mitzunehmen. »Und vergiß die
Malariatabletten nicht.«
    »Bist du sicher? Im Reisebüro haben sie uns das
nicht gesagt.«
    »Na, die sagen einem alles mögliche, oder nicht?
Nein wirklich, Mama, ich habe nur Spaß gemacht.«
    Was sie mißbilligte, und wir legten beide unsere
Hörer auf, das Gleichgewicht war wiederhergestellt.

  »...und haben Sie sich jemals

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