Mordstheater
früh nach Hause gegangen — Janet
erklärte, daß er donnerstags seinen Abend mit seinem Sohn Keith hatte — , und
ich beschloß, das gleiche zu tun. Janet meinte, ich solle Agatha um Erlaubnis
fragen. Ich zögerte, das zu tun, weil es mir so erniedrigend schien, aber schließlich
rief ich sie an, denn ich wollte mir keinen Ärger mit Anthony am nächsten
Morgen einhandeln. Ihre Nummer war besetzt. Meine Müdigkeit machte mich
inzwischen gereizt. Ich legte den Hörer auf und ging ohne weitere Rücksprache.
Ich verbrachte den Freitag praktisch ohne
Unterbrechung damit, die Bs im Computer zu speichern. Das Büro war ruhiger, als
ich es je gekannt hatte. Wenn Agatha da war, surrte der Ort vor Energie. Es
war, als ob sie durch ihre bloße Anwesenheit Geschäftigkeit schaffen würde. Ich
fand Anthonys Zappeligkeit im Vergleich dazu ermüdend. Er hatte außerdem in
Agathas Abwesenheit die ärgerliche Angewohnheit entwickelt, Janet in unserem
Korridor-mit-Büro zu diktieren, statt in seinem eigenen. Ich entschloß mich,
die Akten mit in Agathas Büro zu nehmen und an ihrem Terminal zu arbeiten.
Der vorletzte Hefter in der Sektion B war mit
>Burton< etikettiert. Normalerweise waren in der Akte jedes Klienten zwei
Hefter. Einer war für die Korrespondenz des laufenden Jahres und wurde dann am
Jahresende in riesigen Metallboxen gelagert, die im Keller des Hauses gestapelt
waren.
Ein paar Wochen zuvor hatte Agatha mich gebeten,
einen Vertrag herauszusuchen, der Cormac O’Haras erstes Stück 1974 betraf und
versehentlich dort abgeheftet worden war. Der Keller war überraschend trocken,
aber schlecht beleuchtet, mit nur einer Birne, und ich glaubte, das Rascheln
von Mäusen zu hören, als ich vorsichtig die Holztreppe hinter der Tür in dem
kleinen Foyer hinabstieg. Die Tür fiel mit einem Schlag hinter mir zu, der mich
zusammenfahren ließ, aber es beunruhigte mich nicht übermäßig, weil es ein
Yale-Schloß war, das man leicht von innen öffnen konnte. Was ich beängstigender
fand, war der merkwürdige, geisterhaft klagende Ton, der aus der hinteren Ecke
zu kommen schien, bis mir klar wurde, daß das der Koch aus dem chinesischen
Restaurant nebenan war, der bei der Arbeit sang.
Der andere Hefter enthielt alles, was mit
Verträgen zu tun hatte. Diese wurden nicht jahresweise abgeheftet, weil sie im
Fall der Autoren ihre Rechtskraft während der gesamten Gültigkeitsdauer des
Copyrights behielten, und bei Schauspielern, solange das Engagement andauerte.
Ich hatte mir Jack Burtons Hefter schwerer vorgestellt. Es gab keine
Korrespondenzakte, was mich nicht überraschte, weil er sein Werk ja nun selbst
vertrat, aber der Vertragshefter enthielt nur zwei Dokumente: das ursprüngliche
Übereinkommen für die Produktion des Stücks und etwas, das ein Buchkontrakt zu
sein schien. Ich hatte noch keines von beiden zuvor gesehen, da die meisten As
und Bs Schauspieler waren, die weit simplere Verträge hatten. Ich machte mir
eine Notiz, Agatha zu fragen, welche Details festgehalten werden mußten, und
begann mit dem nächsten Buchstaben des Alphabets.
Ich blieb bis spät im Büro, teilweise, weil ich
mir selbst die Herausforderung gestellt hatte, die Cs bis zum Ende der Woche
beendet zu haben, und teilweise, weil ich abends nichts vorhatte. Greg war zu
einem Abendessen mit dem Direktor von Maguire Seven Film eingeladen, und Martin
hatte eine nicht näher bezeichnete Verabredung. Er hatte sich am Telefon
ziemlich selbstzufrieden angehört, und als ich ihn fragte, ob er die Stewardeß
schon gebumst habe, antwortete er, er könne jetzt gerade nicht sprechen. Wonach
ich annahm, er hatte. Ich stellte mir vor, wie er am anderen Ende der Leitung
unangenehm berührt rot wurde und jeder im Büro genau wußte, worüber er nicht zu
reden versuchte und ihn damit aufzog.
Ich erblickte Stephanie in der Käseschlange bei
Sainsbury’s und verbrachte mehrere Minuten damit, mich in der Schinken- und
Wurstabteilung herumzudrücken, die sie, wie ich mir einbildete, als
Vegetarierin vermeiden würde. Ich dachte, ich sei in Sicherheit, als ich sie
den Laden verlassen sah, aber es stellte sich heraus, daß sie vergessen hatte,
ihren Vorrat an Mung-Bohnen aufzufüllen, und sie stellte sich an der
Schnellkasse zwei Leute hinter mir in die Reihe. Ich staunte über die
Verwüstung, die die fünf Sachen, die ich im Einkaufswagen hatte, in meinem
Verdauungssystem anrichten würden, wenn ich sie in der falschen Reihenfolge aß,
und schlug es aus, mich
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