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Mordstheater

Mordstheater

Titel: Mordstheater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Imogen Parker
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erkannte.
Sie atmete so schwer, daß sie wie ein obszöner Anrufer geklungen hatte.
    »Ich weiß, es ist... schrecklich, darum zu
bitten... Samstagabend..., sehen Sie zu, daß Sie vorbeikommen können glaube...,
irgendwas stimmt nicht..., macht nichts...«
    Sie war betrunken. Ich hatte sie so an so
manchem Nachmittag mit ihren Klienten sprechen hören, nach einem langen Mittagessen
bei Orso’s, und erkannte den Rhythmus wieder, obwohl ich nicht richtig
verstehen konnte, was sie sagte. Nach einer Woche, in der ich über den Ruf der
Pflicht hinaus professionell agiert hatte, fand ich es ein bißchen zuviel, zu
Hause angerufen zu werden, also sagte ich ihr, daß ich gerade gehen wollte, und
schlug vor, sie solle sich eine Tasse Tee machen und zu Bett gehen. Ich kam mir
unter den Umständen sehr höflich vor. Ich sagte »auf Wiederhören« und bis
Montag. Es gab eine lange Pause, bevor sie einen Seufzer ausstieß und auflegte.
Zumindest glaube ich, daß es so passiert ist. Ich habe der Sache seitdem viele
Gedanken gewidmet und mich gefragt, warum ich so intolerant war. Tatsache ist,
wenn ich gewußt hätte, was sie durchmachte, wäre ich sofort vorbeigegangen,
aber ich wußte es nicht.
     
    Greg stand an der Bar. Er reichte mir einen Gin
Tonic.
    »Hast du mich gesehen?« fragte ich und hoffte
dabei mehr oder weniger, er habe nicht.
    »Nur das letzte Stück... Dein Mann ganz hinten
hat dir schwer Ärger gemacht, oder? Trotzdem, du warst ganz gut«, fügte er
hinzu und küßte mich.
    Ich mochte seine Art, nicht zu übertreiben.
Viele Schauspieler hätten mich mit Komplimenten überhäuft und dabei die Finger
hinter dem Rücken fest überkreuzt.
    Später, bei Khan’s, sagte ich: »Du bist nicht so
wie viele Schauspieler.«
    »Was meinst du damit?«
    Ich aß einen Happen Chicken Tikka Masala auf
Fladenbrot und dachte über meine Antwort nach. Während ich kaute, näherte sich
ein hispanisch aussehender Mann unserem Tisch, der den Arm voller roter Rosen
trug, die einzeln in Zellophan eingewickelt waren. Er hielt eine davon Greg hin
und deutete an, daß er sie für mich kaufen solle.
    »Möchtest du sie?« fragte Greg.
    »Nein danke! Absolut nicht! Gott, sie sind so
aufdringlich. Ich habe keine Ahnung, wie sie davon leben können, du?« Ich
plapperte weiter, um meine Verlegenheit zu überspielen. »Ich meine, hast du jemals
wirklich jemanden eine von diesen Rosen kaufen sehen?«
    Der Rosenverkäufer hatte sich an den Tisch neben
uns weiterbewegt, wo ein Paar Papads mampfte. Ohne zu zögern nahm der Mann ein
Pfund aus der Tasche und tauschte es gegen eine Rose für seine Freundin.
    Greg und ich lachten beide.
    »Es ist offensichtlich, wie sie davon leben«,
sagte Greg.
    Ich schlürfte mein Lagerbier und versuchte, mich
zu erinnern, was ich gesagt hatte, bevor wir unterbrochen worden waren.
    »Also, wie ich gesagt habe, die Schauspieler,
die ich kenne, sind normalerweise ganz schön eitel, wichtigtuerisch —«
    »Ja, die Liste ist endlos! Ich sehe mich nicht
wirklich als Schauspieler. Ich wirke attraktiv, also kann ich es genausogut
ausnutzen. Wenn mir das verloren geht, werde ich mich mehr aufs Schreiben
konzentrieren.«
    »Aber das wirst du nicht verlieren!« Ich war
schockiert von der nüchternen Art, wie er sich selbst beschrieben hatte. Es war
so unenglisch. Keine falsche Bescheidenheit und dennoch keine Spur von
Arroganz.
    »Oh, das werde ich. Du solltest meinen Vater
sehen. Ich gleiche ihm in seinen Zwanzigern bis aufs Haar, aber die Zeit und
das Saufen... Selbst wenn ich aufpasse, werde ich auseinandergehen. Jetzt mal
ehrlich, würdest du immer noch hier mit mir sitzen, wenn ich —«
    »Ja!« Es klang so entschieden und uncool, daß
wir beide lachen mußten, obwohl ich mich, als ich hinterher darüber nachdachte,
fragte, ob ich vollkommen aufrichtig gewesen war. Ich kannte ihn nicht
wirklich. Es lag eine instinktive Sympathie zwischen uns, aber wir hatten keine
Chance gehabt, unsere Gemüter auf die Probe zu stellen. Ich war in sein
Aussehen verliebt, in seine Stimme und sein Lächeln. Allem Anschein nach hatte
er ein gutes Wesen. Das war alles, wovon ich ausgehen konnte.
    Ich habe immer gefunden, im Taxi zu knutschen
sei ein bißchen unreif. Mit Greg kam es mir wie ein dringendes Bedürfnis vor.
Wenn die Fahrt etwas länger gewesen wäre und ich nicht Leggins getragen hätte,
wer weiß, was passiert wäre? Antwort: Ich weiß es, denn wir vögelten sowohl auf
der Treppe auf dem Weg in meine Wohnung als auch mit mehr

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