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Mordstheater

Mordstheater

Titel: Mordstheater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Imogen Parker
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Muße drinnen.
    Schließlich lagen wir auf dem Wohnzimmerboden,
in die Bettdecke eingehüllt.
    Plötzlich sagte er: »Das ist ein bißchen
intensiv, oder?«
    Ich spürte, wie in mir ein Gefühl des Unbehagens
aufzusteigen begann.
    »Was meinst du damit? Ich meine, ich weiß, was
intensiv heißt, aber es sieht so aus, als ob du etwas anderes sagen willst.« Ich
machte mich schon auf die Standardrede gefaßt, nicht zu verbindlich werden zu
wollen, Druck etc., etc.
    »Ich habe einfach gemeint, daß es erstaunlich
intensiv ist«, sagte er ganz ruhig. »In Anbetracht dessen, daß wir uns nicht
wirklich kennen. Trotzdem habe ich irgendwie das Gefühl, wir kennen uns. Weißt
du, wovon ich rede?«
    Erleichtert sagte ich ja, und wir lachten beide
und umarmten uns. Es fühlte sich sehr sicher und behaglich an.
    »Es ist nur so«, fuhr er fort, »es ist nur so,
ich glaube, ich sollte dir sagen, daß es noch jemand anderes gibt.«
    Ich schaute ihn ungläubig an. Nach allem, was
wir gerade getan hatten, schien mir dies ein besonders grausamer und
ungeeigneter Moment. Ich schluckte die Tränen herunter und sagte mit der
eisigsten Stimme, die ich aufbieten konnte: »Ach so. Ich schätze, du solltest
dann besser gehen.«
    Er sah erstaunt und von meinem Ton gekränkt aus.
    »Wenn du es mich nur...«
    »Oh, halt’ mir um Himmels willen nicht diese
Rede darüber, dir etwas Zeit zu geben. Die kenne ich bereits. Hör zu Greg, geh
einfach. Du hast dir die falsche Person ausgesucht, um ihr das anzutun. Darauf
kann ich verzichten, und ich lasse es mir nicht gefallen. Also red’ beim
nächsten Mal, wenn’s dir nach einem Fick zumute ist, nicht davon, wie intensiv
es sich anfühlt.«
    »...erklären läßt. Ich wollte sagen, wenn du es
mich nur erklären läßt.«
    »Ich will es nicht hören. Tut mir leid, es mag
deinem schlechten Gewissen guttun, aber mir hilft es überhaupt nichts. Es hat
Spaß gemacht, und wir haben uns auf nichts eingelassen. Also laß es uns einfach
jetzt beenden, in Ordnung?«
    »Nein. Nicht in Ordnung. Ich möchte, daß du dir
anhörst, was ich zu sagen habe.«
    »Aber ich möchte es nicht hören. Bitte geh.«
Meine Stimme hob sich.
    »OK. OK. Es tut mir nur leid, daß du so
schwarzweiß damit umgehen mußt. Es kommt mir so schade vor.«
    »Vielleicht ist es das für dich. Aber ich muß
mich schützen, weißt du.«
    »Du bist offensichtlich verletzt worden.«
    »Zehn von zehn Punkten. Deswegen solltest du so
was nicht mit Leuten machen, die du nicht gut kennst. Weißt du, ich habe mir
vor einer ganzen Weile die Regel gesetzt, nie mit einem Mann bei der ersten
Verabredung zu schlafen. Es klappt nie, weil man sich körperlich zu schnell
kennenlernt und mit den Gefühlen nicht hinterherkommt —«
    »Nun, wir haben es sogar getan, bevor wir
miteinander verabredet waren«, unterbrach er mich.
    Ich mußte lachen. »Ich frage mich, gilt das dann
als Verstoß gegen die Regel?«
    Die Atmosphäre war ein bißchen entspannter
geworden. Er küßte mich wieder, aber dieses Mal mit einer Art beschützender
Zuneigung. Einen Moment lang vergaß ich das >jemand anderes<.
    »Es tut mir leid, Greg, aber wir können das
nicht machen«, sagte ich, als es mir wieder einfiel.
    »Noch eine Regel?«
    »Ich fürchte, ja.«
    Er stand auf und fing an, sich anzuziehen. Ich
blieb unter der Bettdecke, weil es mir widerstrebte, wieder nackt vor ihm zu
stehen, und fühlte mich sehr verletzlich. Er beugte sich herunter und küßte
mich auf die Stirn.
    »Ruf mich an, wenn du deine Meinung änderst«,
sagte er und brachte sich dann selbst zur Tür.
    Eine meiner Hände kam aus dem Versteck unter der
Decke heraus und winkte. Ich hatte zu sehr einen Kloß im Hals, als daß ich
irgend etwas hätte sagen können. Als die Tür zuging, fing ich an zu weinen.
     
    Ich wachte am Sonntag auf und fühlte mich elend.
Mein Mund schmeckte nach schalem Curry, und so oft ich mir auch die Zähne
putzte, ich konnte den Geschmack nicht loswerden, der mich ständig an den Abend
davor erinnerte. Ich hatte nichts vor, also vertrieb ich mir die Zeit im Bett,
zappte gelegentlich durch die Fernsehprogramme und döste dann wieder. Am späten
Nachmittag zog ich meinen Trainingsanzug an und rannte ein paar Mal um den
inneren Kreis im Regent’s Park. Was ich an körperlicher Anstrengung nie
verstanden habe, ist, daß wenn sie einem so guttut, warum heckt man dann so
viele Vorwände aus, um sie zu vermeiden? Wie immer hob sich nach ungefähr einer
halben Stunde Joggen meine

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