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Mordstheater

Mordstheater

Titel: Mordstheater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Imogen Parker
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den
Seifenblasen im Abwasch in unserer strahlenden Küche spielten und darüber staunten,
wie weich unsere Haut war. Ich dachte, wie sehr Greg ihren Beifall finden
würde, und hoffte, daß er sie auch mögen würde, aber nicht übermäßig. Dann, um
dem Bild des häuslichen Glücks entgegenzusteuern, erwähnte ich meinen Vater.
    »Ich habe heute mehr über ihn erfahren als in
beinahe zwanzig Jahren!« sagte ich und beschrieb mein Gespräch mit Agatha.
    »Vermißt du ihn denn nie?«
    »Zuerst schon, vermute ich. Vielleicht habe ich
es einfach verdrängt. Als Agatha über ihn redete, habe ich eine Art Sehnsucht verspürt,
ihn zu treffen. Obwohl ich, glaube ich, große Angst hätte...«
    »Angst wovor?« Greg rutschte nach vorne, so daß
kleine Wellen in der Wanne hin und her schwappten. Er legte seine Hände auf
meine Schultern und schaute mir in die Augen.
    »Oh, daß er sich als Enttäuschung erweisen
würde. Agatha kann sich sehr gut für Sachen begeistern, weißt du — ja,
natürlich weißt du das. Oder vielleicht, daß ich eine Enttäuschung für ihn sein
würde, daß er mich nicht mögen würde...«
    Der Satz hing in der Luft. Unerklärlicherweise
fühlte ich Tränen aus meinen Augen quellen, aber ich wollte nicht die Hände
heben, um sie abzuwischen, weil ich Gregs Hände nicht bewegen wollte. Plötzlich
fühlte ich mich sehr verletzlich und schaute weg.
    »Komm«, sagte Greg. »Ich wasche dich.« Er seifte
mich ganz ein, wie ein Kind, und stieg dann aus der Wanne, damit ich mich
hinlegen und mich abspülen konnte. Dann rubbelte er mich mit einem Handtuch ab,
hob mich mit erstaunlicher Kraft hoch und trug mich ins Bett.
    Wir verbrachten Stunden damit, uns stumm zu
küssen, zu erforschen, zu lecken, zu saugen. Erst als er mit einem Seufzer des
Wohlbehagens in mich eindrang, öffnete er seine Augen, schaute zu mir herab,
lächelte und sagte: »Ich mag dich.«

  Die Mitteilung war auf vertraut aussehendem Büttenpapier getippt
und lautete einfach: »LEHN MICH AUF EIGENE GEFAHR AB, DU SCHLAMPE.«
    Sie bestürzte mich. Ich nahm den Umschlag oben
aus dem Papierkorb und sah, daß ich ihn sowieso nicht hätte öffnen sollen, weil
er mit der Aufschrift »Persönlich und vertraulich« gekennzeichnet war. Die
Adresse war vollständig getippt, aber es war keine Briefmarke darauf. Ich
fragte mich, ob er mit der zweiten Post gekommen war, aber dann wurde mir klar,
daß er persönlich eingeworfen worden war.
    Ich hatte Agatha bereits einmal angerufen, um
ihr zu sagen, daß der Vertrag für Cormac O’Hara fertig und das Geld
telegrafisch auf das Konto der Agentur überwiesen worden war. Sie klang weniger
heiser und fröhlicher gestimmt. Sie hatte beschlossen, sich zu verwöhnen, indem
sie den Rest der Woche freinahm, wenn ich glaubte, es schaffen zu können.
Nachdem ich ihr versichert hatte, ich könne, wollte ich sie nicht noch einmal
anrufen, besonders nicht, um ihr dies vorzulesen. Ich erinnerte mich, daß sie
beim letzten Mal, als eine ähnliche Notiz eingetroffen war, diese einfach
weggeworfen hatte. Ich fragte mich, ob sie den Absender kannte und was für ein
Spiel hier gespielt wurde.
    Ich war sehr früh ins Büro gekommen. Greg hatte
um neun Uhr einen Termin zum Vorsprechen und mußte zu seiner Wohnung zurück, um
sich umzuziehen. Nachdem er gegangen war, versuchte ich, noch ein bißchen zu
schlafen, aber ich war so aufgedreht, daß ich nicht konnte. Ich trank einen
starken Cappuccino in der Patisserie unten, sobald sie öffnete, und traf wie
auf Wolken schwebend im Büro ein. Ich war derartig gut gelaunt, daß es auf
Janet abgefärbt haben muß, die richtig freundlich war — zumindest grüßte sie
zum ersten Mal seit Tagen.
    Ich las die Notiz noch einmal und fragte mich,
ob ich sie ihr zeigen sollte in unserem neuen Kameradschaftsgeist. Heute
wünsche ich mir, ich hätte es getan, denn es hätte furchtbar viele
Mißverständnisse erspart. Was ich statt dessen tat, war, sie unter den Stoß von
Agathas Post auf ihrem Schreibtisch zu schieben.
    Der Rest des Tages war relativ ereignislos. Ich
schaffte es, die ganze Arbeit, die ich während Agathas Abwesenheit erledigt
hatte abzuheften, und reihte die Dinge, die ihre Aufmerksamkeit erforderten,
der Priorität nach auf ihrem Schreibtisch auf. Ich fing an, die Einzelheiten
der Verträge für die Autoren, deren Namen mit B begann, in den Computer
einzugeben, stellte aber fest, daß mich am frühen Nachmittag allmählich meine
schlaflose Nacht einholte. Anthony White war

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