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Mordsucht

Mordsucht

Titel: Mordsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Moe Teratos
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anderen durch und sortierte sie in einem für mich nicht durchschaubaren System. Bei mir gab es nur einen Stapel Ordner, bei dem ich keine Ansatzpunkte fand, und einen, bei dem die Verbrechen einer näheren Betrachtung bedurften.
    Ich stellte schnell fest, dass das neue Dokument auf dem Letzteren landen würde. Meine Nase witterte sofort eine Spur, als ich die erste Zeile las: Entkleideter Mann am Ufer des Toeppersees abgelegt.
    Ich betrachtete die Fotos vom Fundort und mir lief ein leichter Schauer über den Rücken. Die Beschreibung der Beamten vor Ort jagte mir eine Gänsehaut über den Körper. Eine derart verstümmelte Leiche war mir selten untergekommen, und das, obwohl ich im letzten Jahr einiges gesehen hatte …
    Ich legte den Fall beiseite und schlug mir die Hände vors Gesicht.
    »Was hast du?«, fragte Diana. Ihre Stimme klang besorgt.
    »Ich glaub, mir reicht ' s für heute.« Ich nahm die Hände vom Gesicht und blickte auf den Ordner, den ich gerade weggelegt hatte.
    »Schlimm?« Sie ahnte, weshalb es mir nicht gut ging.
    »Sehr schlimm.« Ich nickte und stand auf. »Stört es dich, wenn ich abhaue? Den Fall nehm ich mir morgen noch mal vor.«
    »Kein Problem«, sagte sie und schaute sich auf dem Tisch um. »Wir sind ohnehin fast durch, die letzten Akten schaffe ich auch allein.« Sie sah auf die Uhr. »In zwei Stunden wäre eh Feierabend. Also mach, dass du nach Hause kommst und dich ausruhst.« Sie stand ebenfalls auf und kam zu mir. »Wir sehen uns heute Abend um acht.« Das Lächeln, das sie mir schenkte, ließ meine Knie weich werden.
    »Genau, um acht« Ich nahm Arbeitstasche und Jacke und war im Begriff zu gehen, als sie mir um den Hals fiel und mich fest an sich drückte.
    »Ich bin froh, dass du wieder da bist«, flüsterte sie mir ins Ohr.
    Ich erwiderte den Druck. »Und ich erst …«
    Wir verharrten einige Sekunden in der Umarmung, ehe wir uns voneinander lösten und ich Diana im Archivraum allein ließ. Wohl war mir dabei nicht, aber mein Körper hatte mir deutlich gezeigt, dass mein Level für Grausamkeiten erreicht war. Niemand würde mir einen Strick daraus drehen, wenn ich früher Feierabend machte und mich langsam zurück an die Arbeit herantastete. Wer konnte mir einen Vorwurf machen, wenn ich bei dem Anblick von einer derartigen Gewalttat gegen einen Menschen in die Knie ging? Ich versuchte, die Tatortfotos von der letzten Akte aus meinem Gedächtnis zu verdrängen, zumindest bis zum kommenden Tag. Nach einem Abendessen mit Diana und genug Schlaf würde die Welt morgen etwas freundlicher aussehen, hoffte ich wenigstens  …
    Ich ging durch das wie leer gefegte Revier. Alle Bürotüren waren geschlossen und nur wenige hielten sich in der Empfangshalle auf. Heute schien das Verbrechen eine Pause einzulegen, wenn man von dem Großeinsatz absah, an dem Schroer und seine Soko arbeiteten. Kindesmissbrauch mit anschließender Tötung, hatte mein Chef zu mir gesagt. Ob ich aus Diana nachher ein paar Informationen herauskitzeln konnte? Das rote Teufelchen kam zu Wort: »Bevor oder nachdem du ihr deine Liebe gestanden hast?«
    »Wir werden sehen«, murmelte ich, während ich die Polizeiwache verließ und zu meinem Auto trottete. »Wir werden sehen.«
     
     

Kapitel 11
     
    »Unmöglich!«, schrie David und knallte mit der Faust auf den Esstisch. »Ich muss es jetzt wissen! Jetzt! Jetzt!«
    Er klappte den Laptop zu, sprang vom Stuhl und tigerte im Wohnzimmer auf und ab. Das Exemplar Martin, welches immer noch am Boden lag, ignorierte er inzwischen.
    »Was bildet sich dieser Tölpel ein?« Er biss sich auf die Unterlippe, bis es blutete. »Treffen? Mit mir? Wie stellt er sich das vor?« Er ballte die Hände zu Fäusten, bis sich die Fingernägel in die Handflächen bohrten.
    Keine Chance. Nichts zu machen. David konnte sich nicht mit ihm treffen. Seine Identität stand auf dem Spiel. Zu allem Überfluss hatte HeaterAD vorgeschlagen, sich in einem Restaurant in der Krefelder Innenstadt zusammenzufinden.
    Ist er noch ganz bei Trost?
    Wollte er David das Geheimnis der Verwendung von menschlicher Essenz in der Öffentlichkeit unterbreiten? Und woher sollte er wissen, dass HeaterAD ihm nicht einen Bären aufband?
    »Ohne Beweis auf keinen Fall!« David stapfte zurück zum Laptop und klappte ihn wieder auf. Er rückte von seiner Meinung ab, sich niemals mit jemandem aus dem Forum zu treffen. Zu groß war die Versuchung, dem Schlüssel näherzukommen.
    »Aber nicht ohne einen Beweis!«, wiederholte

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