Mordsucht
sind vier Babys und die Mutter. Ich glaube nicht, dass Kalle sich weiterhin um sie kümmern kann …«
Er nickte und verschwand mit dem Handy in der Hand. Ich achtete nicht auf Diana, sondern ging unverzüglich ins Wohnzimmer zum Computer. Er zog mich magisch an. Ich setzte mich auf den Bürostuhl und drückte den Startknopf. Surrend sprang er an. Ich wartete, bis er komplett hochgefahren war. Die Benutzeroberfläche war fast leer. Ein einziger Ordner mit dem Namen »unbenutzte Dateien« fristete sein einsames Dasein. Ich öffnete ihn mit einem Doppelklick und war enttäuscht, als mir nur eine weiße Seite des Explorers entgegenstrahlte. Auch einen Blick nach links in die Dateiliste brachte nichts. Kalle schien kein Programm zu haben, außer einem Virenschutz und einem Schreibprogramm. Ich bemühte die Windowssuche und suchte nach versteckten Dateien, Bildern, einfach irgendetwas. Nichts.
Wozu hatte er dann einen Computer? Internet! Aber natürlich! Ich wählte den Browser an und sah mir die Chronik der zuletzt aufgerufenen Websites an. Es war immer dieselbe.
www.eating-killer.org.to
Seltsamer Name. Ich klickte auf den Link und es öffnete sich eine schwarze Internetseite mit roter Schrift. Werbebanner und blinkende Bildchen nackter Frauen blendeten mich. Was war das für eine eigenartige Seite? Ich scrollte hoch und runter und konnte mir keinen Reim darauf machen.
»Du musst den Eingang suchen«, hörte ich hinter mir.
Ich drehte mich samt Stuhl um und sah Diana, wie sie vor einer geöffneten Schranktür stand und auf den Bildschirm zeigte.
»Wie bitte?« Ich hatte während meines Klinikaufenthalts zwar mehr über die heutige Technik gelernt – eine Art Beschäftigungstherapie – aber was sie von mir wollte, begriff ich nicht.
»Gott! Lass es Hirn regnen!« Diana warf die Arme in die Luft und kam auf mich zu. Sie schob mich weg und übernahm das Ruder. Angestrengt blickte sie auf den Monitor und scrollte so schnell auf und ab, dass mir schlecht wurde.
»Ah, da ist er ja!«, verkündete sie triumphierend und tippte mit dem Zeigefinger auf den Bildschirm. »Siehst du? Da steht Eingang. Wenn du darauf klickst, kommst du zur eigentlichen Website.«
»Und welchen Zweck hat das? Ist doch voll umständlich«, protestierte ich und wollte die Schande überspielen, als Blindfisch des Monats zu gelten.
»Damit Deppen wie du nicht auf die Seite kommen …«, sagte Diana und klickte auf das Wort Eingang .
Nach kurzer Ladezeit erschien ein schwarzer Bildschirm und in der Mitte stand die Aufforderung, man solle seinen Benutzernamen und das Kennwort eingeben.
»Himmel!«, stöhnte ich. Gab es heutzutage nichts mehr, wozu man kein Passwort benötigte?
Handy, Girokonto, Internet … bitte merken Sie sich tausend Nummern, Herr Ratz …
»Schau auf dem Tisch nach, vielleicht hat er es aufgeschrieben.« Sie fing an, die rechte Seite zu durchsuchen. Ich nahm mir die linke vor und wühlte mich durch Dutzende Rechnungen, Mahnungen und sonstige Unterlagen, kein Benutzername und erst recht kein Kennwort.
Mir fiel ein kleiner Zettel in die Hände, darauf stand dick mit Edding geschrieben: Idealist68 . Eine Menge Kreise um den Namen ließen vermuten, dass es sich um einen wichtigen handelte.
Ich hielt Diana den Zettel hin.
»Sieht nach einem Nickname aus.« Sie sah mich zweifelnd an. »Was das ist, weißt du, oder?«
Ich nickte entnervt. »Ganz blöd bin ich nicht …«
»Ansichtssache.« Sie reagierte nicht auf meinen bösen Blick, sondern nahm ihr Smartphone aus der Tasche. »Moment, das haben wir gleich«, sagte sie zu mir. »Hallo? Ja, Diana hier. Kannst du mir eben helfen?« Sie lauschte kurz. »Ich geb dir die IP-Adresse, dann kannst du dich einhacken. Ja genau, geht um ein Passwort.« Sie klickte hier und dort mit dem Mauszeiger und las laut eine Nummer vor.
Zum Glück war sie bei mir. Ich hätte verzweifelt den Stecker gezogen und den Computer ins Revier zu den Computerspezialisten gebracht. Was heutzutage alles möglich war, überstieg meinen Horizont. Diana schien ausgezeichnet Bescheid zu wissen. Ich vermutete, dass sie mit einem unserer Techniker sprach.
Nach ein paar Minuten und weiteren Klicks notierte sie etwas auf einen Notizblock. »Ja, werd ich machen. Danke dir, am besten du packst dein Zeug zusammen und kommst her.« Sie gab ihm die Adresse durch, legte auf und steckte das Handy zurück in ihre Tasche. »Kalles Benutzername ist HeaterAD , dämlicher Name. Sein Passwort besteht aus wild
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