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Mordsucht

Mordsucht

Titel: Mordsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Moe Teratos
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Klagendes Miauen und Kratzen an der Tür verrieten mir, dass es zumindest den Tieren gut zu gehen schien.
    Diana hielt die Nase hoch und sog eifrig die abgestandene Luft ein. »Der Gestank von den Katzen überdeckt es fast, aber man kann es auch hier riechen. Kein Wunder, dass wir heute Morgen nicht darauf angesprungen sind. Dann waren wir auch noch durch die süßen Katzenbabys abgelenkt …«
    Mein Geruchssinn hatte sich zwar gebessert, seitdem ich das Rauchen aufgegeben hatte, aber Diana fand den richtigen Weg. Sie ging an mir vorbei zu der Tür neben dem Katzenzimmer. Sie klebte mit ihrer Nase fast daran und nickte sich selbst bestätigend zu.
    »Hier ist es am deutlichsten«, sagte sie, drückte die Klinke herunter und riss mit einem Ruck die Tür auf. Diana zog ihre Dienstwaffe und wurde immer kleiner, als sie eine Treppe hinunterstieg.
    Nach kurzem Zögern folgte ich ihr. Der Gestank wurde stärker, je weiter wir kamen. Am Ende der Treppe versperrte eine dicke Plastikplane den Weg. Vermutlich hatte Kalle sie befestigt, damit der Geruch nicht das ganze Haus verpestete.
    Diana schob sie zur Seite, schwenkte die Waffe von rechts nach links, drehte sich zu mir um und gab mir das Zeichen, ihr zu folgen.
    Als ich ebenfalls am Ende ankam und die Plane mit der Hand wegdrückte, hüllte mich der Gestank ein und warf mich fast um. Dazu kam meine Angst vor Kellern und fertig war der Cocktail, der mich beinahe zum Kotzen brachte. Ich hielt mir eine Hand vor den Mund und schwankte meiner Partnerin hinterher. Hinter mir hörte ich Jürgen aufstöhnen und das Knarzen der Stufen.
    Diana ging um eine Ecke, ich folgte ihr und stieß mit ihr zusammen, als sie stehen blieb. Der üble Geruch erreichte seinen Höhepunkt und das Summen fleißiger Fliegen bahnte sich den Weg in meine Ohren.
    »Scheiße …«, flüsterte sie.
    Ich trat neben sie und sah, was Kalle angerichtet hatte.
    »Hol Handschuhe und Überzieher aus dem Wagen, ruf Verstärkung und lass Kalle zur Fahndung ausschreiben!«, bellte ich Jürgen entgegen.
    Rasche Schritte auf der Treppe bestätigten mir, dass er verstanden hatte.
    »Was hat er mit ihr gemacht?« Diana sah mich an. Auf ihrer Stirn bildeten sich tiefe Falten, als sie die Augenbrauen zusammenzog. »Und wieso?«
    Ich gab ihr keine Antwort, sondern legte ihr meinen Arm um die Schultern und drückte sie sanft an mich. So standen wir da, bis Jürgen zurückkam.
    Diana und ich kleideten uns ein, Jürgen erklärte sich sehr schnell freiwillig bereit, vor der Tür auf die Kollegen zu warten. Das übliche Prozedere: Spurensicherung, Rechtsmediziner, Leichenwagen. Viele Menschen, die die kümmerlichen Überreste eines vielleicht einst glücklichen Lebens aufsammeln mussten.
    Vorsichtig näherte ich mich der Leiche und hockte mich vor sie. Ihren Puls zu fühlen brauchte ich nicht, sie war mausetot. Meiner Einschätzung nach seit mehr als 24 Stunden, was mit Snakes Angaben übereinstimmte.
    Ihre Augen standen offen und blickten starr an mir vorbei. Der Mund weit geöffnet – ein letzter Schrei, bevor sie starb? Getrocknetes Blut bedeckte ihren Körper, es waren keine offensichtlichen Wunden zu erkennen. Aber an ihrem Bein, an einer kleinen Stelle … Was stand da? Mit einem schwarzen Stift hatte unser ehemaliger Kollege seinen Namen auf die Tote geschrieben, krakelig, dennoch lesbar: Kalle Meyer. Dass Künstler ihre Bilder signierten, war normal, doch seit wann markierten Mörder ihre Opfer, indem sie ihren Namen draufschrieben?
    »Gott, wie abartig!«, stieß Diana hervor, als eine dicke, fette Made wie aus dem Nichts aus der Leiche kroch. Sie kämpfte sich durch das getrocknete Blut und setzte dann in aller Seelenruhe ihren Ausflug über den leblosen Leib fort. Zumindest eine Wunde hatten wir also gefunden. Woran genau die Frau gestorben war, musste die Obduktion klären.
    Von oben erklang aufgeregtes Stimmengewirr, gefolgt von schweren Schritten auf der Kellertreppe. Die Spurensicherung war eingetroffen. Diana und ich machten Platz und gingen hinauf zu Jürgen. Er unterhielt sich mit einer jungen Polizistin und gab ihr die Anweisung, neugierige Nachbarn fernzuhalten.
    »Und was jetzt?«, fragte er, als die Beamtin nach draußen gegangen war.
    »Wir schauen uns den Rest des Hauses an.« Ich wollte ins Wohnzimmer preschen, weil ich schon wusste, wohin ich wollte, als mir noch etwas einfiel. »Tu mir bitte einen Gefallen, Jürgen. Ruf das Duisburger Tierheim an. Sie sollen die Katzen hier rausholen. Sag ihnen, es

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