Mordsucht
warten oder hineingehen sollte. Vielleicht war HeaterAD bereits da?
Er versuchte, durch die Fensterscheiben etwas zu erkennen. Ein Mann saß allein an einem Tisch und nippte an seinem Bier. War er das? Davids Handflächen schwitzten und er trat von einem Bein aufs andere.
Komm schon!
Er entschied sich hineinzugehen. Selbst wenn der Mann nicht seine Verabredung war, wollte er lieber ins Restaurant gehen als frierend vor der Tür stehen. Er betrat das Lokal und erlebte dasselbe wie immer. Niemand beachtete ihn. Kellner sausten mit Tabletts an ihm vorbei, bedienten Gäste und räumten dreckiges Geschirr von leeren Tischen. Aber halt! Er irrte sich. Jemand beobachtete ihn ganz offen, er verbarg nicht sein Interesse und zwinkerte David sogar zu. HeaterAD ! Er musste es sein!
David ging zu dem Mann, der gerade einen Schluck von seinem Bier trank. So sah also sein Messias aus? Derjenige, der ihm die Lösung brachte und endlich den Schlüssel zur größten Frage seines Lebens bereithielt?
» Idealist ?«, fragte der Fremde.
Er nickte und setzte sich. » HeaterAD ?«
Der Mann nickte ebenfalls. »Hast du es mit?«
»Im Kofferraum.«
Davids Gegenüber lehnte sich im Stuhl zurück und verschränkte die Arme. »Trink ein Bier und dann fahren wir zu dir.«
Er schluckte schwer. Zu ihm fahren? Das war nicht Teil der Abmachung.
Der Mann musste seinen inneren Kampf bemerkt haben. »Deine einzige Chance. Akzeptier es oder unsere Wege trennen sich.«
David schreckte auf und schüttelte den Kopf. Er willigte ein. Was blieb ihm anderes übrig? HeaterAD stellte seit Anfang an die Bedingungen und David wusste, dass er ihn nicht davon abbringen konnte. Also würde ein Fremder, den er nur über das Forum kannte, einer der Wenigen sein, die sein Zuhause zu sehen bekamen. Ob er es auch lebend wieder verlassen würde, stand auf einem anderen Blatt.
Kapitel 27
Mit quietschenden Bremsen hielt ich vor Kalles Haus an. Diana und Jürgen sprangen aus dem Wagen, während ich den Motor abstellte. Die Fahrt über hatten wir darüber diskutiert, ob es möglich war, dass er etwas mit dem Verschwinden der Prostituierten zu tun haben könnte. In seiner ganzen Karriere bei der Kripo musste er nicht einmal die Waffe ziehen. Dort lernte ich ihn als freundlichen Mann kennen, der korrekt arbeitete und die Ruhe selbst war.
Jürgen behauptete, Kalle sei schon immer ein komischer Kauz gewesen, dem man nicht über den Weg trauen könnte. Ich teilte seine Meinung nicht, aber Jürgen war länger im Dienst als ich und ich wusste nicht, welche Erfahrungen er mit dem pensionierten Kollegen gemacht hatte.
Der Serienmörder rückte in den Hintergrund. Im Moment zählte nur eins: Wo war die Frau und wie ging es ihr? Laut Aussage von Snake, die er Jürgen gegenüber geäußert hatte, als dieser ihn in den Warteraum brachte, war sie sehr zuverlässig und würde unter keinen Umständen einfach abhauen.
Und seltsam hatte sich Kalle bei unserem Treffen heute Morgen allemal benommen. Kurz angebunden, unruhig und die Erwähnung eines Besuchs, um den er sich kümmern müsse. Den Geruch in dem Haus schob ich vorhin auf das Katzenzimmer, das nach einer Reinigung schrie. War da nicht noch etwas anderes, jetzt, wo ich genauer darüber nachdachte? Ein altbekannter Gestank, der sich in die Nase eines jeden Polizisten einbrannte? Ich hoffte zutiefst, dass ich mich irrte und mein Gefühl von heute Morgen, hinter jeder Tür könnte sich ein Verbrechen abspielen, würde sich als Unsinn erweisen und sich alles als ein blöder Zufall herausstellen. Bestenfalls saß die Vermisste mit einem Cocktail am Strand und lachte sich ins Fäustchen, weil sie ihren Zuhälter aufs Kreuz gelegt hatte und endlich ihre Freiheit genießen konnte.
Wir gingen auf die Haustür zu und Diana drückte auf die Klingel. Nach ein paar Sekunden läutete sie ein zweites Mal, dann ein drittes und viertes Mal. Nichts geschah. Ich klopfte an die Tür und rief seinen Namen. Wieder nichts.
»Was jetzt?«, fragte sie. »Wir haben keinen Grund, uns Zutritt zu verschaffen. Das gibt Ärger, vor allem, wenn wir nichts finden.«
Ich nickte und rieb mir das Kinn. »Jürgen, du bleibst hier vorne, vielleicht ist er kurz einkaufen und kommt gleich zurück.« Ich sah zu Diana. »Wir schauen uns hinterm Haus um.«
Ich stieg über den Zaun, der den Vorgarten umgab, und hielt ihr meine Hand hin, um ihr rüberzuhelfen. Sie würdigte mich keines Blickes und schwang ihre schlanken Beine über den Holzzaun. Ich
Weitere Kostenlose Bücher