Mordsucht
nicht. Ich gab mich dem Rausch hin und schnitt ihn so lange mit dem Messer, bis er aufhörte zu atmen.
Jetzt lege ich all meine Hoffnungen in den User HeaterAD . Ich werde euch berichten, wie es gelaufen ist. Bis dahin wünsche ich euch eine schöne Jagd und guten Hunger.
Kapitel 29
Ich erhob mich und wandte mich schwer atmend vom Tagebuch des Grauens ab. Die anderen Morde, von denen wir noch nichts wussten, standen den uns bekannten in Sachen Grausamkeit in nichts nach. Sechs weitere Männer hatte der Killer getötet und teilweise verspeist. Ohren, Hände, Genitalien, es schien nichts zu geben, was nicht bei Idealist68 auf dem Teller landete. So abscheulich die Wahrheit auch war, wir hatten den letzten Beweis gefunden, dass die Fälle zusammenhingen. Jetzt mussten wir bloß den Täter finden …
»Was hat Kalle damit zu tun?«, presste Diana zwischen den Lippen hervor. »Ist er etwa auch so ein kranker Kannibale wie die anderen?«
Ich überlegte und schüttelte schließlich den Kopf. »Nein, er muss die Frau aus einem anderen Grund getötet haben. Ihr fehlen keine Körperteile oder Organe, Kalle hat nichts von ihr gegessen.« Ich verstummte. Warum hatte er sie dann umgebracht, wenn er doch zum illustren Kreis der Menschenfresser gehörte?
Ich hörte das Klicken der Maus und wandte mich wieder dem Computer zu.
»Was machst du?«
»Ich schaue mir die privaten Nachrichten an.« Nach kurzem Schweigen stieß sie hervor: »Aha!«
»Was?«
»Kalle und Idealist68 standen in Kontakt.« Sie bewegte leicht die Lippen, als sie sich die Nachrichten durchlas. »Kalle wollte ihm irgendein Geheimnis verraten, um die menschliche Essenz zu extrahieren.« Sie schüttelte sich. »Krank! Einfach nur krank!«
»Was steht da noch?«
»Moment.« Sie öffnete weitere abgesendete sowie empfangene Mails. »Sie wollen sich treffen.« Diana sah auf ihre Armbanduhr. »Oder eher sie haben sich getroffen. Um acht Uhr in einem Restaurant in Krefeld. Idealist68 sollte ein Versuchstierchen mitbringen, wie nett.« Angewidert verzog sie den Mund.
Ich sah auf meine Armbanduhr. Fuck! Halb neun. Das hieß nicht nur, dass Kalle und der Serienkiller sich wahrscheinlich nicht mehr am Treffpunkt befanden, sondern auch, dass ich meine Verabredung mit Leon vergeigt hatte.
»Ich ruf in der Zentrale an. Ein Streifenwagen soll sofort zum Restaurant fahren und nach ihnen suchen.« Diana ging mit schnellen Schritten aus dem Wohnzimmer und ließ mich allein. Meine Chance, mich kurz bei Leon zu melden.
Ich nahm mein Handy, kämpfte mit dem Touchscreen – ich verfluchte die neue Technik – und wählte die Nummer meines Nachbarn. Es klingelte, bis die Mailbox ansprang. Hoffentlich war er nicht wütend. Schlechter Start für eine Freundschaft …
Ich schrieb ihm eine SMS, dass es mir leid tue, unser Treffen verpatzt zu haben, aber der Job erfordere gerade meine volle Aufmerksamkeit. Es kam keine Antwort. Vielleicht hatte Leon vergeblich an meine Tür geklopft und seinen Abend anders gestaltet.
»Streifenwagen ist unterwegs«, informierte Diana mich knapp, als sie zurückkam. »Sobald sie da sind, melden sie sich bei mir.«
Schweigend sahen wir uns das Forum weiter an, während wir auf den ersehnten Anruf warteten. Ich klickte das Unterforum Opferzahlen an. Sofort fiel mein Blick auf den Beitrag eines gelöschten Benutzers. Ich wählte ihn an. Zum Glück hatte derjenige seine Eintragungen stehen lassen, sodass wir sie durchsehen konnten.
Mit jedem Satz wuchs meine Aufregung, ich konnte es kaum glauben, aber die Erzählungen ließen keine Zweifel zu. Unterzeichnet war der Beitrag mit dem klangvollen Namen LittleBaby4 . Ich zögerte nicht länger und rief Schroer an. Ob es ihm passte oder nicht, ob ich ihn störte oder nicht, wir hatten soeben eine Spur gefunden, die ihn mit Sicherheit interessieren würde.
»Was ist?«, blökte er mir entgegen, als er abnahm.
Ohne Umschweife kam ich gleich zum Punkt. »Wir haben eine Spur zum Kindermörder.«
Ungläubiges Schweigen am anderen Ende der Leitung. Dann platzte er heraus: »Seit wann ermitteln Sie in dem Fall, Ratz?«
Gab es nicht Wichtigeres, als Besitzansprüche zu stellen?
Ich ignorierte seine Frage. »Wir sind bei der Recherche zu den getöteten Männern auf ein Forum gestoßen, in dem auch der Pädophile seine Taten haarklein beschreibt.«
»Wo sind Sie?«
Ich gab meinem Chef die Adresse. Er wunderte sich nicht darüber, dass wir in Kalle Meyers Haus waren, und sagte mir, er mache
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