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Mordsucht

Mordsucht

Titel: Mordsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Moe Teratos
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mich zur Tür beugte und sie ein Stück weiter öffnete. Der Gestank wurde intensiver und ich hätte fast aufgestöhnt, als ich die Treppe sah, die nach unten führte. Der Keller, natürlich, was auch sonst.
    Das kleine rote Teufelchen setzte sich auf meine Schulter und sagte zum ersten Mal etwas Brauchbares: »Komm schon, alter Freund. Ist halb so schlimm, ist nur ein blöder Keller. Das schaffst du!« Wie rührend, es versuchte, mich aufzubauen …
    Bevor sich die Bilder meiner toten Familie in meinem Kopf festsetzen konnten, wurde ich abgelenkt, als die Stimmen plötzlich anschwollen.
    »Was?«, schrie die hohe Stimme.
    »Du hast mich schon verstanden! Hände hoch!«
    »Du wagst es …?«
    Sie stritten sich! Hände hoch? Wollte Kalle ihn festnehmen? Was war hier los?
    »Los! Runter!« Ich zog meine Pistole und riss die Tür auf.
    Die Angst vor dem Keller war verschwunden. Keine Bilder vor Augen, kein Schweiß auf der Stirn, nur der Drang, die Sache zu beenden und beide in Handschellen abzuführen. Der alte Ratz, der ich vor einem Jahr gewesen war, trat ans Licht und übernahm die Führung.
    Ich sprang die Stufen hinunter und folgte dem Gebrüll. Es war nicht schwer, sie zu finden. Sie bemerkten uns erst, als wir ihnen gegenüberstanden. Ihre Gesichter waren gerötet und sie bedrohten sich gegenseitig mit Schusswaffen.
    »Hände hoch!«, rief Diana.
    »Auf keinen Fall!«, schrie unser Killer und hielt die Knarre an einen mir bekannten Kopf.
    Mein Magen verkrampfte sich, als ich den bewusstlosen Leon erkannte. Mein Nachbar, ohnmächtig und nackt, befand sich fest im Griff eines Wahnsinnigen. Leons Körper wies vom Hals bis zum Schambein einen langen Schnitt auf, aus dem ununterbrochen Blut lief. Was war hier passiert?
    Die Welt schien sich langsamer zu drehen, niemand rührte sich. Kalles Waffe war noch immer auf Hans gerichtet, genauso wie unsere. Aber er hielt den Joker in der Hand, nicht wahr? Hans drückte den Lauf gegen Leons Schläfe. Keine Chance, ihn auszuschalten, ohne das Leben meines Nachbarn zu gefährden. Wenn ich eins hasste, dann waren es Pattsituationen wie diese.
    Ich sah Hans an und kam ins Grübeln. Hatte ich ihn nicht schon einmal gesehen? Warum kam er mir so verdammt bekannt vor? Die gütigen Augen, das schmale Gesicht, die piepsige Stimme. Gottverdammt! Ich wühlte in meinem Gedächtnis, schwamm durch einen See aus Erinnerungen und kam zu keinem Ergebnis.
    »Hans!« Ich lenkte seine Aufmerksamkeit auf mich. Leons Körper ruckte, als Hans sich mir zuwandte.
    An der Art seines Blicks konnte ich sehen, dass er mich erkannte. Eine seiner Augenbrauen zog sich hoch.
    »Du kennst noch meinen Namen?« Er klang ehrlich verwirrt.
    »Aber sicher«, spielte ich mit.
    Seine Unterlippe schien zu beben, als er sie wie ein kleines Kind vorschob. »Niemand kann das, alle vergessen ihn.«
    Ich fragte mich, mit wem wir es zu tun hatten. Einem genialen Sadisten? Einem überdurchschnittlich intelligenten Psychopathen? Oder doch eher mit einem Mann, den das Leben gezeichnet und zu dem gemacht hatte, was er heute war?
    Er biss sich auf die Unterlippe. »Weißt du es noch, Tomas?«
    Verdammt! Er wusste meinen Namen. Also kannten wir uns tatsächlich. Bloß woher? Zweifel traten langsam in sein Gesicht, als immer mehr Zeit verstrich, in der ich nicht antwortete.
    Ich wurde unruhig und hatte Mühe, die Waffe nicht in meinen Händen zittern zu lassen, als es mir mit einem Schlag einfiel. Was unternahm ich bis vor ein paar Wochen, wenn ich nervös wurde? Eine rauchen. Also woher kannte ich Hans? Aus der Klinik! Natürlich! Ihn traf ich als Einzigen an, wenn ich mir im klinikeigenen Garten eine anzündete. Ein richtiges Gespräch kam zwischen uns nie zustande. Er war mir suspekt. Sein braves Aussehen passte nicht zu seinen Äußerungen über das Personal und die Patienten. Ich hatte mir seine Tiraden wortlos angehört und versucht, ihn weitestgehend zu ignorieren. Was ich heraushörte, war, dass er eine Art Hausmeister oder ähnliches in der Klinik sein musste. Er regte sich über getrocknete Kotze in den Gängen auf, sinnierte über den Verfall unserer Gesellschaft, wo sich niemand mehr für den anderen interessierte, und sprach abfällig über Frauen. Nachdem ich ihn zweimal beim Aschenbecher angetroffen hatte, gab ich das Rauchen auf und sah den Mann nie wieder. Er war so unscheinbar und uninteressant, dass ich mich zwar noch an seine Reden erinnern konnte, aber nicht mehr genau an sein Gesicht.
    »Meinst du die Kotze

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