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Morgaine 1 - Das Tor von Ivrel

Morgaine 1 - Das Tor von Ivrel

Titel: Morgaine 1 - Das Tor von Ivrel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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das Tor auf und warf sich aus dem Weg, als Liells Schwarzer und der graue Siptah an ihm vorbeigaloppierten und die beiden Reiter in die Nacht hinaustrugen.
    Er warf sich auf den Rücken seiner braunen Stute – armes Pony, den beiden anderen Tieren nicht ebenbürtig! – und ritt Morgaine und Liell nach mit dem plötzlichen entsetzlichen Gefühl, daß hinter ihm der Tod selbst den Kopf hob.

5
    Der Domen-See hatte nicht nur im Buch von Leth einen üblen Ruf. Die alte Straße führte an seinem Ufer und an entlaubten Bäumen entlang, die sich vor dem nächtlichen Himmel krümmten. Geschneit hatte es hier nicht: Schnee war selten in den tiefliegenden Korishgebieten; dafür wurden die unmittelbar an die Berge grenzenden Wälder um so mehr vom Winter eingehüllt. Die Sterne spiegelten sich im See, der sich nur behäbig bewegte, angeblich weil das Wasser stellenweise sehr tief war.
    Inzwischen ritten sie wieder im Schrittempo. Der überhitzte Atem der Pferde ließ in der Dunkelheit Dampfwolken aufsteigen, und die Hufe erzeugten ein einsames Geräusch auf den Felsflächen, über die der Weg gelegentlich führte.
    Ringsum erstreckte sich der Wald. Er bot ein vertrautes Bild. Urplötzlich erkannte Vanye die Ähnlichkeit mit dem Tal von Aenor-Pywn.
    Hier gab es Steine der Macht: das erklärte die verdrehten Äste, die ungewöhnliche Kahlheit eines Ortes, an dem es so viele Bäume gab wie im Koriswald. Sie näherten sich dem Tor von Koris-leth. Eine seltsame Dumpfheit lag in der Luft, als stünde ein Sturm bevor.
    Am gewundenen Ufer des Sees entlangreitend, sahen sie eine große Felssäule aus dem schwarzen Wasser ragen. Im schwachen Mondlicht schienen sich gemeißelte Zeichen darauf abzuzeichnen. Kurz darauf tauchten andere Säulenstümpfe auf, Überreste alter
qujalin
-Ruinen, die vom See verschlungen worden waren.
    Zwei Säulen, größer als die anderen, krönten einen kahlen Hügel am gegenüberliegenden Ufer.
    Morgaine zog die Zügel an und betrachtete gedankenvoll die bedrückenden Ruinen der versunkenen Stadt und die Säulen als Silhouetten vor den Sternen. Obwohl es Nacht war, schimmerte die Luft rings um die Säulen, und die hellsten Sterne, die der Schimmer nicht zum Verlöschen bringen konnte, leuchteten durch das Tor wie durch eine Schicht aufgewühlten Wassers.
    »Hier sind wir vor Verfolgern sicher«, stellte Liell fest. »Kasedres Klan fürchtet das Seeufer.«
    »Die Leute scheinen eine seltsame Neigung zum Ertrinken zu haben«, bemerkte Morgaine. Sie stieg ab, rieb Siptah die Schnauze und trocknete ihre Hand am Rand der Satteldecke.
    Vanye ließ sich ebenfalls vom Pferd gleiten, holte ein paarmal tief Luft, griff nach Siptahs Zügeln und nach den Zügeln von Liells schwarzem Pferd. Die beiden Tiere vertrugen sich aber nicht. Erschöpft, am Ende seiner Geduld, führte er Siptah und seine braune Stute zur Abkühlung hin und her, während Liells nervöser Schwarzer solange von seinem Mantel gewärmt wurde. Es war kühl geworden. Sie hatten so schnell reiten müssen, daß die beiden größeren Pferde erschöpft und die kleinere Mai fast am Ende ihrer Kräfte war. Als die beiden Vollblutpferde sich längst abgekühlt hatten und wieder bei Kräften waren, kümmerte er sich noch um Mai und rieb sie ab, um sie vor der Kälte zu schützen, bis er es endlich wagte, sie vom eiskalten Wasser trinken zu lassen und ihr ein wenig von dem mitgebrachten Kornfutter zu geben. Hinterher war er es zufrieden, sich auf seinem Mantel zusammenzurollen, den er vom Rücken des Schwarzen genommen hatte. Er versuchte zu schlafen, obwohl ihn fröstelte; er fürchtete schon, daß das Fieber zurückkehren könnte. Er hörte Liells leise Stimme und die Antworten Morgaines; die beiden besprachen Angelegenheiten der Leth, die alten Morde oder alten Unfälle, die an diesem See passiert waren. – Dann störte Morgaine seine Ruhe; sie trennte sich nie von
Wechselbalg
und wollte die Waffe aus ihrem Gepäck haben. Sie ließ sich den Korish-gearbeiteten Gurt der Drachenklinge über den Kopf gleiten, so daß die Waffe von der Schulter bis zur Hüfte herabbaumelte, und wanderte, begleitet von Liells schwarzer Gestalt, eine Zeitlang am Seeufer entlang.
    In der großen Stille hörte Vanye plötzlich leisen Hufschlag – es mußte sich um mehrere Reiter handeln. Er sprang sofort hoch und warf zuerst Siptah den Sattel auf, denn zu
ihrem
Schutz war er hier; inzwischen schienen Morgaine und Liell ebenfalls etwas gehört zu haben, denn sie kamen zurück. Vanye

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