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Morgaine 1 - Das Tor von Ivrel

Morgaine 1 - Das Tor von Ivrel

Titel: Morgaine 1 - Das Tor von Ivrel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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sie verzweifelt sind. Nicht zum erstenmal würden wir ihnen Manieren beibringen.«
    »Sie sind sehr verärgert. Vanyes Pferd stammt aus einer Leth-Zucht, und wir haben ihrer Gastfreundschaft recht abrupt den Rücken gekehrt, nach einem Streit mit Lord Kasedre und seinem Berater Chya Liell.«
    »Liell«, sagte Roh leise. »Das ist nun mal wirklich ein schwarzer Wolf. Mein Kompliment zur Qualität deiner Feinde, Lady. Welches Willkommen verlangst du von uns?«
    »Nur für die Nacht.«
    »Willst du weiter nach Norden?«
    »Ja.«
    Roh biß sich auf die Unterlippe. »Wegen des alten Streits?
    Es heißt, Thiye lebt noch immer. Wir wären nie darauf gekommen, daß du vielleicht auch noch am Leben bist. Doch wir geben dir keine Kämpfer mehr, Lady. Damit ist es aus und vorbei. Wir können keine mehr erübrigen.«
    »Ich verlange auch keine.«
    »Du nimmst aber den da mit?« Zum erstenmal nahm Roh von Vanye Notiz: seine stolzen jungen Augen zuckten zur Seite und wieder zurück. »Da hättest du etwas Besseres finden können, Lady.«
    Aber dann entfernte er sich und ließ Morgaine von den Frauen einen Platz im oberen Teil des Saals zuweisen und Vanye ein Plätzchen am Herd. Morgaine erhob keine Einwände, hatten doch die Chya eine richtige Gemeinschaft und kannten in der Tat den Frieden eines Saals – ganz im Gegensatz zu Leth. Später unterhielten sich Morgaine und Roh eine Weile miteinander, Fragen wurden gestellt und beantwortet, bis sie sich schließlich empfahl und nach oben ging.
    Endlich legte Vanye dankbar bis auf Hemd und lederne Hosen die Rüstung ab und breitete die Decken, die man ihm überlassen hatte, am warmen Ofen aus.
    Taomen kam und forderte ihn leise auf, zu Roh zu kommen; ein Verlangen, das er nicht abschlagen konnte. Roh saß mit untergeschlagenen Beinen auf der
rhowa,
umgeben von anderen Männern.
    Plötzlich fühlte sich Vanye unbehaglich. Überall in der Halle wurde fröhlich gelärmt: Frauen plauderten miteinander, Kinder spielten; diese Geräuschkulisse setzte sich fort und überlagerte leiser gesprochene Worte; die Männer saßen im Kreis, so daß von außen niemand sehen konnte, was hier vorging.
    Er kniete erst nieder, als man ihm unmißverständlich bedeutete, es zu tun; dann gingen die
uyin
der Chya ringsum in die Hocke, die Schwerter vor sich liegend, wie es üblich war, wenn ein Klanurteil gesprochen wurde.
    Er spielte mit dem Gedanken, zu schreien, Morgaine vor dem Verrat zu warnen; doch um sie hatte er eigentlich keine Angst, und der eigene Stolz verschloß ihm schließlich den Mund. Diese Männer waren seiner Abstammung: einen
ilin
wegen einer Familienangelegenheit zu belästigen, ging gegen die Ehre, erschütterte die Grundfesten des Ehrbegriffs nach den
ilin
-Regeln, aber schließlich hatte Vanye eine üble Tat begangen. Er kannte diesen Cousin nicht: seine Hoffnung auf Rohs Ehre hielt sich in Grenzen, bewahrte ihn aber vor dem Abgleiten in die Panik.
    »Nhi Vanye«, sagte Roh, »erkläre uns ihre Anwesenheit und deine Geschäfte mit ihr, wahrheitsgemäß!«
    »Nichts von dem, was sie euch gesagt hat, war gelogen, nichts war weniger als die Wahrheit. Sie ist Morgaine, und ich bin ihr
ilin.«
    Roh musterte ihn mit starrem Blick. »Rijan hat dich also verstoßen. Du hast ihm einen der kostbaren Nestlinge seiner Myya-Frau genommen, und da verbannte er dich. Trotzdem steht dir kein verwandtschaftliches Entgegenkommen zu. Meine Tante konnte damals nicht mitentscheiden, als sie dich empfing. Ich werfe ihr nur vor, daß sie Morija nicht verließ und zu uns zurückkam. Sie war dort schließlich nicht gefangen, während das Kind in ihrem Bauch wuchs.«
    »Und was hätte sie hier erwartet – euer Willkommen?« Das Temperament schaltete die Vernunft aus: Rohs Worte taten weh. »Ich ehre sie, Chya. Und die Chya-Ehre hätte nicht zugelassen, daß sie wie früher zurückgenommen worden wäre, nicht nachdem Rijan sie besessen hatte – egal, ob sie freiwillig zu ihm gegangen war oder nicht. Sie schenkte mir das Leben und starb dabei. Das Leid, das ihr Rijan zugefügt hat, kenne ich besser als ihr, die ihr nicht den Mut aufbrachtet, nach Morija zu reiten und sie zurückzuholen, nachdem Rijan in das Gebiet der Chya eingedrungen war und sie euch genommen hatte. Wo ist da eure Ehre, Männer von Chya?« Die Stille war vollkommen. Plötzlich war der Saal leer bis auf den Kreis von Männern. Das Feuer knisterte. Ein Holzklotz fiel in die Flammen, versprühte Funken.
    »Was ist aus ihr geworden?« fragte Roh

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