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Morgaine 1 - Das Tor von Ivrel

Morgaine 1 - Das Tor von Ivrel

Titel: Morgaine 1 - Das Tor von Ivrel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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begegnete ihnen mit großer Höflichkeit.
    Ra-koris’ Zentrum war ein rauchiger Saal aus grob behauenen Balken mit Lehmboden; dennoch wies der Raum eine gewisse Pracht auf; er erstreckte sich über zwei Ebenen, und vom Hauptsaal gingen viele Nebenräumlichkeiten ab. Mit Quasten versehene und gewickelte Felle bildeten den Wandschmuck, Geweihe und seltsame Gehörne zierten die Pfosten. Obwohl es Mittag war, brannten Fackeln und ein riesiges Herdfeuer, das größer war als der Kamin manches Steinbaus – das einzige Mauerwerk an diesem Ort.
    »Hier kommt ihr unter, bis Roh verständigt ist«, sagte Tao-men.
    Morgaine wählte einen Platz am großen Herd. Die Frauen aus dem Saal näherten sich schüchternbesorgt und servierten ein einfaches Mahl aus Brot und Fleisch und Chya-Met – eine Köstlichkeit nach den beunruhigenden Speisen von Leth.
    Ansonsten aber gingen die Menschen den Fremden aus dem Weg und beobachteten sie verstohlen flüsternd aus den Schatten des Holzbaus.
    Morgaine ignorierte ihre Umgebung und ruhte sich aus.
    Vanye versorgte seine wunde Hand und ließ unter dem Einfluß der Hitze im Saal endlich seinen Stolz fahren, nahm Helm und Lederkappe ab und betastete die wunde Stelle am Schädelansatz, wo Liell ihn getroffen hatte. Ein jugendlicher Chya lachte: ein Junge, der noch nicht einmal den Zopf trug; und Vanye blickte ihn zornig an, ehe er den Kopf neigte und den Zwischenfall ignorierte. Er war nicht gerade in einer Position, die es ihm gestattete, sich über eine solche Behandlung zu beschweren. Seine Sorge galt allein Morgaine -Morgaine war hier der Gast in diesem Saal.
    Als sich das Stück Himmel, das durch die kleinen Fenster des hohen Bogens sichtbar war, am Spätnachmittag umschattet hatte, gab es Bewegung an der Tür. Jäger traten ein, Männer in brauner Lederkleidung, bewaffnet mit Bögen und Schwertern.
    Unter ihnen einer, von dem Vanye wußte, daß er ein naher Verwandter war, noch ehe der junge Mann vortrat und sie als Lord des Saals begrüßte: nicht zum erstenmal sah er einen Chya aus hohem Klan vor sich, und dieser war das Abbild all dieser Männer – und auch ein Spiegel seiner selbst. Der junge Lord war ihm ähnlicher als seine eigenen Brüder.
    »Ich bin Chya Roh«, sagte er und trat in die Mitte der
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einer irdenen Plattform an der Stirnseite des Saals. Seine hageren gebräunten Züge waren zornig verzogen über ihre Anwesenheit und verhießen nichts Gutes. »Morgaine kri Chya ist seit hundert Jahren tot«, fuhr er fort. »Welchen Beweis kannst du anführen, daß du es bist?«
    Morgaine stemmte ihren Körper mit seltener Anmut aus der Schneidersitzposition empor, eine glatte geschmeidige Bewegung, und hielt Vanye, ohne den Lord zu begrüßen, einen Gegenstand hin. Der
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stand nicht so elegant auf und warf einen kurzen Blick auf den Gegenstand, ehe er ihn Roh weiterreichte: es handelte sich um die Insignien der alten Hochkönige von Koris; Vanye wußte sofort, daß es sich hier um ein kostbares Stück handelte, das aus dem verlorenen Kronschatz stammen mochte.
    »Dieses Symbol gehörte früher Tiffwy«, sagte sie, »und stellt seine Verpflichtung zur Gastfreundschaft dar – falls ich sie brauche, sagte er, um von seinen Männern zu rekrutieren, wen ich nur brauchte.«
    Roh war bleich geworden. Er betrachtete das Amulett, ballte die Faust darum, und seine Stimme klang plötzlich gedämpft. »Die Chya haben dir schon vor hundert Jahren das Verlangte gegeben. Viel Blut klebt an deinen Händen, Morgaine kri Chya, und doch muß ich das Versprechen meiner Vorfahren halten – hier und heute und nur einmal. Was willst du?«
    »Ich erbitte Unterkunft für kurze Zeit. Und euer Schweigen. Und alles, was ihr über Thiye und Hjemur wißt.«
    »Diese drei Dinge kannst du haben«, antwortete er.
    »Sind die Aufzeichnungen der Chya erhalten geblieben?« 
    »Das Ra-koris, das du kennst, ist zerstört. Wölfe und andere Ungeheuer herrschen jetzt dort. Wenn Chyas Buch die Zeit überdauert hat, liegt es dort irgendwo. Wir haben hier weder die Mittel noch die Zeit, ein Archiv zu führen, Lady.«
    Sie neigte entgegenkommend das Haupt. »Ich habe dir eine Warnung zu übermitteln: in Leth herrscht Unruhe. Wir haben eine ziemliche Aufregung hinterlassen. Bewache deine Grenzen.«
    Rohs Lippen waren zusammengepreßt. »Du hast wahrlich das Talent, Stürme zu entfachen, Lady. Wir werden Männer ausschicken, die euren Weg hierher bewachen. Vielleicht trauen sich die Leth bis zu uns vor, aber nur wenn

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