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Morgaine 1 - Das Tor von Ivrel

Morgaine 1 - Das Tor von Ivrel

Titel: Morgaine 1 - Das Tor von Ivrel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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Gesetz nicht unterworfen. Erkundige dich in Ra-morij, dort wird man dir erzählen, welchem Schicksal du knapp entronnen bist.«
    Und er zog
Wechselbalg
ein Stück aus der Scheide, so daß die Klinge durchsichtig blieb und nur die Symbole erkennen ließ. Die Augen des Mannes weiteten sich, er wurde bleich, seine Finger erstarrten auf der eigenen Waffe.
    »Wessen
ilin
bist du?« fragte er, »daß du eine solche Waffe bei dir hast? Das ist
qujalin
-Werk.«
    »Erkundige dich in Ra-morij«, wiederholte Vanye. »Nach dem
ilin-
Gesetz mußt du mir freies Geleit zubilligen, da mein
liyo
sich in Morija aufhält und du Rijans Urteil über mich nicht vollstrecken darfst. Ich bitte dich, steig ab, nimm deinem Pferd das Geschirr, dann tausche ich mit dir; ich bin ein verzweifelter Mann, aber kein Dieb, ich werde dein Pferd nicht zu Tode reiten, wenn ich es verhindern kann. Dieses Pony gehört San. Wenn das deine den Heimweg kennt, gebe ich es frei, sobald ich Gelegenheit dazu finde.«
    Der Mann überdachte die Möglichkeit eines Kampfes und entschied sich dann klugerweise fürs Nachgeben. Er stieg ab und löste geschäftig Sattel und Zaumzeug.
    »Das Pferd gehört Torin«, sagte er, »und findet den Weg nach Hause, wenn es in diesem Distrikt freigelassen wird; aber ich bitte dich, behandle es rücksichtsvoll. Ich hänge daran.«
    Vanye verneigte sich, packte die gefleckte Mähne mit den Händen und sprang auf, wendete das Pferd und galoppierte davon. Der
sai-uyo
hatte einen Bogen an seinem Sattel hängen, den er sicher bald spannen würde; Vanye hatte keine Sehnsucht nach einem rotgefiederten Torinpfeil im Rücken.
    Und von Ort zu Ort auf der Ebene Morijas fanden seine Verfolger Ersatz für ihre Tiere, vorzügliche Pferde, mit Sätteln und voller Ausrüstung.
    Wieder kam die Nacht, schrittweise, und die Signalfeuer schimmerten heller auf den Bergen, je eins auf den größeren Gipfeln, von einem Ende Morijas bis zum anderen.
    Und sobald der
uyo
mit dem kleinen Pony in San-morij eintraf - Vanye konnte sich die Entrüstung des Mannes vorstellen: sein schöner Sattel und Geschirr auf dem struppigen kleinen Tier! –, würden auf dem Hügel bei San-morij zwei Feuer aufflackern, und ebenfalls bei San-hei, und dann bestand kein Zweifel mehr darüber, welche Abzweigung er genommen hatte. Dann hatte er ganz San und jetzt auch den Torin-Klan am Hals, dazu die Nhi und die Myya auf der anderen Straße, die ihm bei Baien-ei zuvorkommen wollten.
    Dem Mann Waffen und Rüstung zu nehmen, die er dringend brauchte, hätte wahrscheinlich seinen Tod bedeutet:
    andererseits war
Wechselbalg
nicht die Art Waffe, die eine Leiche zurückließ, welche beraubt werden konnte. Vanye hätte den Mann durchaus töten können, aber er hatte es nicht getan, hatte es nicht gewollt: es entsprach seiner Natur, einen Gegner nur im äußersten Notfall umzubringen; es war die einzige Ehre, die er noch besaß, dieses Wissen, daß es für sein Tun ein moralisches Limit gab – ein Limit, das er nicht aufzugeben gedachte.
    Man würde nicht gerade mit Dankbarkeit darauf reagieren, wenn die Torin ihn erwischten, und erst recht nicht, wenn man ihn den Nhi und Myya auslieferte.
    Inzwischen wußten er und Ra-morij – und sicher auch alle Dörfer in der Landesmitte, wenn seine Verfolger Boten ausgeschickt hatten –, wohin er floh. Es gab da in Baien-ei einen kleinen Paß und dicht daneben eine Festungsruine, die jeder Junge der Gegend auf seinen Wanderungen besucht hatte. Hier lag das beste Weideland Morijas, hier gab es die besten Pferde, und die Ruinen wurden oft von kleinen Jungen erkundet, die für ihre Väter Herden hüteten; manchmal dienten sie auch zum Stelldichein heimlicher Liebespaare. Die alten Mauern kannten allerlei Tragödien – militärische wie private.
    Morgaines Führer war ein Nhi-Harfenist mit der Fantasie eines unreifen Jungen, dem sicher nichts Besseres einfiel, als mit ihr dort Schutz zu suchen, an einem Ort, der nur einen Ausgang hatte.
    Männer bewachten den Hang. Damit hatte Vanye von Anfang an gerechnet. Jede Annäherung an Baien-ei auf dem Rücken eines Pferdes mußte durch den schmalen Paß erfolgen: unter den wachsamen Blicken strategisch postierter Bogenschützen würde der Ritt nicht lange dauern.
    Vanye band den Schecken an einen Baum für den Fall, daß er zurückkehren mußte; er nahm einen ziemlich dünnen Ast; sollte ihn das Unglück ereilen oder er das Gesuchte finden, würde das Tier mit der Zeit unruhig werden, sich befreien und dann

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