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Morgaine 1 - Das Tor von Ivrel

Morgaine 1 - Das Tor von Ivrel

Titel: Morgaine 1 - Das Tor von Ivrel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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eine Wunde zu finden, aber da war nichts. Gleichzeitig stellte er fest, daß mit ihm etwas nicht stimmte – seine Müdigkeit schmolz dahin, das Blut rauschte ihm kräftiger durch die Adern. Das Mittel stammte von den
qujal –
oder welche andere Rasse Morgaine an ihren Ursprung setzte – und früher einmal hätte ihn dieser Umstand entsetzt: früher hatte sie ihm versprochen, ihm so etwas nicht anzutun.
    Ich will Euch nicht verlieren,
ilin.
    Sie hatte in dieser Falle in Morija ausgeharrt, weil sie
Wechselbalg
entbehrte. Das wußte er tief drinnen und warf es ihr nicht vor. Aber in diesem Satz lag auch ein winziges Maß Sorge um den
ilin,
der ihr diente – und das bedeutete viel aus Morgaines Mund.
    Er ging an die Vorbereitungen mit dem festen Vorsatz, daß er sich nicht aufgeben wollte, daß er die Flucht aus dem Paß in die Baien-Berge schaffen würde, solange er nur ein Pferd unter sich hatte.
    Sie verfügten über drei Tiere: Siptah, der undankbare Schwarze, der zu beißen versuchte und mürrisch dem Schlag der Peitsche gegen die Wange auswich, und Ryns Schwarzbrauner, der nicht gerade von vornehmer Abstammung war, aber eine breite Brust und lange Beine hatte. Vanye schätzte, daß das Tier den geplanten Ritt durchstehen würde, solange es erforderlich war; außerdem konnte der Junge reiten, er war ja schließlich ein Morij und Nhi.
    »Laß die Harfe hier«, wandte Vanye ein, als sie die Pferde ins Sternenlicht hinausführten und er das Ding auf dem Rücken des Jungen erblickte. »Das Ding wird klappern und uns allen den Tod bringen.«
    »Nein«, antwortete der Jüngling tonlos, wie man es von Nhi Ryn Parenssohn wohl erwarten durfte. Doch Vanye entriß ihm das Instrument nicht, sondern bedachte Morgaine mit einem strengen Blick, wußte er doch, daß der Junge auf sie hören würde.
    Aber sie enthielt sich einer Reaktion. Auf diese Weise zurechtgewiesen, führte Vanye den Schwarzen hinter Siptah her, bis sie die Ecke erreicht hatten. Dort mußte ein Tor geöffnet werden: er führte den Schwarzen bis dicht davor, zog den rostigen Riegel zurück, stemmte die Tür weit auf.
    Morgaine und Ryn galoppierten hindurch, dichtauf gefolgt von Vanye, der in den Sattel sprang und das Tier eifrig anspornte. Siptahs weißer Schwanz zuckte frech, als das große Pferd die Außenmauer übersprang, und erinnerte Vanye an etwas, das er in all den Jahren vergessen hatte: daß sich dort ein Hindernis befand. Ryn bezwang die Mauer ebenfalls; Vanyes Schwarzer lief an, sprang und landete drüben wie ein Vogel auf den Hinterbacken und rutschte im glatten Gras hangabwärts.
    Pfeile schwirrten. Vanye neigte sich an der gegenüberliegenden Seite des Schwarzen herab, machte sich so klein wie möglich. Er hoffte, daß die anderen ebenso handelten. Durch die wehende Mähne des Schwarzen sah er einen Streifen roten Feuers – Morgaines Handwaffe; und dann war Stille in dieser Ecke, keine weiteren Pfeile. Ob sie mit ihrem Blindschuß etwas getroffen hatte, wußte er nicht, aber die Männer waren Morij, und er hoffte insgeheim, daß die Bogenschützen lediglich von Angst übermannt geflohen waren.
    Etwas prallte schmerzhaft gegen seine Flanke. Er keuchte auf und hätte vor Schmerzen beinahe losgelassen; er wußte, daß er getroffen worden war. Auf diese Entfernung konnte allerdings kein Pfeil das Kettenhemd durchschlagen. Seine Angst galt dem verwundbaren Pferd. Eigentlich ging es gegen die morij-Ehre, auf das Pferd eines Gegners zu zielen, aber hier durfte er keine Ritterlichkeit erwarten. Diese Männer mußten Erij Meldung machen, wenn sie ihre Opfer entkommen ließen, und das war keine angenehme Aussicht.
    Sie hatten das Ende des Passes fast erreicht. Er spornte den Schwarzen zu schnellerer Gangart an. Das entsetzte Tier streckte sich noch mehr, Speichel wurde nach hinten gegen Vanyes Bein geweht, als er das Pferd in die gewünschte Richtung schwenkte. Es überholte sogar Siptah und reagierte auf brutale Kraft, als Vanye seinen Kopf wieder nach Norden herumzog, auf den Einschnitt von Baienspaß zu, und sprang los, von Vanyes Hacken brutal getrieben. In diesem Augenblick liebte er das temperamentvolle Tier beinahe: es hatte Mut.
    Morgaine, die tief im Sattel lag, war wieder neben ihm: Siptahs Kopf mit den geblähten Nüstern, die helle Mähne, die das Sternenlicht zu reflektieren schien. Unerklärlicherweise lachte Morgaine, streckte eine Hand in seine Richtung, ohne ihn zu berühren, und klammerte sich wieder im Sattel fest.
    Sie waren durch.

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