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Morgaine 1 - Das Tor von Ivrel

Morgaine 1 - Das Tor von Ivrel

Titel: Morgaine 1 - Das Tor von Ivrel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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in den fernen Stall zurückkehren. Vanye nahm das Schwert in die Hand und drang zu Fuß in die Berge vor.
    Nicht alle Fußwege in den Bergen von Baien-ei konnten unter Bewachung gestellt werden; dazu gab es zu viele Ziegenpfade, zu viele Hänge, zu viele Bäche und Felsspalten: aus diesem Grund war Baien-ei schon bei seiner Erbauung keine gute Festung gewesen. Gegen einen massiven Angriff mochte sie ausreichen, doch als später die Bogenschützen der Bauern an die Macht kamen und Kriege nicht mehr aus Zusammenstößen zwischen
dai-uyin
bestanden, die das freie Feld vorzogen und sogar ihre Kämpfe nach der allgemeingültigen Tradition austrugen, da war Baien-ei unhaltbar geworden – eher eine Falle für die Besatzung als eine Zuflucht.
    Vanye rückte lautlos und mit großer Geduld vor. Nach einiger Zeit sah er den Turm vor sich, die eingefallenen Mauern, die er vor Jahren zum letztenmal gesehen hatte. Zeitweise laufend, zeitweise auf dem Bauch kriechend und lauschend, verschmolz er mit den Schatten: eine Fähigkeit, die er sich während seiner zweijährigen Flucht vor den Myya angeeignet hatte, beim Stehlen von Nahrung, bei der Jagd in den schneekalten Höhen der Alis Kaje, um nicht verhungern zu müssen, nicht weniger vorsichtig als die Wölfe, aber viel einsamer.
    Er erreichte die Mauer, und seine Finger tasteten die Spalten zwischen den Steinen ab, eröffneten ihm die Möglichkeit, von der tiefsten Stelle aus an der alten Wehrbefestigung emporzuklettern. Er ließ sich über die Kante gleiten, landete im feuchten Gras und glitt zur Basis des kleinen Innenhangs. Langsam rappelte er sich auf, in jedem Knochen die Anstrengung des langen Rittes spürend, die Schwäche des Hungers. Wieder regte sich die Angst, die ihn auf dem ganzen Ritt begleitet hatte, daß dies nichts anderes als eine Falle war, die Erij in typischer Myya-Raffinesse errichtet hatte, indem er ihm nicht die Wahrheit sagte. Daß sein Bruder einen Fehler begangen haben sollte, indem er ihm reinen Wein einschenkte und vertraute, war beunruhigend. Erij machte kaum Fehler. Auf Vanyes Schultern kribbelte es. Er hatte das Gefühl, daß irgendein Beobachter den Pfeil auf ihn angelegt hatte.
    Er gab sich der Angst hin, die er für vernünftig hielt, und huschte in die Schatten und um die Ecke des Gebäudes, wo es sich am dichtesten gegen den Hügel lehnte. Hier gab es einen Spalt in der Mauer, an den er sich noch gut erinnerte, breit wie eine Tür, und in seiner Abgeschirmtheit doch einigermaßen sicher.
    Vorsichtig kroch er an der Mauer entlang darauf zu, und schon fing seine Nase den Stallgeruch von Pferden ein. Große Körper bewegten sich im Innern.
    »Liyo!«
flüsterte er in die Dunkelheit. Keine Reaktion. Er zwängte sich hinein, links der helle Schimmer Siptahs, rechts Schwärze.
    »Keine Bewegung«, flüsterte Morgaine. »Vanye, Ihr wißt, daß ich es ernst meine!«
    Er erstarrte. Die Stimme hatte vor ihm gesprochen. Irgend jemand – vermutlich Ryn – bewegte sich hinter ihm, legte ihm die Hände an die Hüfte und durchsuchte ihn oberflächlich nach verborgenen Waffen und packte schließlich den Schwertgürtel. Vanye neigte den Kopf, damit ihm der Gurt leichter abgenommen werden konnte; er war ungemein erleichtert darüber, diese Last los zu sein, als habe er in der Gewalt einer bösen Macht gestanden, von der er sich jetzt allmählich lösen könne.
    Ryn trug die Klinge zu ihr: Vanye sah seine Silhouette durch einen Streifen matten Sternenlichts schreiten. Seine Knie zitterten. »Ich möchte mich setzen«, sagte er zu ihr. »Ich bin völlig fertig,
liyo.
Ich habe Tag und Nacht im Sattel gesessen.«
    »Setz dich«, antwortete sie, und er ließ sich auf die Knie fallen, hätte sich dankbar zum Schlafen nach vorn fallen lassen, aber dazu war jetzt weder der Ort noch die Zeit. »Ryn«, sagte sie, »achte auf die Umgebung. Ich muß ihm etliche Fragen stellen.«
    »Du darfst ihm nicht trauen«, sagte Ryn. Diese Worte erfüllten Vanye mit Zorn. »Die Nhi haben ihm nicht aus Liebe zu dir das Schwert überlassen und ihn freigelassen!«
    Entrüstung wallte in Vanye empor, ein Haß auf den Jüngling, der so glatt, so ungeprüft und sich der Angelegenheiten Morgaines so sicher war. Die Worte blieben ihm in der Kehle stecken, und er schüttelte schließlich nur den Kopf. Aber Ryn ging. Er hörte Morgaines Mantel rascheln, als sie ein Stück von ihm entfernt nieder kniete.
    »Nur gut, daß Ihr Euch gemeldet habt«, sagte sie leise. »Etwa ein Dutzend Männer

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