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Morgaine 1 - Das Tor von Ivrel

Morgaine 1 - Das Tor von Ivrel

Titel: Morgaine 1 - Das Tor von Ivrel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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auch in Baien gab es aber eine einfache Regel: was nach Osten ritt, war Freund, was nach Westen kam, mußte ein Feind sein. Hier aber galoppierten zwei Gruppen wie verrückt ostwärts.
    Als sie durch waren, blickte Vanye zurück. Ein Reiter verließ die Gruppe der Verfolger und schlug den Weg zum Fort ein. Vanye hauchte eine Verwünschung in den Wind; nun würden sich bald auch noch Männer aus Irn-Svejur an ihre Fersen heften. Ryns Schwarzbrauner fiel bereits ab; er war völlig erschöpft.
    Auf offener Strecke und fast ohne Deckung machte der verwünschte Schwarzbraune der Flucht ein Ende. Vanye zügelte sein Tier an einer Stelle, da eine Felsgruppe Schutz bot, dicht vor einem weitläufigen Dickicht. Hier sprang er ab, Bogen und Schwert in der Hand, und ließ den Schwarzen allein weitergaloppieren. Morgaine warf sich ebenfalls in die Deckung,
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in einer Hand, die schwarze Waffe im Gürtel. Als letzter kam atemlos Ryn; er gab dem Schwarzbraunen einen Hieb, damit er weiterlief, doch im gleichen Augenblick wurde das arme Tier von einem Pfeil getroffen, fuhr hoch und stürzte mit zuckenden Hufen zu Boden.
    »Ryn!« brüllte Vanye mit heiserer Stimme. Der Junge lief herbei und stolperte in Deckung. In seinem blutüberströmten Arm steckte der schwarze Stumpf eines abgebrochenen Pfeils. Er vermochte seinen Bogen nicht mehr zu spannen, so daß die Waffe nutzlos blieb. Die Verfolger kamen näher – Männer der Nhi und Myya, und in ihrer Mitte Erij.
    Vanye zog das Langschwert aus der Scheide – für jede andere Abwehr war es zu spät. Er sah Morgaine dasselbe tun, aber was sie da zog, wollte er lieber nicht neben sich haben, wenn es ans Kämpfen ging. Die schimmernde Klinge erwachte zum Leben, saugte Pfeile auf, verbog sie, schleuderte sie ins Nichts, schickte einen kreischenden Mann hinterher.
    In diesem Schlund heulte der Wind, das Schwert blieb ruhig, am Griff eine Hand, die sich damit auskannte. Nichts berührte die drei, nichts durchdrang das schimmernde Netz, das da errichtet wurde. Durch den wogenden Vorhang sah Vanye Erijs zornige Silhouette. Der Bruder zügelte sein Pferd, doch einige andere taten es nicht und stürzten in die gräßliche Leere.
    Einer davon war Nhi Paren, ein anderer Nhi Eln, und Nhi Bren galoppierte hinterher.
    »Nein!« rief Vanye und packte Ryn, der dasselbe gerufen hatte und aus der Deckung stürmte, zwischen Klinge und Reiter…
    … der einen Augenblick später nicht mehr existierte. Morgaine ließ die Klinge sofort zur Seite zucken, eine Ausweichreaktion, die zu spät kam: Entsetzen malte sich auf ihrem Gesicht, ein Reiter donnerte vorbei, hieb nach ihr, ließ sie zur Seite taumeln.
    Vanye zielte auf das Pferd, die unehrenhafte Tat eines Verzweifelten, holte den Reiter herunter und tötete Nhi Bren, der ihm nie etwas zuleide getan hatte. Dann fuhr er herum und sah, wie der rote Strahl Tiere und Männer gleichermaßen niedermähte, er sah Leichen und Sterbende, sich windende Verletzte, zerschnittene Leiber. Der größte Teil der Verfolger zügelte die Tiere, suchte bessere Deckung, verfolgt von dem grellen Feuer, das da und dort in Gras und Unterholz Brände entfachte. Zwanzig Pferde und Männer lagen auf dem Weg, die sichtbaren Toten, während die Flammen, getrieben vom Wind, an den Bäumen emporleckten.
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loderte noch immer blank in Morgaines Hand.
    Die Überlebenden flohen. Erleichtert stellte Vanye fest, daß Erij unter ihnen war. Er wußte, daß sein Bruder noch nie geflohen war: jetzt aber gab Erij Fersengeld.
    Vanye ließ sich auf die Knie sinken, stützte sich auf seinen Schwertgriff und sah sich an, was sie angerichtet hatten. Morgaine stand ebenfalls still;
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war ein vager Schimmer in ihrer Hand. Sie steckte die Spitze in die Scheide, und die Klinge wurde wieder gläsern, schlüpfte in ihre natürliche Höhle zurück.
    Morgaine verharrte in dieser Stellung, eine Hand auf den Felsen gestützt, ehe sie sich schließlich mit der müden Geste einer gealterten Frau von der Szene des Grauens löste und sich zu ihm umdrehte.
    »Wir wollen die Pferde suchen, ehe sich die Männer zu einem neuen Angriff aufraffen«, sagte sie. »Komm, Vanye.«
    Sie weinte nicht. Er rappelte sich auf und hielt sie fest, besorgt, daß sie stürzen könnte, denn sie ging, als müßte sie gleich umsinken. Er glaubte, daß sie weinen würde, aber sie stützte sich nur eine Sekunde lang erschaudernd auf ihn.
    »Liyo«,
flehte er. »Sie kommen nicht zurück. Bleib hier, laß mich die

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