Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Morgaine 1 - Das Tor von Ivrel

Morgaine 1 - Das Tor von Ivrel

Titel: Morgaine 1 - Das Tor von Ivrel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
Vom Netzwerk:
Wetter. Ich geleite euch. Meine Anwesenheit dürfte allen Chya genügen, denen ihr unterwegs begegnet; ich lasse es nicht zu, daß sie sie umbringt wie da hinten die Nhi.«
    »Dann herauf mit dir«, sagte Vanye und nahm den Fuß aus dem Steigbügel. Roh war ein schlanker Mann; trotzdem bedeutete sein Gewicht eine schlimme zusätzliche Belastung für das erschöpfte Pferd – aber mehr konnte er nicht tun. Er hatte Angst, Morgaine zu verlieren, wenn er noch länger verweilte.
    Roh setzte sich hinter ihn und hielt sich fest, und Vanye trieb den Schwarzen an. Das Pferd versuchte es mit einer schnellen Gangart, die es aber nicht halten konnte. Es wurde sofort langsamer, als Vanye rücksichtsvoll die Zügel anzog.
    Bestimmt hatte Morgaine nicht die Absicht, Siptah umzubringen. Sie würde langsamer reiten, wenn sich ihr Zorn ausgetobt hatte. Nach einer Weile sah er sie tatsächlich unter einem Torbogen aus Bäumen, an dem sich der Weg zu einem einfachen Pfad verengte: das helle Schimmern von Siptahs Rumpf, und ihr weißer Mantel in der Dunkelheit.
    Nun ließ er den Schwarzen doch wieder schneller gehen; als sie ihn hörte, verhielt sie ihr Tier. Die schwarze Waffe lag in ihrer Hand, aber dann steckte sie sie zurück.
    »Roh«, sagte sie.
    Tränen schimmerten auf ihren Wangen. Vanye sah es und war froh darüber. Er nickte ihr förmlich zu, und sie erwiderte die Geste, biß sich auf die Lippen und stützte beide Hände auf den Sattelknauf.
    »Wir lagern, wo immer du eine sichere Stelle findest«, sagte sie vernünftig und beherrscht, wie Vanye sie kannte.

9
    Ivrel nahm nun den ganzen Horizont ein, ein perfekter schneegekrönter Kegel inmitten des zerklüfteten Gewirrs der Kath Vrej, eine Abnormität unter den Bergen. Der Himmel war blau und im Osten, so weit sie ihn dort sehen konnten, noch vom Sonnenaufgang verfärbt. Ein einzelner Stern hielt sich hoch über dem linken Hang Ivrels.
    Wunderschön, dieser Ort am Nordrand Iriens. Es fiel schwer, sich die Gefahren ins Gedächtnis zu rufen, die hier lauerten.
    »In einem Tag sind wir am Ziel«, sagte Morgaine. Und als Vanye sie anblickte, sah er keine Sehnsucht in ihren Augen, wie er erwartet hatte, sondern nur Kummer und Erschöpfung.
    »Dein Ziel ist Ivrel?« fragte Roh.
    »Ja«, antwortete sie. »Von Anfang an wollte ich dorthin.«
    Sie blickte ihn an. »Chya Roh, wir befinden uns an der Grenze Koris’. Hier verabschieden wir uns von dir. Es besteht keine Veranlassung, daß du uns weiter begleitest.«
    Roh erwiderte stirnrunzelnd ihren Blick. »Was hast du auf Ivrel zu gewinnen?« fragte er. »Wonach suchst du?«
    »Ich finde, daß dich das nichts angeht, Roh. Leb wohl.« 
    »Nein!« antwortete er barsch. Als sie Anstalten machte, Siptah an ihm vorbeizuführen, fügte er hinzu: »Ich bitte dich, Morgaine kri Chya, im Namen der Gastfreundschaft, die wir dir geboten haben! Wenn du mich jetzt hier stehenläßt, folge ich dir, bis ich weiß, welchem Ding ich da geholfen habe, gut oder böse!«
    »Ich kann dir keine Antwort darauf geben«, sagte sie. »Nur daß ich Koris nicht schaden werde. Ich gedenke ein Tor zu schließen, danach wirst du mich nie wiedersehen. In dieser Antwort liegt bereits alles, was ich zu sagen habe; trotzdem verstehst du mich nicht. Wenn es in meiner Absicht läge, dir die Möglichkeit zu eröffnen, einen neuen Thiye erwachsen zu lassen, würde ich dir vielleicht nähere Erklärungen geben – aber das dauert zu lange, und ich will solches Wissen auf keinen Fall zurücklassen.«
    Roh starrte zu ihr empor; sein Wissensdrang war ungestillt. Dann wandte er das Gesicht in Vanyes Richtung. »Klanbruder«, sagte er, »nimmst du mich zu dir in den Sattel?«
    »Nein«, sagte Morgaine.
    »Ich habe ihre Erlaubnis nicht«, antwortete Vanye.
    »Du würdest unseren Ritt nur verlangsamen, Roh«, erklärte Morgaine. »Das könnte uns Ärger einbringen.«
    Roh stemmte die Hände in seinen Gürtel und starrte sie mürrisch an. »Dann folge ich euch so!« verkündete er.
    Morgaine drehte Siptah nach Nordosten, und Vanye folgte ihr schweren Herzens. Roh setzte sich zu Fuß in Bewegung. Auch wenn sie die Pferde schonten und relativ langsam ritten, konnte Roh nicht Schritt halten. Außerdem verließen sie jetzt Koris und Chya, so daß es keinen Schutz mehr für Roh gab, der zu Fuß außerdem besonders gefährdet war. Er konnte ihnen folgen, bis sie von Ungeheuern oder Männern aus Hjemur angefallen wurden. Morgaine würde ihn eher sterben lassen, als seinetwegen langsamer

Weitere Kostenlose Bücher