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Morgaine 1 - Das Tor von Ivrel

Morgaine 1 - Das Tor von Ivrel

Titel: Morgaine 1 - Das Tor von Ivrel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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Oberhand behielt.
    Sie fütterten die Pferde und aßen selbst eine stärkende Mahlzeit. Es wurde wenig gesprochen. Vielleicht wäre es ohne Roh etwas lebhafter zugegangen; aber Morgaine war nicht zum Reden aufgelegt.
    »Warum?« fragte Roh mit einer Stimme, die von der Kälte mitgenommen war. »Warum bestehst du darauf, diesen Ort aufzusuchen?«
    »Diese Frage hast du mir schon einmal gestellt«, sagte sie. »Ich habe noch keine Antwort darauf erhalten.«
    »Dann kann ich sie nicht zu deiner Zufriedenheit beantworten.«
    Und sie hielt Rohs Mantel hoch, nahm den eigenen zurück und ging zu einem Felsen, der sie vor dem Wind schützte. Dort legte sie sich schlafen,
Wechselbalg
wie immer im Arm haltend.
    »Schlaf du auch«, sagte Vanye zu Roh.
    »Mir ist viel zu kalt«, antwortete Roh, was in Vanye Gewissensbisse auslöste. Entschuldigend blickte er den anderen an. Roh schwieg eine Zeitlang, das Gesicht vor Kummer und Erschöpfung angespannt, die Arme in den dünnen Umhang gesteckt. »Ich glaube…« – seine Stimme war heiser und kaum verständlich -»ich glaube, dieser Weg bringt mir den Tod.«
    »Es dauert doch nur noch einen Tag«, versuchte Vanye ihn aufzumuntern. »Nur noch einen Tag, Roh. Das schaffst du.«
    »Vielleicht.« Roh ließ die Arme nach vorn auf die Knie fallen, neigte den Kopf darauf, hob ihn dann wieder an. Seine Augen lagen tief in den Höhlen. »Cousin Vanye – gib mir Antwort, um unserer Verwandschaft willen: welches Ziel verfolgt sie, so schrecklich, daß sie es mir nicht sagen kann?«
    »Es ist nichts, das Chya oder Koris bedroht.«
    »Bist du dir dessen so sicher, daß du einen Eid darauf schwören könntest?«
    »Roh«, flehte Vanye, »bedränge mich nicht so. Ich kann dir nicht ewig Fragen beantworten. Ich weiß, was du vorhast, du willst mich Schritt um Schritt in die Defensive drängen, bis ich dir dann doch die gewünschte Antwort gebe – und das soll nicht geschehen. Genug, Roh. Laß das Thema fallen.«
    »Ich glaube, du weißt es selbst nicht«, meinte Roh.
    »Schluß jetzt, Roh! Wenn es in Ivrel schiefläuft, sage ich dir alles, was ich weiß. Aber bis dahin muß ich den Mund halten. Schlaf jetzt, Roh. Leg dich schlafen.«
    Roh saß eine Zeitlang gedankenverloren da, mit angezogenen Knien und verschränkten Armen; schließlich schüttelte er den Kopf. »Ich kann nicht schlafen. Ich bin noch total durchfroren. Ich bleibe ein bißchen wach. Du kannst dich ruhig hinlegen. Auf meinen Eid – ich sorge dafür, daß dir nichts geschieht.«
    »Ich muß an meinen eigenen Schwur denken«, antwortete Vanye, obwohl er am Ende seiner Kräfte war und die Augen kaum noch offenhalten konnte. »Sie hat mir nicht gestattet, die Wache mit dir zu tauschen.«
    »Muß sie dir denn alles erlauben, Klanbruder?« Rohs Blick war freundlich, seine Stimme sanft, wie man es von einem Bruder erwarten konnte. Sein Ton ließ Vanye an den Abend in Ra-koris denken, da sie zusammen vor dem Feuer gesessen und Roh ihn aufgefordert hatte, eines Tages nach Chya zurückzukehren.
    »Das habe ich ihr nun einmal geschworen.«
    Doch nach etwa einer Stunde, der Wald war still, begann die Anstrengung des langen Rittes und der vielen schlaflosen Tage im Sattel auf ihn zu wirken. Plötzlich döste er ein und sah auffahrend einen Schatten neben sich, fühlte eine Hand auf seiner Schulter. Er hätte beinahe aufgeschrien, ehe er erkannte, daß Roh ihn ja nur wecken wollte.
    »Cousin, du bist völlig fertig. Ich übernehme deine Wache.« Ein vernünftiger Vorschlag.
    Eine innere Stimme verriet ihm, was Morgaine dazu sagen würde. »Nein«, antwortete er müde. »Sie ist jetzt dran. Ruh dich aus, ich wandere ein wenig hin und her. Wenn mich das nicht munter macht, wacht sie auf und löst mich ab. Etwas anderes hat sie mir nicht erlaubt.«
    Er stand auf, seine Beine waren von der Anstrengung und Kälte so betäubt, daß er zu taumeln begann. Er glaubte, Roh wolle ihm helfen.
    Dann zuckte der Schmerz durch seinen Schädel. Er streckte die Hände aus, um den Sturz zu verhindern, prallte auf, verlor fast das Bewußtsein, aber dann knallte es ein zweites- und drittesmal gegen seinen Kopf, und er versank in Dunkelheit.
    Er war gefesselt. Am ganzen Körper war ihm kalt, besonders auf der Seite, die zum Boden hin lag. Mit übermächtiger Anstrengung rappelte er sich auf die Knie hoch, blindlings, einen neuen Angriff fürchtend. Er drehte sich auf einem Knie herum und erblickte eine weiße Gestalt am Boden – Morgaine. Roh stand über ihr,

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