Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Morgaine 1 - Das Tor von Ivrel

Morgaine 1 - Das Tor von Ivrel

Titel: Morgaine 1 - Das Tor von Ivrel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
Vom Netzwerk:
die Scheide mit
Wechselbalg
in den Händen.
    »Roh!« brach Vanye die Stille. Morgaine rührte sich nicht, und ein Funke der Angst zuckte durch seinen Körper, trieb ihn taumelnd hoch. Roh nahm drohend das Schwert nach vorn, als wollte er es ziehen.
    »Roh!« sagte Vanye heiser. »Roh, was hast du getan?« 
    »Sie?« Roh senkte den Blick auf Morgaine, die zu seinen Füßen lag. »Ihr geht es nicht schlechter als dir. Sie wird Kopfschmerzen haben, wenn sie erwacht. Aber du wirst dein Verhalten mir gegenüber ändern, Chya Vanye – und sie ebenfalls. Ich habe das Recht zu wissen, wen ich in meiner Burg beherbergt habe; diese Antwort wirst du mir jetzt geben. Wenn ich damit zufrieden bin, lasse ich euch beide frei und liefere mich eurer Gnade aus; wenn nicht, dann nehme ich es auf meinen Eid, Cousin, daß ich diese verwunschenen Dinge an einen Ort bringe, wo sie nicht gefunden werden können, und euch Hjemur und den Wölfen überlasse.«
    »Roh, du bist eitel und verrückt. Dein Verhalten ist unehrenhaft.«
    »Wenn du es ehrlich meinst«, antwortete Roh, »und sie ebenfalls, dann ist dein Zorn berechtigt. Das gebe ich zu. Aber hier geht es nicht um meinen Stolz. Thiye reicht uns vollauf. Irien soll sich nicht wiederholen, es darf keine
qujal-
Kriege mehr geben, kein zweites Hjemur. Ich finde, wir sind mit Thiye allein besser dran als mit Thiye
und
einem herumstreunenden Feind im Norden.
Wir
nämlich müssen unter solchen Kriegen leiden. Ich habe ihr geholfen, ich hätte mich in den Kath Svejur auf ihre Seite gestellt, wäre es nötig gewesen. Ich hätte ihr geholfen, Klanbruder! Sie aber hat mich wie einen Feind behandelt, wie einen entlassenen Dienstboten. Mehr bedeuten ihr die Bewohner von Koris eben nicht. Sie behandelt freie Männer genauso wie dich, der du keine andere Wahl hast – aber vielleicht bist du sogar zufrieden, vielleicht gefällt dir dein Los. Ich aber lasse mir das nicht gefallen.«
    »Du bist verrückt«, sagte Vanye und machte einen Schritt zuviel in Rohs Richtung: der andere zog
Wechselbalg
halb aus der Scheide.
    »Leg die Waffe fort!« rief Vanye besorgt. »Zieh die Klinge nicht!«
    Im nächsten Augenblick erkannte Roh, was er da hielt, und machte Anstalten, die Waffe fallen zu lassen: vorher rammte er sie noch in die Scheide zurück und schleuderte sie dann angewidert in den Schnee.
    »
Qujalin
-Waffen und
qujalin
-Kriege!« rief Roh erbost. »Koris hat genug davon, Klanbruder!«
    Morgaine begann sich zu rühren. Mit gefesselten Händen fuhr sie hoch, wäre beinahe wieder umgestürzt. Roh fing sie auf, und wäre er grob mit ihr umgesprungen, hätte sich Vanye sofort auf ihn gestürzt. Roh aber rückte ihr nur den Mantel zurecht und half ihr in eine sitzende Stellung auf, wenn er auch nicht gerade erfreut zu sein schien, sie berühren zu müssen.
    Morgaine wirkte betäubt. Sie warf Vanye einen Blick zu, in dem nicht einmal ein Vorwurf lag. Sie schien verwirrt und ziemlich verängstigt zu sein. Es traf ihn ins Herz, daß er ihr nicht besser hatte dienen können.
    »Liyo«,
sagte Vanye, »mein Klanbruder hat mich von hinten angegriffen. Ich glaube aber nicht, daß er böse Absichten hat. Er ist lediglich dumm.«
    »Still!« sagte Roh zu ihm. »Von dir habe ich genug gehört. Jetzt frage ich sie.«
    »Laß mich frei«, forderte Morgaine. »Dann will ich diesen Zwischenfall vergessen.«
    Aber da wurde die Auseinandersetzung gestört – Geräusche wurden laut, zuerst kaum hörbar, dann immer lauter, von allen Seiten – knirschender Schnee unter zahlreichen Füßen.
    »Roh!« rief Vanye gequält und schnellte durch den Schnee auf die Stelle zu, an der
Wechselbalg
lag.
    Im nächsten Augenblick hatten sich dunkle Gestalten auf sie gestürzt, Männer, die wie Ungeheuer fauchten, Roh ging unter ihnen zu Boden, erstickt von der schwarzen Flut, dann schwemmte die Woge über Vanye dahin, Hände schlössen sich um seine Beine. Er warf sich auf den Rücken, gab einem Angreifer einen schmerzhaften Tritt und wurde dann doch an den Knien festgehalten. Schnüre legten sich um seine Fußgelenke und machten seinen Hoffnungen ein Ende.
    Dann ließ man ihn in Ruhe; ungehindert konnte er sich auf die Knie hochstemmen. Gelächter ertönte, als er zweimal wieder umsank. Der dritte Versuch gelang. Aufgebracht starrte er in die bärtigen Gesichter.
    Es waren keine Männer aus Hjemur oder Chya.
    Es waren Leth, die Banditen aus dem rückwärtigen Teil der Halle: einige wilde Gesichter erkannte er.
    Einen Augenblick lang

Weitere Kostenlose Bücher