Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Morgaine 1 - Das Tor von Ivrel

Morgaine 1 - Das Tor von Ivrel

Titel: Morgaine 1 - Das Tor von Ivrel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
Vom Netzwerk:
Tor vernichten – und damit sich selbst und Morgaine gleich mit.
    Und Liell.
    Die Welt wußte noch nicht, wozu Liell fähig war, wenn er seine Kräfte mit denen Morgaines vereinigte. Im Vergleich dazu war Thiye ein kleines Übel.
    Vanye trieb das Pferd gnadenlos an, jagte es die schneebedeckten Hänge hinab und über Wege, immer tiefer, wollte so schnell wie möglich von Ivrel fort.
    Selbst Liell mußte sich jetzt vor ihm in acht nehmen. Morgaines andere Waffen konnten gegen die schimmernde Klinge nichts ausrichten, eine Klinge, die Angreifer aufsaugte und irgendwohin versetzte, die Leben vernichtete und ins Nichts schleuderte. Mit dieser Macht in den Händen war es Wahnsinn, das Pferd zu töten, das sein bestes Beförderungsmittel nach Hjemur war; als er das steilste Stück hinter sich hatte und den Hauptweg erreichte, kam er endlich zur Besinnung. Er zog die Zügel an und ließ das Pferd zu Atem kommen.
    Über die unteren Hänge zog sich die Hauptstraße – sie mußte nach Ra-hjemur führen, eine andere Möglichkeit gab es nicht. In Hjemur gab es sonst keinen Ort, der sich einer Straße rühmen konnte.
    Vanye ließ den Schwarzen im Schritt gehen. Die Leth mochten ihm nicht folgen wollen, aber Liell würde sie antreiben. So schüchtern wie Morgaine sich stellte, durchaus bereit, das Leben anderer vor dem eigenen zu riskieren, war sie doch zu schrecklichen Risiken fähig, wenn es nicht mehr anders ging. Darin unterschied sich Liell bestimmt nicht von ihr; wenn mit Vorsicht nichts mehr zu erreichen war, gab es sicher kein Halten mehr. Sobald Liell erfuhr, daß es um die Existenz der Tore ging, würde er folgen. Vanyes einzige Hoffnung bestand darin, daß er noch nicht begriffen hatte, was
Wechselbalg
eigentlich war, daß ein Morij
ilin
genau wußte, was die Klinge zu tun vermochte.
    Ein Schatten stürzte sich auf ihn. Der Schwarze wieherte schrill und scheute, etwas traf ihn an der Schulter, drückte ihn unaufhaltsam aus dem Sattel, ließ ihn kopfüber in Schnee und hartes Eis stürzen.
    Gelenke bewegen sich, Knochen ungebrochen, aber zittrig; er versuchte seine überanstrengten Gliedmaßen unter Kontrolle zu bekommen und sich aufzurichten, doch da wurde ihm ein Kurzschwert unter das Kinn gedrückt, so daß er den Kopf wieder in den kalten Schnee legen mußte. Ein Körper ragte über ihm auf, der Arm, der auf das Knie der Gestalt gestützt war, endete abrupt.
    »Bruder«, flüsterte Erij.

10
    »Erij.« Vanye versuchte sich zum zweitenmal aufzurichten, und kurzentschlossen trat Erij zurück und ließ ihn gewähren. Dann steckte er die Ehrenklinge mit einem Ruck in seinen Gürtel und ging ein Stück Wegs hinauf zu seinem Pferd, das neben Vanyes Schwarzem wartete.
    Vanye kletterte aus dem Graben, lief taumelnd hinter ihm her, versuchte ihm vergeblich zuvorzukommen. Entsetzt sah er, daß Erij bereits entdeckt hatte, was das schwarze Pferd am Sattel trug.
    Ein grausames Lächeln breitete sich auf Erijs Gesicht aus, als er die Waffe in die Hand nahm; die Scheide in die Armbeuge gehängt, die Hand auf dem Griff, so erwartete er Vanye.
    Vanye verharrte angesichts der drohenden Haltung. Er zitterte am ganzen Körper, versuchte zu Atem und zu Verstand zu kommen und vernünftige Einwände zu finden.
    »Ein
qujal
aus Leth ist mir auf den Fersen«, begann er kaum hörbar. »Erij, Erij, Leth und der Teufel sind hinter mir her. Wir schweben beide in Gefahr! Ich begleite dich fort von dieser Straße und werde nicht fliehen, wenigstens nicht bis zur nächsten Rast, das schwöre ich dir, Erij!«
    Erij überlegte, und seine schwarzen Augen funkelten in der Dunkelheit. Dann nickte er abrupt, hakte sich
Wechselbalgs
Scheide an den Gürtel – als Einhändiger trug er die Waffe an der Hüfte, nicht weiter hinten – und schwang sich auf sein Tier.
    Vanye zerrte seinen schmerzenden Körper mühsam in den Sattel und ließ den Schwarzen neben Erij die Straße entlanggaloppieren, über Seitenwege in den Wald, der allerdings mit jeder Biegung unheimlicher wurde. Mit der Zeit schritten die Tiere vorsichtiger aus, suchten sich ihren Weg über felsigen Grund. Noch lag stellenweise Schnee, der ihre Spur verraten konnte, doch Unterholz und Wald waren so dicht, daß die Verfolgung nicht einfach sein konnte und ihre Spur doch etwas verwischt wurde. Trotzdem vermittelte dieser Ort kein Gefühl der Geborgenheit - vielmehr eher dieselbe Angst, die Erijs Hinterhalte seit der Kindheit in ihm ausgelöst hatten: nervöse Besorgnis, bis er sich einbildete,

Weitere Kostenlose Bücher