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Morgaine 1 - Das Tor von Ivrel

Morgaine 1 - Das Tor von Ivrel

Titel: Morgaine 1 - Das Tor von Ivrel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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brauche ich keinen Feind zu fürchten. Wenn es dich sicher nach Ra-hjemur bringt, müßte mir es damit auch gelingen.«
    »Dann begleite mich.«
    »Ich habe dir schon einmal angeboten, die Macht mit mir zu teilen, Bastard, das war ernst gemeint; du aber liebtest die Hexe mehr als Morija, so sehr sogar, daß du ihretwegen viele Nhi umgebracht hast.«
    »Erij, so weißt du wenigstens, daß ich auf keinen Fall einen Eid breche. Hilf mir, nach Ra-hjemur zu gelangen. Sofort. Ehe dein Feind es schafft. Laß mir meine Rache an Thiye – für Morgaine; an den
qujal
ebenfalls, wenn ich kann. Ich rede hier keinen Unsinn, Erij. Hör mich an. Bestimmt gibt es in Ra-hjemur Waffen – und wenn unser Feind die in die Finger bekommt, ist vielleicht nicht einmal
Wechselbalg
mächtig genug, um die Zitadelle einzunehmen. Ich bitte dich, komm mit. Das ist mein Eid ihr gegenüber. Ich muß Thiye besiegen. Danach können wir alles miteinander ausmachen, und ich werde dich nicht hintergehen.«
    Erij kniff abschätzend die Augen zusammen. »Dein Vater verdammte dich zum Schicksal eines
ilin,
wegen Kandrys; wenn ich dich anhöre, wirst du dessen ledig sein. Aber ich bin noch nicht zufrieden. Was ist, wenn ich dich meinerseits zu einem Jahr verurteilte?«
    »Ich würde meinen, das wäre zu wenig, um dich zufriedenzustellen.«
    »Schwöre mir«, sagte Erij, »auf den Eid, den du ihr hältst, daß du dich für die Inanspruchnahme durch mich bereithältst, ohne Hintergedanken, ohne Hilfe durch sie, sollte sie irgendwie überleben. Für das Jahr wirst du mir nicht danken, Chya-Bastard, denn es soll mich nicht abhalten, dich hinterher den Angehörigen Parens und Brens auszuliefern. Aber wenn es dir den Preis wert ist, verzichte ich hier und jetzt darauf, dir die Kehle durchzuschneiden. Ich begleite dich sogar nach Ra-hjemur. Ist das dein Wunsch, Bastard? Bist du mit diesem Preis einverstanden?«
    »Ja«, antwortete Vanye ohne zu zögern; trotzdem verharrte Erijs Klinge unter seinem Kinn.
    »Ich möchte wetten«, sagte Erij, »daß du dich mit dem Schwert auskennst, daß du die Hexe selbst besser kennst als ein anderer Mensch auf dieser Welt. Wenn die Eroberung Hjemurs dich von ihr reinwäscht – immerhin ist das ja die Aufgabe, die du für sie erfüllen sollst, und nicht bloß ein Jahr –, dann wollen wir uns über folgendes einig sein, mein Bruder: wenn Hjemur fällt, gehört es allein mir, und du ebenfalls – von jenem Augenblick an. Und du wirst von deinem neuen Eid niemandem etwas sagen, nicht ihr, nicht Thiye, niemandem!«
    Da sah Vanye die Falle, die Erij für Morgaine errichtete – Niedertracht, die auch in jedem anderen nach Niedertracht suchte – und bewunderte die Schlauheit des Mannes; durch und durch Myya, alle Möglichkeiten berücksichtigend außer einer – daß nämlich niemand die Eroberung Hjemurs überleben könnte.
    Der Eid gefiel ihm nicht: er hatte zu wenig Spielraum. »Einverstanden«, sagte er.
    »Und bei deiner Seele, du wirst mich nicht verraten«, sagte Erij. »Du überläßt
mir
Hjemur und Thiye und die Hexe und diesen
qujall«
    »Soweit sie überleben«, sagte Vanye.
    »Du wirst mich bis dahin nicht verlassen oder die Hand gegen mich erheben.«
    »Einverstanden!«
    »Deine Hand«, forderte Erij.
    Dieser Schwur war nicht rechtens: nach dem
ilin-
Gesetz durfte er sich nicht neu binden, und sollten die beiden Verpflichtungen je in Konflikt geraten, so war das sein eigener Fehler, etwas, das er mit sich selbst abmachen mußte. Aber Erij bestand darauf, und er gab ihm die Hand und biß die Zähne zusammen, als Erij die Klinge über die Handfläche zog. Dann berührte Erij die Wunde mit dem Mund, und Vanye tat es ihm nach und spuckte das Blut in den Schnee. Dies war keine Inanspruchnahme, denn es wurden keine Zeichen gemacht, doch es war ein bindender Eid, und als Erij ihn wieder hochkommen ließ, kniete er nieder und nahm kalten Schnee in die Faust, wie schon einmal in einer Höhle in Aenor-Pywn. Diesmal aber zitterte er vor Elend. Er war so mitgenommen, daß seine Sinne ihn im Stich zu lassen drohten.
    Die
liyo,
der er im Augenblick diente, hatte nun das Recht, seine Seele in alle Ewigkeit zu verfluchen; er hatte seinem Bruder dasselbe Recht eingeräumt. Und doch wußte er, daß er vor Morgaines Augen Gnade finden würde, nicht aber vor Erij. Er kannte seine
liyo;
sie war zwar in mancher Beziehung grausam, doch sie würde ihn nicht verwünschen, und diese Erkenntnis verschaffte ihm seltsamerweise Klarheit darüber,

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