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Morgaine 3 - Die Feuer von Azeroth

Morgaine 3 - Die Feuer von Azeroth

Titel: Morgaine 3 - Die Feuer von Azeroth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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du hättest nie getan, was Liell getan hat. Aber... «, fügte er mit einer tonlosen Stimme hinzu, die er gegen das Mißtrauen in ihren Augen kaum zu erheben wußte, »wenn du keine
qhal
bist –
liyo,
bist du dann nicht – das andere?« 
    »Du behauptest also, ich hätte dich belogen.« 
    »Wie kannst du mir die Wahrheit gesagt haben?
Liyo,
eine kleine Lüge damals, eine gutgemeinte Lüge – das könnte ich verstehen. Wenn du mir gesagt hättest, du wärst der Teufel, hätte ich mich dennoch nicht von dem dir geleisteten Eid freimachen können. Vielleicht sahst du darin in jener Stunde einen Akt der Freundlichkeit. Und das war es auch. Aber nach so langer Zeit, nach so vielen Erlebnissen – um meines Seelenfriedens willen... «
    »Würdest du denn deinen Frieden darin finden?« 
    »Ja – wenn ich dich verstünde. Ja, in vieler Hinsicht.« In den grauen Augen schimmerte ein schmerzlicher Ausdruck. Sie reichte ihm die Hand, die Fläche nach oben gekehrt; er schloß die Finger darum, fest, und sprach damit eine Art Verpflichtung aus, und noch während er das tat, beschäftigten sich seine Gedanken damit, wie lang ihre Finger waren, wie schmal die Hand. »Die Wahrheit«, sagte sie leise. »Ich bin, was Hetharu ist: ein Halbling. An einem Ort, der zeitlich weit zurückliegt und weit von Andur-Kursh – längst abgeriegelt, unzugänglich... egal. Die Katastrophe überkam nicht nur die
qhal,
sie waren nicht die einzigen, die davon mitgerissen wurden. Es gab auch noch ihre Vorfahren, die die Tore geschaffen hatten.« Ihr Lachen klang bitter und verloren. »Du verstehst das nicht. Aber so wie die Shiua ein Element aus einer Vergangenheit sind, bin ich eins aus der ihren. Es ist paradox. Die Tor-Welten sind voller solcher Widersprüchlichkeiten. Was ich dir nun offenbart habe – kann es dir Frieden schenken?«
    Furcht stand in ihrem Blick – Sorge um
seine
Ansicht, erkannte er voller Betäubung, als müsse sie sich darum scheren. Jene anderen Dinge, der Wahnsinn der Zeit in den Toren, verstand er ungefähr. Daß etwas älter sein konnte als die
qhal
– solches Alter erfaßte er nicht. Aber er hatte ihr wehgetan, und dieser Gedanke war ihm unerträglich. Er ließ ihre Finger los, nahm ihr Gesicht zwischen die Hände und küßte sie neben die Lippen, die einzige Vertrauensbezeigung, die ihm einfiel. Er hatte sie für eine Lügnerin gehalten, er hatte sie in dieser Überzeugung angeklagt, mit großer Gewißheit glaubend, daß er eine solche Lüge nun abtun und verzeihen konnte, sie verstehend.
    Aber er konnte es nicht. Ein Abgrund tat sich vor seinen Füßen auf und drohte, sein Verständnis zu verschlingen.
    »Nun«, sagte sie, »wenigstens bist du noch da.«
    Er nickte, denn er wußte nicht, was er sagen sollte. »Zuweilen überraschst du mich, Vanye.«
    Und als er noch immer keine Antwort fand, schüttelte sie den Kopf und wandte sich in der kleinen Hütte ab, die Arme vor der Brust verschränkt, den Kopf gesenkt. »Natürlich bist du zu dem Schluß gekommen; auf etwas anderes konntest du ja nicht kommen. Zweifellos glaubt Roh selbst daran. Und obwohl damit nur geringer Schaden anzurichten ist, bitte ich dich, Vanye, diese Erkenntnis für dich zu behalten. Niemand sonst hat dies zu wissen. Ich bin keine
qhal.
Aber was ich bin, hat keine Bedeutung mehr, nicht in dieser Zeit. Nicht im Shathan. Es ist nicht mehr wichtig.«
    »Liyo... «
    »Du darfst nicht glauben, daß ich Rohs Natur gekannt hätte.
    Du darfst nicht annehmen, ich hätte dich aus jener Erkenntnis heraus gegen ihn geschickt. Ich wußte es nicht. Ich wußte es
nicht,
Vanye.«
    »Jetzt hast du mich zwischen zwei Eide manövriert. Beim Himmel,
liyo,
mein Denken galt Rohs Leben, und jetzt habe ich Angst, es gewonnen zu haben. Ich will nicht... ich schwöre dir, es ist nicht mein Bestreben, dich zur Vernunftwidrigkeit anhalten zu wollen. Das will ich nicht.
Liyo,
schütze dich! Ich hätte dich nicht befragen dürfen; so hätte ich dich nicht überzeugen wollen. Hör nicht auf mich!«
    »Ich weiß, was ich denke. Du mußt nicht alles auf dich nehmen«. Mit zusammengekniffenen Lippen warf sie den Kopf zurück und sah ihn an. »Wir befinden uns in Nehmin. Du wirst diesen Ort so sehen, wie ich ihn gesehen habe; ich habe keine Lust, hier Blut zu vergießen. Wir sind weit von Andur-Kursh – weit von allen Widrigkeiten, die es uns brachte – und ich bemitleide ihn. Ich bemitleide ihn, selbst wenn er Liell ist, obwohl mir das nicht so leicht fällt: ich kannte

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