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Morgaine 3 - Die Feuer von Azeroth

Morgaine 3 - Die Feuer von Azeroth

Titel: Morgaine 3 - Die Feuer von Azeroth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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sie schon zusammen geritten waren, gab es Dinge, die er gesehen hatte und sie nicht – über Liell und Roh, über die Nacht, die sie in Rohs Versammlungshaus in Ra-koris verbracht hatten; und eine zweite Nacht mit ihm in den Wäldern bei Ivrel, als sie geschlafen hatte; oder in Ohtij-in in Shiua, das sie nicht kannte. Er beobachtete, wie Verständnis zuweilen von Zorn abgelöst wurde, bis dann Verwirrung zurückkehrte; sie sagte aber nichts.
    Und er schilderte ihr den Rest: Fwar, Hetharus Lager, dann Merir und den Weg hierher. Er ließ nichts aus und nahm auch keine Rücksicht auf seinen Stolz; schließlich sah er sie nicht mehr an, sondern suchte für seine Augen ein anderes Ziel, hatte er doch das Gefühl, an seinen Worten ersticken zu müssen – denn eine Hälfte in ihm war Nhi, und die Nhi waren ein stolzes Volk und machten nicht gern Geständnisse, wie er sie hier offenbarte.
    Als er fertig war, hatte sie die Hände ineinander verkrampft. Sie lockerte ihren Blick nach kurzem Zögern, als wäre ihr erst jetzt bewußt geworden, daß der Strom seiner Worte zu Ende war. Langsam hob sie den Kopf.
    »Ich wünschte, ich hätte einige Dinge schon damals gewußt.«
    »Nun – und von einigen Dingen wünschte ich, du wüßtest sie auch heute noch nicht.«
    »Nichts von dem, was du erzählt hast, beunruhigt mich, jedenfalls nicht deinetwegen. Nur – Roh...
Roh!
Damit hatte ich nicht gerechnet. Ich schwöre dir, damit habe ich nicht gerechnet.«
    »Du hast ihn gesehen. Aber... aber vielleicht... ich weiß nicht,
liyo.«
    »Es kann keinen Unterschied machen. Es ändert nichts.« 
    »Liyo.«
    »Ich habe dich gewarnt, daß es nichts ändern würde – Roh oder Liell, kein Unterschied.«
    »Aber Roh... «
    »Laß mich ein Weilchen allein. Bitte!«
    Daraufhin verlor Vanye beinahe die Beherrschung. Er hatte zuviel offenbart, er hatte zu viele schmerzhafte Dinge ausgesprochen, und sie tat sie mit dürren Worten ab. »Gut also«, sagte er mit schwerer Zunge, richtete sich mühsam auf und strebte an die kalte, gesunde Luft des Waldes. Doch sie stand ebenfalls auf und hielt ihn mit einem Griff um sein Handgelenk auf. Seinem Zorn nachgebend, hätte er ihr weh tun können; doch er stand still, und die Tränen schwemmten seine Beherrschung fort. Er wandte das Gesicht ab.
    »Überleg dir etwas!« fauchte sie. »Überleg dir irgend etwas, das ich mit dem Geschenk anstellen könnte, das du mir da gebracht hast!«
    Ihm fiel nichts ein. Er brachte es nicht fertig. »Seinem Wort wolltest du nie vertrauen. Und das ist im Grunde alles – sein Wort und mein Vertrauen darauf, daß es etwas wert sein muß. Und dir bedeutet das nichts.«
    »Du bist unfair.«
    »Ich beschwere mich nicht über dich.«
    »Ihn als Gefangenen festhalten? Er weiß zuviel – mehr als du, vielleicht sogar mehr als Merir, in mancher Hinsicht vielleicht sogar mehr als ich. Einem solchen Wissen kann ich nicht trauen – nicht wenn Liells Instinkte ins Spiel kommen.«
    »Zuweilen... zuweilen glaube ich, daß nur Roh in ihm ist. Er sagte, den anderen gebe es nur in den Träumen; und vielleicht sind diese Träume stärker als er, wenn sich in seiner Nähe nichts von dem befindet, an das Roh sich erinnert. Er sagt, er brauche mich. Aber ich weiß nichts über solche Dinge. Ich kann nur Mutmaßungen anstellen. Vielleicht bin ich derjenige, der ihn gezwungen hat, hierher zu kommen, zu dir, weil er in meiner Gegenwart – mein Cousin ist. Ich kann es nur vermuten.«
    »Mag sein«, sagte sie nach kurzem Zögern, »daß deine Instinkte in diesen Dingen möglicherweise gar nicht so weit am Ziel vorbeiführen.«
    Ein bohrender Schmerz durchfuhr Vanye. Er drehte sich um und schaute sie an, schaute in ihre grauen Augen, in das Gesicht, das
qhalur,
gänzlich
qhalur
war. »Roh hat gesagt – immer wieder – du wüßtest über diese Dinge gut Bescheid – und das aus eigener Erfahrung.«
    Sie antwortete nicht, sondern trat nur ein Stück zurück. Diesmal aber wollte er sie nicht entkommen lassen.
    »Ich weiß es nicht«, flüsterte sie schließlich. »Ich weiß es wirklich nicht.«
    »Er behauptet, du wärst nicht anders als sie. Und jetzt frage ich dich,
liyo.
Ich bin nur dein
ilin,
du kannst mir befehlen, keine Frage zu stellen; und der Eid, den ich dir geschworen habe, stellt das, was du bist, nicht in Frage. Aber
ich
möchte es gern wissen.
Ich
möchte es wissen.«
    »Das glaube ich nicht.«
    »Du sagtest, du wärst keine
qhal.
Aber wie kann ich das weiter glauben? Du hast gesagt,

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