Morgaine 3 - Die Feuer von Azeroth
Aspekt
dieser
Erscheinung waren. Schaut! Schaut sie euch an!«
Sie schwang das Schwert in großem Bogen, immer schneller, und der Sturm nahm zu, bis er an den versammelten Gestalten zerrte, bis das Licht weiß glühte, bis die Leere sich ausweitete und es kaum noch Luft in dem Raum zu geben schien. Kälte betäubte die Haut, und die
arrha
hielten sich an ihren Sitzen fest, die Stehenden torkelten gegen die Wände, da ihr Eigengewicht sie nicht mehr halten konnte.
»Aufhören!« rief der Greis.
Sie kam der Aufforderung nach und schob das Schwert wieder in die Scheide. Der Sturm hörte auf, das Heulen verstummte, die dunkle Leere und das grelle Licht verschwanden gemeinsam und hinterließen einen im Dunkeln liegenden Kuppelraum, waren doch die Fackeln ausgeweht worden. Ein schmaler Streifen Tageslicht drang zur Tür herein. Morgaine stemmte das Schwert auf den Boden vor sich.
»Das ist die Macht, die ihr in den Händen haltet,
arrha.
Ihr braucht lediglich eure winzigen Juwelen zu einem zu vereinen. Wußtet ihr das nicht? Wir sind – auf gleiche Weise bewaffnet. Und ich schenke euch diese Erkenntnis jetzt, denn eines Tages würde jemand von allein darauf kommen, und dann müßt ihr die Steine so benutzen.«
»Nein.«
»Könnt ihr vergessen machen, was ich euch gesagt habe?«
fragte sie mit leiser Stimme. »Könnt ihr vergessen, was ihr gesehen habt?
Könnt ihr das Schwert nehmen und es für immer in der Scheide lassen, sollten sich die
sirrindim
zu Städten zusammenschließen und sich gegen euch erheben, sollten die Menschen sich vermehren und ihr so gering an Zahl bleiben? Eines Tages wird irgendein böser Einfluß, ob von
qhalur
oder Menschenhand, das Schwert ziehen. Und im Gegensatz zu euren Steinen, die wieder verblassen, wenn das Tor verschlossen ist, enthält das Schwert das Wissen, mit dem solche Tore neu errichtet werden können.«
Es herrschte Totenstille. Einige
arrha
hatten zu weinen begonnen, den Kopf in die Hände gelegt.
»Gebt es auf!« sagte Morgaine drängend. »Oder verlaßt Nehmin und folgt meiner Straße, dem Weg, den ich einschlagen muß! Ich habe euch die Wahrheit gesagt. Ich habe sie euch gezeigt. Solange Nehmin offensteht, wird jene Wahrheit stets zu euren Füßen klaffen und euch zu verschlingen drohen. Verriegelt den Durchgang! Versiegelt Nehmin! Dann verlieren die Steine ihr Feuer, und Shathan lebt weiter – ohne schützende Barriere, doch lebendig. Bleibt Nehmin offen, werdet ihr eines Tages der Macht verfallen.
Aber unabhängig davon, wie ihr euch entscheidet, liegt mein Weg klar vor mir. Ich muß das Schwert aus der Welt schaffen. Dabei ist mehr als Shathan in Gefahr. Mehr als euer Leben. Mehr als nur diese Welt. Das Böse wirkt so weit wie alle Durchgänge, die es je gegeben hat. Und es ist am gefährlichsten, wenn man es für gezähmt und sicher hält. Diese kleinen Steine sind schlimmer als
Wechselbalg
– weil ihr sie nicht als das seht, was sie sind: Bruchstücke eines Tors. Zusammengenommen werden sie euch verschlingen und mehr vernichten als nur eure Welt: sie werden auf andere übergreifen.«
Der Greis zitterte und sah sich zu den anderen um und zu Merir. Lellin weinte, ebenso Sezar. Beide hatten sich auf den Boden geworfen, und paarweise schlossen sich die anderen
arrhendim
dieser Geste der Unterwerfung an.
»Wir haben die Wahrheit gehört«, sagte Merir. »Ich glaube, wir haben die Wahrheit erfahren, die mein Enkel schon vor uns erfaßt hat.«
Der alte
arrha
nickte, und seine Hände zitterten so sehr, daß sein Stab auf den Boden klapperte. Er blickte sich im Kreis der
arrha
um. Niemand widersprach mehr.
»Tu, was du willst«, sagte er daraufhin zu Morgaine. »Zieh weiter! Wir werden Nehmin hinter dir versiegeln.«
Morgaine atmete langsam aus und neigte den Kopf. Nach kurzem Zögern befestigte sie
Wechselbalg
wieder an ihrer Hüfte und zog es zur Schulter hoch. »Der Weg nach Azeroth wird uns von etlichen Shiua verstellt. Der Feind, meine Lords der
arrha,
rückt noch immer vom Fluß herauf vor. Was wollt ihr dagegen unternehmen?«
Ein langes Schweigen trat ein. »Wir... wir müssen uns- verteidigen, wir müssen diesen Ort und Nehmin halten. Nehmin ist eingekesselt. Der Feind hat das Umland bereits in seiner Gewalt. Wir können mit den
arrha
sprechen, die das eigentliche Nehmin halten; und in der Feste Nehmin können sie das Gewünschte bewirken. Du kannst von hier aus losreiten. Wir können dir sieben Tage Zeit lassen – Azeroth zu erreichen und
Weitere Kostenlose Bücher