Morgaine 3 - Die Feuer von Azeroth
gleichen Moment bog Morgaine ins Freie ab und wollte ihre Gefolgschaft von diesem Angriff fort auf den Weißen Hügel zuführen.
»Los!« brüllte sie. »Lellin, Sezar, Merir – ihr reitet, solange es noch geht! Wir halten die Verfolger von euch fern und holen euch ein. Die anderen bleiben bei mir!«
Gut gedacht,
sagte sich Vanye; die unbewaffneten fünf Mitglieder der Gruppe bekamen auf diese Weise genügend Deckung, um einen Vorsprung herauszureiten; die neun Bewaffneten hatten Deckung, um die voreiligen Verfolger auszuschalten. Den Bogen ließ er hängen; er konnte vom Pferderücken aus nicht gut schießen. Im Kämpfen war er ein Nhi, und er riß das Shiua-Langschwert und galoppierte zur Rechten Morgaines dahin. Perrin und Vis, Roh, Sharrn, Dev, Larrel und Kessun: ihre Pfeile schwirrten davon und rissen Reiter aus den Sätteln; und Morgaines kleinere Waffe schickte rotes Feuer an der Front der Angreifer entlang, die ihnen entgegenkamen. Pferde und Reiter stürzten schreiend zu Boden. Trotzdem kam eine Handvoll durch, bewehrt mit Dämonenhelmen, die Widerhaken-Piken gesenkt, gefolgt von einer wilden Horde Fußvolk aus den Sümpfen.
Die Angreifer erreichten ihre Gegner: Vanye wich im Stil eines Nhi zur Seite aus: er war einfach nicht mehr dort, wo die Lanze vorzuckte, und das gute Pferd hielt still, als er zustieß, die Klinge auf den Reiter gerichtet. Entsetzt sah der
khal
den Stich kommen – seine Lanzenspitze war bereits am Ziel vorbei, das Schwert bereits innerhalb seiner Deckung. Vanyes Stahl durchbohrte den ungeschützten Hals, und der
khal
wurde über das Hinterteil seines Pferdes gerissen.
»Hai!»
hörte Vanye neben sich und entdeckte Roh, dessen Langschwert durch die Deckung eines
khal
wirbelte. Der Chya-Lord war im Kampf auf der Ebene nicht sonderlich erfahren. Trotzdem hinterließ er einen leeren Sattel, wo eben noch ein
khal
gesessen hatte, der ihn zerschmettern wollte.
Andere griffen gezielt an; ein Reiter stürzte kurz vor den beiden aus dem Sattel, ein roter pulsierender Strahl aus seinem Hals war sein Ende. Vanye verließ sich auf Morgaines Zielgenauigkeit, nahm das Geschenk an und kümmerte sich um den dichtauf folgenden Reiter, dessen Gesicht sich unter dem Halb-Helm entsetzt verzog ob der unmittelbaren Nähe eines Feindes, mit dem er noch nicht gerechnet hatte. Vanye streckte ihn nieder und sah sich zusammen mit Roh inmitten des Gewirrs der Sumpfbewohner. Die Angreifer liefen entsetzt vor dem Feuer auseinander, das Morgaine Woge auf Woge in ihre Horde schleuderte, ungezielt, so daß Tote über Tote fielen. Gras brannte, schnell gelöscht durch trampelnde Füße, als die Angreifer in panischem Entsetzen kehrtmachten.
Arrhendur-
Pfeile, Morgaines Energieschüsse verfolgten sie gnadenlos und mähten die zuletzt Laufenden reihenweise nieder.
Vanye fuhr zur anderen Seite herum und warf dabei einen Blick in Rohs Gesicht, das bleich und grimmig und befriedigt aussah. Und in der weiteren Drehung sah er Larrel am Boden liegen. Kessun beugte sich über ihn. Die Menge des Blutes, die ihn und Kessun bedeckte, ließ keine Hoffnung mehr, daß er überleben könnte; eine
khalur-
Lanze hatte den jungen
qhal
in den Bauch getroffen.
Noch während Vanye hinschaute, sprang Kessun auf, hob den Bogen und schickte in schneller Folge drei Pfeile hinter den fliehenden Shiua her. Ob er etwas traf, wußte er nicht; über das Gesicht des
khemeis
strömten Tränen.
»Pferde!« rief Morgaine.
»Khemeis
– in den Sattel! Dein Lord braucht dich!«
Kessun zögerte. Sein junges Gesicht war vor Kummer und Unentschlossenheit verzerrt. Dann gab Sharrn ihm denselben Befehl, und er sprang in den Sattel, seinen
arrhen
unter den toten Shiua zurücklassend. Noch machte sich der Schock bei ihm nicht bemerkbar. Vanye bemitleidete ihn und mußte gleichzeitig daran denken, daß zwei Mitglieder des Trupps ohne Pferde waren – nein, nur noch eins: Perrin hatte sich Larrels Tiers bemächtigt.
Und Roh führte ein Pferd der Shiua herbei, als die Gruppe sich bereits in Bewegung setzte. Sie galoppierten in gleichmäßigem Tempo los, wobei Kessun sich immer wieder umblickte.
Vor ihnen lag der Weiße Hügel, und die Gruppe kam näher. Morgaine gab Siptah die Zügel frei, und der Graue streckte sich und legte eine Geschwindigkeit vor, der keines der
arrhendur-
Pferde gewachsen war. Verzweifelt blieb Vanye zurück, doch sein Blick fiel auf den zerklüfteten Hügel, der auf so absonderliche Weise aus der Ebene aufstieg, und ein kalter
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