Morgaine 3 - Die Feuer von Azeroth
begleitet von den zarten
arrha,
die sich im Angesicht der zahllosen Lanzen zu ihm gesellten. Merir und seine Begleiterinnen legten einen gewissen Abstand zwischen sich, und die Pferde scheuten, als plötzlich die Kraft der Tore zu schimmern begann; eine
arrha
verlor das Gleichgewicht und stürzte; das Mädchen auf Larrels Pferd jedoch hielt mit Merir Schritt.
Als sich die andere
arrha
von dem Aufprall erholt hatte, rappelte sie sich bedrückt auf, kindgleich in ihrer Größe und Hilflosigkeit. Vanye ritt zu ihr, beugte sich mit einer verzweifelten Bewegung aus dem Sattel, grub seine Finger hinten in ihre Kleidung, wie es bei den Reiterspielen in Kursh gemacht wurde, zerrte das verwirrte Mädchen mit dem Bauch nach unten über den Sattel und ritt weiter. Morgaine verfluchte ihn aufgebracht wegen seiner Verrücktheit, und er warf ihr einen gequälten Blick zu.
»Bleib bei mir!« rief Morgaine ihm zu. »Wirf sie runter, wenn es nicht anders geht; bleib bei mir!«
»Halt dich fest!« sagte Vanye zu der
arrha;
mehr konnte er nicht für sie tun. Sein Pferd mühte sich bereits mit der zusätzlichen Last. Aber das zarte Kind versuchte sich aufzurichten und hämmerte ihm mit einer kleinen Faust gegen das Bein, bis ihm schließlich aufging, daß sie noch das Juwel in der Hand hielt und ihm das klarmachen wollte. Sie war ordentlich durchgeschüttelt worden; er steckte sein Schwert in die Scheide und zerrte sie mit einer Hand an ihrer Robe hoch, denn er wußte, wie sehr der Sattel ihr weh tun mußte. Dünne Arme legten sich um seinen Hals und klammerten sich fest: sie zerrte auf einer Seite, und er neigte sich in die andere Richtung. Dann warf sie ein Bein über das seine, wobei sie sich mit mehr Mut auf seinen Gleichgewichtssinn verließ, als er erwartet hatte. Das Shathana-Pferd ließ das Hin und Her über sich ergehen und taumelte nur ein wenig, und als sie endlich vor ihm saß, spürte er den unangenehmen Einfluß der Tor-Kraft ringsum: die
arrha
hatte die Kraft ihres Juwels entfesselt.
Da wußte er, was sie von ihm wollte, und setzte die Sporen ein. So schnell das Pferd konnte, hielt er auf Merir und die andere
arrha
zu – im direkten Widerspruch zu Morgaines Befehl, wie er es während der Partnerschaft nur selten getan hatte. Er reihte sich neben Merir und das andere Mädchen und hörte jemanden seitlich von sich herangaloppieren, und seine Vermutung bewahrheitete sich – es war Morgaine.
Er keuchte, und das Pferd geriet aus dem Tritt, als sie sich der Energiebrücke anschlossen, aber die kleine
arrha
klammerte sich fest, und er blinzelte, bis er wieder sehen konnte, bis er deutlich die ungleichmäßigen Lanzenreihen ausmachen konnte, die wie ein waagerechter Wald auf sie zukamen.
Es war Wahnsinn. Diese Masse konnten sie nicht aufhalten, einen solchen Zusammenstoß konnten sie nicht überleben. Alle Sinne lehnten sich dagegen auf, selbst als das Schrecknis der Tor-Kraft entlang der Linie tobte, die sie zu halten versuchten. Er dachte an die zusätzliche Kraft
Wechselbalgs,
die sich hier auswirken konnte, und dieser Gedanke erschreckte ihn noch mehr; aber Morgaine zog die Klinge nicht. Das rote Feuer ihrer schwächeren Waffe zuckte gegen die Angreifer und behandelte Pferde und Reiter mit gleicher Gnadenlosigkeit. Eine ganze Reihe von Tieren brach in die Knie; die nachfolgenden verloren in dem schreienden Gewirr das Gleichgewicht; wiederum andere umgingen das Hindernis, wobei zwar auch einige stürzten, doch nicht genug. Die Lanzen waren nun schon ganz dicht heran.
Vanye beugte sich zur Seite, als die Kraft der Tore wie eine Sense in die Reihe der Angreifer traf. In der Zone, in der die Strahlen sich kreuzten, wurden Pferde und Reiter umgerissen, doch die wenigen Angreifer, die schon weit vorgedrungen waren, blieben im Sattel. Sie galoppierten vorbei, waren aber meist zu verwirrt, um gezielt zuzuschlagen. Vanye blieb nichts anderes übrig, als sich zur Seite zu neigen und den Streichen auszuweichen. Eine Klinge prallte ihm gegen Helm und Schulter, als er sich über den Sattel beugte und die
arrha
mit seinem Leib zu beschützen versuchte. Das Pferd stolperte schwer, erholte sich knapp, und schon ritten sie über rauchende Leichen und Bewußtlose; mehr als einmal wurde er getroffen, ehe sie im Galopp durchbrachen. Morgaine gab Siptah eine Zeitlang die Zügel frei und ritt ein Stück voraus, den Sumpfbewohnern entgegen, die vor ihr wimmelten. Die Horde versuchte sich ihr zu stellen, eine Hecke angehobener Speere
Weitere Kostenlose Bücher