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Morgaine 3 - Die Feuer von Azeroth

Morgaine 3 - Die Feuer von Azeroth

Titel: Morgaine 3 - Die Feuer von Azeroth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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widerlegt diesen Eindruck. Aber was diese Völker verteidigt – mag von anderem Schrot und Korn sein.«
    Diese Äußerung paßte gut zu seinen Überzeugungen, daß sie nämlich auf gefährlichem Grat wanderten, zwar im Augenblick einigermaßen sicher, doch auf gefahrvolle Weise ahnungslos, verstrickt in etwas, das seine eigenen Wege kannte.
    »Achte auf die Worte, die du sprichst«, riet sie. »Wenn du die Kurshin-Sprache verwendest, äußere keine Namen, die hier bekannt sein könnten, in welcher Sprache auch immer. Ab jetzt sollten wir beide nur in der hiesigen Sprache sprechen. Du mußt sehen, daß du noch mehr davon lernst. Es geht um unsere Sicherheit, Vanye.«
    »Ich bemühe mich darum«, sagte er. Sie nickte anerkennend, und den Rest des Tages verbrachten sie damit, im Dorf und an den Feldrainen spazierenzugehen, miteinander zu sprechen, und Vokabeln zu üben, so gut sie sich seinem Gedächtnis einprägen wollten.
    Vanye hatte damit gerechnet, daß Morgaine am nächsten Morgen aufbrechen würde, doch sie tat es nicht; und als der Abend kam und er fragte, ob sie am nächsten Tag reiten wollten, zuckte sie die Achseln und ging gar nicht weiter auf seine Frage ein, weil sie gerade von etwas anderem sprach. Am nachfolgenden Tag jedoch fragte er nicht, sondern gab sich gelassen der Routine des Dorflebens hin, wie Morgaine es anscheinend längst getan hatte.
    Es war eine heilsame Ruhe, als wäre der lange Alptraum, den sie durchgemacht hatten, eine Illusion, als wäre dieser sonnige Fleck Erde die Wahrheit und Realität. Morgaine machte keine Bemerkung über das Weiterreisen, als könne sie durch ihr Schweigen alle Gefahren für sie und ihre Gastgeber bannen.
    Trotzdem schlug Vanye das Gewissen, wuchsen sich die Tage, die sie im Dorf verbrachten, doch bald zu mehr als einer Handvoll an. Einmal träumte er auch, während sie Seite an Seite schliefen – und zwar gleichzeitig, denn im Mittelpunkt einer so freundlichen Welt kam ihm Wachehalten unnötig vor: er erwachte schwitzend und schlief wieder ein und schreckte ein zweitesmal mit einem Aufschrei empor, der Morgaine nach ihren Waffen greifen ließ.
    »Schlimme Träume an einem solchen Ort?« fragte sie. »Wir haben schon an Plätzen übernachtet, da hättest du eher Anlaß dazu gehabt.«
    Trotzdem wirkte sie in jener Nacht besorgt und starrte noch lange Zeit ins Feuer. Worum es sich bei dem Traum gehandelt hatte, wußte er nicht mehr genau, nur schien der Vorfall in seiner Rückerinnerung so unheildrohend zu sein, wie das Anschleichen einer Schlange an ein Nest, ohne daß er etwas dagegen unternehmen konnte.
    Diese Menschen werden mich in meinen Erinnerungen verfolgen,
überlegte er bedrückt. Er und Morgaine hatten hier nichts zu suchen, und das wußten sie auch; trotzdem verweilten sie auf egoistische Weise, abseits von Zeit und Raum, auf der Suche nach ein wenig Frieden... den sie sich nahmen wie Diebe, die dem rechtmäßigen Eigentümer etwas stahlen. Er fragte sich, ob Morgaine dieselben Schuldgefühle hegte – oder ob sie sich als das Wesen, das sie nun einmal war, darüber hinaus entwickelt hatte, allein getrieben von dem Bedürfnis zu überleben.
    Beinahe hätte er die Sprache sofort darauf gebracht, doch sie war bedrückter Stimmung, und er kannte diese Anwandlungen. Und als er ihr am Morgen gegenüberstand, waren sie von anderen Leuten umgeben; und später verschob er die Diskussion erneut, denn wenn er die Frage genau bedachte, standen die Chancen außerhalb dieses Dorfes so schlecht, daß er keine Eile hatte, sich ihnen zu stellen: Morgaine sammelte ihre Kräfte und war noch nicht bereit, und es widerstrebte ihm, sie mit Argumenten zu bedrängen – und wenn die Macht sie überkam, war sie keiner Vernunft zugänglich; er wollte nicht der auslösende Faktor sein.
    So hielt er sich zurück, flickte seine Rüstung, fertigte Pfeile für einen Bogen, den er sich von einem ausgezeichneten Bogenmacher aus dem Dorf eingehandelt hatte. Er hatte die Waffe bewundert und erhielt sie als Geschenk angeboten, doch in seiner Verlegenheit schaltete sich Morgaine ein und bot dem Mann ein Gegengeschenk, einen seltsam gearbeiteten Goldring, der lange Zeit in ihren Sachen vergraben gewesen sein mußte. Dieser Vorfall beunruhigte ihn, vermutete er doch, daß das Schmuckstück ihr etwas bedeutet haben konnte, doch sie lachte und sagte, es wäre Zeit, das Ding zurückzulassen.
    So hatte er nun den Bogen und der Bogenmacher einen Ring, um den ihn seine Gefährten beneideten.

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