Morgaine 3 - Die Feuer von Azeroth
besser, und der Schweiß perlte an seinen Flanken herab und kitzelte ihn unter der Rüstung. »Wir hatten gehofft, daß sie nicht hierher kommen.«
»Von wo?« fragte Sersein. Die alte Frau legte die Hand auf die zusammengerollte Landkarte, die auf dem Tisch lag, Morgaines Werk. »Deine Fragen suchen das ganze Land ab, als wärst du auf der Suche nach etwas. Du bist nicht unsere Herrin. Dein
khemeis
stammt nicht aus unserem Dorf und ist nicht einmal ein Angehöriger unserer Rasse. Gewiß kommst du aus einem fernen Land, meine Lady. Ist das ein Ort, da solche Dinge oft geschehen? Und hast du so etwas erwartet, als du Eth dagegen losschicktest? Vielleicht hast du Gründe, die wir nicht verstehen können, aber, o Lady, wenn es das Leben unserer Kinder kostet – und du das gewußt hast –, hättest du es uns nicht sagen können? Und willst du es uns nicht jetzt sagen? Mach es uns begreiflich.«
Einen Augenblick lang herrschte absolutes Schweigen – Vanye hörte das Knistern des Feuers und von draußen das Meckern einer Ziege und das Weinen eines Kleinkinds. Die entsetzten Gesichter der Dorfältesten wirkten im kalten Licht der zahlreichen Fenster wie gefroren.
»Es sind Feinde unterwegs«, sagte Morgaine schließlich. »Und sie befinden sich überall in Azeroth. Wir passen auf und ruhen uns hier aus, und durch eure jungen Männer habe ich nach bestem Vermögen über euch gewacht – denn eure jungen Leute kennen die Wälder viel besser als wir. Ja, wir sind hier fremd, doch wir gehörten nicht zur Art des Feindes, die solche Dinge tun. Wir hatten gehofft, eine Warnung zu erhalten – allerdings keine solche Warnung. Eth gehörte – wie ihr selbst gesagt habt – zu den Jünglingen, die sich am weitesten vorwagten und die größten Risiken eingingen. Dies war mir bekannt. Ich habe ihn gewarnt. Ich habe ihn eindringlich gewarnt.«
Vanye biß sich auf die Lippe, und sein Herz hämmerte schmerzlich in der Erkenntnis, daß Morgaine ihm von alledem nichts gesagt hatte – denn er wäre losgezogen und nicht so zurückgekehrt wie Eth. Statt dessen hatte sie Unschuldige losgeschickt, Jungen, die keine Ahnung hatten, welche Gegner sie aus der Deckung scheuchen mochten.
Die Ältesten aber schwiegen nun, mehr aus Angst denn aus Zorn, und hingen gebannt an ihren Lippen.
»Kommt denn niemand aus Azeroth zu euch?« fragte Morgaine.
»Das solltest du am besten wissen«, flüsterte Bythein.
»Nun, es ist geschehen«, gab Morgaine zurück. »Außerdem lebt ihr dicht an der Ebene, und dort massieren sich Menschen, Fremde, bewaffnet und gewillt, die gesamte Azeroth-Ebene zu erobern, wie auch das umliegende Land. Sie hätten in jede Richtung ziehen können, aber sie haben sich diese ausgesucht. Sie zählen viele tausend. Vanye und ich können sie nicht aufhalten. Was Eth zugestoßen ist, war das Werk der Vorreiter dieser Horde, die Informationen suchten – und jetzt wissen sie, was sie wissen wollten. In dieser Lage kann ich euch nur einen unangenehmen Rat geben. Ruft die Dorfbewohner zusammen und zieht mit allem fort aus Mirrind; und wenn die Feinde weiter vorrücken, müßt ihr wieder fliehen. Es ist besser, Häuser zu verlieren als das Leben; es ist besser, so zu leben, als Menschen zu dienen, die zu solchen Dingen fähig sind, wie sie Eth erdulden mußte. Ihr könnt nicht kämpfen, deshalb müßt ihr fliehen.«
»Wirst du uns anführen?« fragte Bythein.
So einfach, so spontan in ihren Überzeugungen; Vanye drehte sich das Herz im Leib, und Morgaine schüttelte traurig den Kopf.
»Nein. Wir verfolgen unseren eigenen Weg, und es wäre für euch und uns am besten, wenn ihr vergäßet, daß wir je bei euch gewesen sind.«
Die Dorfbewohner senkten die Köpfe, einer nach dem anderen. Sie sahen aus, als ginge ihre Welt unter – was ja auch zutraf.
»Wir werden also mehr zu betrauern haben als Eth«, sagte Serseis.
»Heute nacht bleibt ihr noch hier«, sagte Sersein. »Bitte.«
»Eigentlich dürften wir nicht bleiben.«
»Bitte. Nur noch eine Nacht! Unsere Angst wird geringer sein, wenn ihr bei uns weilt.«
Mehr als Sersein ahnen konnte, hatte Morgaine die Macht, diese Menschen zu schützen; und zu Vanyes Überraschung neigte Morgaine den Kopf und erklärte sich einverstanden, Und noch am gleichen Tage lief erneutes Klagen durch das Dorf, als die Ältesten den anderen mitteilten, was sie erfahren hatten und was ihnen zu tun geraten worden war.
»Es sind naive Menschen«, sagte Vanye betont.
»Liyo,
ich habe Angst um
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