Morgaine 3 - Die Feuer von Azeroth
in
unseren
Wald«, bemerkte Sin – eine Mutmaßung, die den Kern der Sache nur allzu genau traf. Vanye zuckte die Achseln und verwünschte seine schnelle Zunge, die ihn sogar vor Kindern verraten hatte. Sie wußten, wie es um ihr Land stand, und vermochten einen Fremden zu erkennen, der nicht all das wußte, was er hätte wissen müssen.
»Woher kommst du?« fragte ein kleines Mädchen. Und fügte mit einem Anflug wonnigen Erschauderns und mit weit aufgerissenen Augen hinzu: »Bist du
sirren
?«
Andere wiesen diese Vermutung entrüstet von sich, und Vanye, dem seine Hilflosigkeit gegenüber diesen kleinen Gestalten bewußt war, neigte den Kopf und beschäftigte sich damit, das Schwert an seinen Gürtel zu hängen. Er zog am Ring des Gurtes, der quer über seine Brust führte, zog das Schwert hinten auf die Schulter, hakte es an seiner Seite fest. »Ich habe zu tun«, sagte er schließlich und entfernte sich. Sin wollte ihm folgen. »Bitte nein«, sagte er, und Sin blieb zurück und blickte ihm besorgt und nachdenklich nach, was Vanye nicht zu trösten vermochte.
Er kehrte zum Versammlungshaus zurück und fand dort Morgaine, die mit den Klanältesten und einigen jungen Männern und Frauen zusammensaß, welche ihr Tagewerk liegenließen, um sie zu versorgen. Leise näherte er sich, und sie machten ihm wie zuvor Platz. Lange Zeit lauschte er auf die Gespräche, die sich zwischen Morgaine und den anderen entwickelten, und verstand hie und da einen kurzen Satz oder den Sinn einer Äußerung. Manchmal unterbrach sich Morgaine, um ihm ein wichtiges Wort zu übersetzen – unbekannte Themen für sie, denn es wurde viel von der Ernte gesprochen, von den Herden und den Wäldern, von den Dingen, die sich im Dorf abspielten.
Wie ein Dorf,
dachte er,
das mit seinem Oberherrn über den Stand der Dinge spricht.
Aber sie akzeptierte dies und lauschte mehr als daß sie sprach, wie es ihre Gewohnheit war.
Endlich verabschiedeten sich die Dorfbewohner, und Morgaine ließ sich am Feuer nieder und entspannte sich. Er trat zu ihr und kniete vor ihr nieder, bedrückt durch das Geständnis, das er ihr machen mußte, daß er sie nämlich an die Kinder verraten hatte.
Als er geendet hatte, lächelte sie. »Ah so. Na, ich sehe darin keinen großen Schaden. Ich habe noch nicht viel darüber herausfinden können, wie die
qhal
mit diesem Land verbunden sind, doch auf jeden Fall gibt es hier so seltsame Dinge, Vanye, daß ich nicht recht weiß, wie wir verheimlichen wollen, daß wir hier fremd sind.«
»Was bedeutet
elarrh?
«
»Das Wort leitet sich von
arrh
ab, und das bedeutet
hochstehend
oder
nobel,
oder von
ar,
das für
Macht
steht. Die Worte sind verwandt, es könnte sich um jede der beiden Bedeutungen handeln, je nachdem in welcher Situation – um jede oder beide: denn wenn man einen
qhal-Lord
in den alten Tagen als
arrhtheis
anredete, meinte man damit sowohl seinen Status als
qhal
und die Macht, über die er verfügte. Damals war für die Menschen jeder
qhal
ein Lord und wurde entsprechend tituliert, und die Macht war die Macht der Tore, die stets diesen Wesen offenstanden, nie aber den Menschen... es liegt darin eine irgendwie beunruhigende Bedeutung.
Elarrh,
etwas, das zur Macht gehört oder zu den Lords. Ein Objekt – der Anbetung oder der Gefahr. Ein Ding, das – Menschen nicht berühren.«
Je mehr Vanye die
qhalur-
Sprache erfaßte, um so mehr beunruhigten ihn
qhalur-
Gedanken. Soviel Arroganz war hassenswert – wie auch andere Dinge, die Morgaine ihm erzählt hatte und die er nie vermutet hätte: über
qhalur-
Manipulationen an Menschen, über Dinge, die an die Grundfesten seiner Heimatwelt rührten – und das bestürzte ihn zutiefst. Er vermutete, daß noch viel mehr unausgesprochen blieb, über Dinge, die zu offenbaren sie nicht wagte. »Was willst du diesen Menschen sagen?« fragte er. »Wann willst du sprechen über den Kummer, den wir in ihr Land tragen.
Liyo,
wofür halten sie uns, was wollen wir ihrer Meinung nach bei ihnen?«
Sie runzelte die Stirn und beugte sich vor, die Arme auf die Knie gestützt. »Ich vermute, daß sie uns beide für
qhal
halten, dich vielleicht für einen Halbling... doch wie sehr und mit welcher Einstellung, danach zu fragen habe ich noch nicht die richtigen Worte gefunden. Sollten wir sie warnen? Ich täte es gern. Doch ich wüßte auch gern, was für Dinge wir hier wachrufen würden, wenn ich es täte. Diese Menschen sind sanftmütig; nichts, was ich hier beobachtet und gehört habe,
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