Morgaine 3 - Die Feuer von Azeroth
gekommen ist – und dann würden wir euch nicht durchlassen.«
Das war klar und deutlich, und Vanyes Hand krampfte sich um den Schwertgriff. Er verhielt in höchster Konzentration, nicht nur wegen der drei, die im Saal vor ihm standen, sondern auch wegen der zahlreichen unverteidigten Fenster ringsum. Im Feuerschein waren sie für jeden Bogenschützen ein leichtes Ziel.
»Ihr seid gut informiert«, sagte Morgaine. »Habt ihr mit den Mirrindim gesprochen? Ich glaube nicht – wenn ihr uns für Feinde haltet.«
»Wir haben im Wald Fremde gefunden und uns mit ihnen beschäftigt. Und wir sind nach Mirrind gekommen und haben herumgefragt und erfuhren von euch. Man hat gut über euch gesprochen, aber kennt man euch wirklich?«
»Ich will euch sagen, was ich schon den Dorfbewohnern offenbart habe: eine Invasion hat in eurem Land begonnen. Durch die Feuer von Azeroth sind Menschen und
qhal
gekommen, ein gieriges und gefährliches Volk aus einem Land, in dem Gesetz und Vernunft längst begraben sind. Wir fliehen vor ihnen, Vanye und ich... aber wir haben sie nicht hierhergeführt. Sie irren herum, sie sind auf der Suche nach geeigneter Beute, und sie haben Mirrind gefunden. Ich hoffe, daß die Art und Weise, wie ihr euch mit ihnen beschäftigt habt, nicht einen einzigen hat entkommen lassen, damit er die Hauptstreitmacht warnen konnte. Sonst sind sie bald hier.«
Der
qhal
zeigte sich über Morgaines Äußerung beunruhigt und blickte seine Begleiter an.
»Habt ihr Waffen, mit denen ihr das Dorf beschützen könntet?« fragte Morgaine.
»Darauf antworten wir dir nicht.«
»Übernehmt ihr wenigstens im Dorf das Kommando?«
»Es untersteht immer unserer Aufsicht.«
»Und nur aus diesem Grunde hieß man uns hier willkommen – weil man uns als
qhal
erkannte.«
»Aus diesem Grunde wurdet ihr hier mit offenen Armen empfangen.«
Morgaine neigte den Kopf, als unterstelle sie sich einer höheren Macht. »Nun, jetzt verstehe ich viele Dinge, die mich bisher verwirrten. Wenn Mirrind ein Ergebnis eurer Fürsorge ist, so spricht das für euch. Eins will ich euch sagen: Vanye und ich kehren nach Azeroth zurück, um gegen die Wesen zu kämpfen, die jenen Ort im Augenblick besetzen – und wir reiten dorthin, ob wir nun eure Erlaubnis haben oder nicht.«
»Du bist arrogant.«
»Und bist du das nicht auch, mein Lord
qhal?
Du hast gewißlich deine Rechte – aber nicht mehr Rechte als wir.«
»Solche Arroganz leitet sich von Macht her.«
Morgaine zuckte die Achseln.
»Erbittet ihr die Erlaubnis, durch Shathan zu reiten? Die braucht ihr. Und ich kann sie euch nicht geben.«
»Ich wäre froh, hätte ich die Zustimmung deines Volkes, aber wer kann sie mir geben und aufgrund welcher Autorität, wenn du mir die Frage verzeihst?«
»Wohin du auch reitest, du wirst ständig unter unseren Blicken sein, Lady – du, deren Sprache seltsam klingt, deren Verhalten noch seltsamer anmutet. Ich kann dir kein Ja oder Nein versprechen. Ich spüre etwas in dir, das mich auf das Äußerste beunruhigt, und du stammst nicht aus diesem Land.«
»Nein«, räumte Morgaine ein. »Unsere Flucht hat ihren Anfang nicht in Azeroth. Es ist euer Unglück, daß die Shiua-Horden sich ausgerechnet diese Richtung ausgesucht haben, aber das war nicht unser Werk. Sie werden von einem Halbling
qhal
namens Hetharu angeführt und von einem Halblings-Menschen namens Chya Roh i Chya; doch selbst diese beiden haben die Horde nicht ganz unter Kontrolle. Diese Wesen kennen keine Gnade. Wollte man ihnen entgegentreten, würde man wohl sterben wie Eth. Ich fürchte, sie haben euch bereits ihre wahre Natur offenbart; und ich wünschte, sie hätten sich gegen mich gewandt und nicht gegen Eth.«
Die drei wechselten Blicke, und schließlich neigte der vorn stehende
qhal
den Kopf. »Reitet am Fluß entlang, nach Norden, wenn ihr leben wollt. Die kleine Verzögerung, die erforderlich ist, um unseren Oberherrn zufriedenzustellen, mag euch das Leben retten. Es ist nicht weit. Wenn ihr nicht darauf eingehen wollt, werden wir euch mit den anderen zu unseren Feinden zählen müssen. Freunde würden zu uns kommen und mit uns sprechen.«
Und ohne ein weiteres Wort machten die drei
qhal
kehrt – die eine Gestalt im Schatten war eine Frau. Sie verschwanden so lautlos, wie sie gekommen waren.
Morgaine fluchte leise und aufgebracht.
»Machen wir die Reise?« fragte Vanye. Er war nicht begierig darauf, andererseits hatte er keine Lust, sich mehr Feinde zu machen, als sie ohnehin
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