Morgaine 3 - Die Feuer von Azeroth
Sezar, »wenn wir dem Problem aus dem Weg gehen wollen, und ich hoffe, daß das deinen Wünschen entspricht.«
Morgaine runzelte die Stirn und nickte, und sie ritten weiter. Ab und zu erklangen weitere Warnungen, und den ganzen Tag hindurch ritten sie in Richtung Osten, dem Bogen Azeroths folgend – und das Land kam ihnen irgendwie bekannt vor, obwohl sie einen anderen Weg ritten. »Wir sind in der Nähe von Mirrind«, bemerkte Morgaine schließlich, was auch mit Vanyes Ortssinn übereinstimmte, obwohl er durch das Hin und Her des Weges und die Fremdartigkeit des Himmels ein wenig durcheinandergeraten war. »Du hast recht«, sagte Lellin. »Wir befinden uns nördlich davon; am besten bleiben wir dem Rand Azeroths so weit wie möglich fern. Das raten uns die Signale.«
Am Abend hatten sie die Mirrind-Gegend wieder verlassen und überquerten einen kleinen Fluß nach dem anderen, Wasserläufe, die kaum dazu angetan waren, die Hufe der Pferde zu benetzen. Dann erreichten sie eine Baumgruppe, von denen viele mit weißen, im Wind flatternden Bändern umwickelt waren.
»Was ist das?« wandte sich Vanye an Lellin, hatte er solchen Baumschmuck doch schon in Mirrind gesehen; er hatte aber nicht danach gefragt, weil solche Bänder in Shiuan eine unheildrohende Bedeutung hatten. Lellin zuckte die Achseln und lächelte.
»Kennzeichnungen für die Holzfäller. Wir nähern uns dem Dorf Carrhand. Auf diese Weise kennzeichnen wir für die Dorfbewohner die Bäume, die gefällt werden dürfen, wegen des Holzes, wenn Bedarf besteht, damit die besten Bäume überleben und sie die am wenigsten schön gewachsenen nehmen. So gehen wir in ganz Shathan vor, zu ihrem und unserem Vorteil.«
»Wie Gärtner«, bemerkte Vanye, verblüfft über ein solches System, denn in Andur gab es auch große Wälder und ebenso in Kursh, aber überall fällten die Menschen die Bäume nach Bedarf und wurden dennoch beinahe vom Wald überwuchert.
»Ja«, sagte Lellin und schien sich über die Bemerkung zu freuen. Er tätschelte den im Schatten liegenden Stamm eines alten Baums, an dem sie vorbeikamen. »Wir sind viel unterwegs, doch ich bin in diesem Teil des Waldes mehr herumgekommen als in jedem anderen und kann wohl behaupten, daß ich diese Bäume kenne wie ein Dorfbewohner seine Ziegen. Der alte Bursche dort hat mir seit meiner Jugend den Weg gewiesen; damals war er nur ein wenig schlanker. Gärtner, o ja! Und wenn sich Unkraut bildet, nun, dann kümmern wir uns auch darum.«
In diesen Worten, sagte sich Vanye, lag ein unangenehmer Unterton, hatten sie doch nichts mit Bäumen zu tun.
»Es wird Zeit, das Lager aufzuschlagen«, sagte Morgaine. »Hast du einen Ort im Sinn, Lellin?«
»Carrhend. Man wird uns im dortigen Versammlungshaus aufnehmen.«
»Sollten wir wirklich ein weiteres Dorf in Gefahr bringen? Ich würde lieber im Wald übernachten, als dieses Risiko einzugehen.«
Lellin deutete eine Verbeugung an, die im Gehen mehr auf einen tänzelnden Rückwärtsschritt hinauslief. »Das glaube ich dir gern, Lady, aber du brauchst keine Sorge zu haben. Morgen früh werden unsere Pferde dorthin gebracht, und die Gegend ist ziemlich sicher. Ihr werdet dort Leute treffen, die ihr kennt; einige Mirrindim haben in Carrhend Schutz gesucht, soweit sie es nicht vorzogen, bei ihren Feldern zu bleiben.«
Morgaine blickte Vanye an, doch er äußerte sich nicht zu der Frage, sondern war nur insgeheim froh, als sie das Angebot annahm. Gut zwei Jahre hatte er unter freiem Himmel verbracht, Mirrind aber hatte ihm den Luxus zu Bewußtsein gebracht, den er sich für immer aus dem Kopf geschlagen hatte, seit er Morgaines Launen folgen mußte. Die Erinnerungen an die Vormittage in Mirrind standen ihm klar vor Augen, das herrlich frische Brot, die Butter. Das Bild war so real, daß er förmlich den Geschmack im Munde hatte. Allmählich verlor er wohl die Abgebrühtheit, die er in seiner Position brauchte. Der Reisestil der Shathana war allzu angenehm – und doch hatten sie an diesem Tag schon eine große Strecke zurückgelegt und waren einer unbekannten Gefahr aus dem Weg gegangen.
Auf dem Weg erschien Sezar und schritt mit der Gruppe durch die zunehmende Dunkelheit. Gleich darauf entdeckten sie den Waldrand und die Weite von Feldern. Sie umgingen die offene Fläche, im Schatten des Waldes bleibend, und erreichten mit Beginn der Dunkelheit Carrhend.
Die Dorfbewohner strömten den Gästen entgegen. »Sezar! Sezar!« riefen die Kinder begeistert. Sie scharten sich um
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